Saftpresse hat geschrieben:Mein lieber Mugabe, in Ihrem Beitrag unter "Moderator" zitieren Sie meine Äußerung zu den Konsonanten, gehen aber argumentativ nicht darauf ein(...) "Schifffahrt" wird jetzt wie "Schifffracht" mit drei "f" geschrieben, weil es - sorry, Herr Mugabe - LOGISCH ist.
Da die Dreikonsonanten-Neuregelung keine ist, mit der die Reform steht oder fällt, gestehe ich das jetzt einfach mal zu.
Die Neuerungen, mit denen sie steht und fällt, sind 1. Die veränderte 'ss/ß'-Schreibung und 2. die vermehrte Getrenntschreibung.
(Schon weniger entscheidend sind 3. die vermehrte Großschreibung und 4. die Liberalisierung der Kommasetzung. Der 5. Punkt, die sogenannte "Stärkung des Stammprinzips", ist keine Neuregelung, sondern besteht nur in einer willkürlich zusammengestellten Liste von Neuschreibungen wie <i>platzieren</i> - wegen <i>Platz</i> -, <i>Quäntchen</i> - wegen [was etymologisch nicht stimmt] <i>Quant</i> - , <i>Tollpatsch</i> - wegen [was etymologisch nicht stimmt] <i>toll</i> - u.ä. mehr. Logisch in dem Sinne, daß ein Kind sich auf das Stammprinzip als Schreibregel verlassen könnte, ist sie nicht - man soll auch nach der Reform <i>selig</i> und nicht <i>seelig</i> schreiben, <i>Palästinenser</i> und nicht <i>Palästinänser</i>, <i>Montag</i> und nicht <i>Mondtag</i> usw. usw. usw. usf. Schließlich gibt es 6. noch Einzelheiten wie die Liberalisierung der Silbentrennung oder eben die Dreikonsonantenregel )
- Wenn ich mich zunächst einmal der ss/ß -Schreibung widmen darf?
Saftpresse hat geschrieben:Es wurde die frühere "ß"-Schreibung reformiert, Beeblebrox.
Also kurze Vokale, auf die vorher ein "ß" folgte (huch, hätte beinahe "volgte" geschrieben!?!?), werden jetzt von "ss" gefolgt.
Fluss, Kuss z.B. (...) Die Regel wurde reformiert, weil es für Kinder zu schwer zu merken war.
- Aus einer Studie des (früher: Bielefelder, jetzt:) Leipziger Erziehungswissenschaftlers Prof. Harald Marx (<i>Marx, H. [1999]. Rechtschreibleistung vor und nach der Rechtschreibreform: Was ändert sich bei Grundschulkindern? Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und pädagogische Psychologie, 31(4), S. 180-189, Verlag Hogrefe, Göttingen</i>) wissen wir:
»<i>Es gibt nach anderthalb Jahren Unterricht nach neuer Rechtschreibung (noch?) keinen allgemeinen Erleichterungseffekt. Die Rechtschreibleistungen zwischen den Klassenstufen vor und nach der Rechtschreibreform unterscheiden sich nämlich nicht in den reformunkritischen Wörtern. Aber es gibt Unterschiede bei den von der Reform betroffenen s-Laut-Wörtern. Diese fallen jedoch zuungunsten der Rechtschreibreform aus. D. h., die reformkritischen s-Laut-Wörter werden nach der Reform nicht seltener, sondern häufiger falsch geschrieben. Zusätzlich gibt es noch ein weiteres Problem. Offensichtlich führen die reformbedingten Andersschreibungen beim ß und ss auch bei s-Laut-Wörtern, die nicht von der Reform betroffen sind, zu unzulässigen Verallgemeinerungen bzw. Unsicherheiten und somit zu einer höheren Fehlerquote.</i>«
Die Neuregelung der 'ss/ß'-Schreibung ist für Kinder <i>schwerer</i> zu verstehen als die herkömmliche (wie ich im Strang "Moderatoren" schon sagte: In Österreich-Ungarn ist man nach 20 Jahren Erprobung an den Schulen bereits 1902 zu diesem Schluß gekommen). Ein scharfes 's' vor Konsonanten oder am Wortende konnte bislang nur als 's' (<i>Eis</i>, <i>fast</i>, <i>das</i>) oder eben als 'ß' (<i>Weiß</i>, <i>faßt</i>, <i>daß</i>) geschrieben werden - jetzt ist als dritte Möglichkeit das 'ss' hinzugekommen. Das <i>ist</i>, liebe Saftpresse, für Kinder schwieriger. Das Hauptproblem beim Erlernen der Schreibung des 's'-Lauts ist es für ein Kind, unterscheiden zu lernen, wo ein einfaches 's' zu schreiben ist und wo nicht. Die allermeisten Erwachsenen haben es in der Vergangenheit mit der herkömmlichen Regelung gelernt. Deshalb bereitet ihnen - anders als den Kindern - die Neuregelung auch keine Schwierigkeiten: Wenn man erst einmal weiß, wann man <i>daß</i> zu schreiben hat, dann hat man natürlich keine Schwierigkeit mehr, das 'ß' durch 'ss' zu ersetzen. Kindern aber ist mit der Ersetzung von <i>daß</i> durch <i>dass</i> nicht geholfen, weil sie wie gesagt vor allem lernen müssen, wo man <i>das</i> schreibt.
So einleuchtend Ihnen, liebe Saftpresse, die Neuregelung auch erscheinen mag: Für Kinder ist sie es <i>nicht</i>.