gräßliche weihnachtsmärkte

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Frank N.
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Beitrag von Frank N. »

justine hat geschrieben:(Psssst: es geht hier um den gräßlichsten und nicht den besten Weihnachtsmarkt!)
*leise zurück* Habe ja nicht behauptet, daß der Nürnberger der beste ist. Wer nicht auf ein mittelalterliches Stadtbild steht, dem wird er nicht gefallen -> gräßlich -> Thema! :D Sie wollen mich doch nur bei den Postings überholen, das ist fast so schlimm wie ein gräßlicher Weihnachtsmarkt. :cry:
*Gerstacker Glühwein schlürfend und leicht verbittert ab*
schnorchel
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Beitrag von schnorchel »

Der gräßlichste Weihnachtsmarkt ist der in Verden an der Aller! Dort stand ich einmal mit einem Edelsteinstand (Edelstein-Reste sind noch sehr günstig bei mir zu bekommen) und musste mir 4 Wochen lang folgendes Szenario anschauen: 5 Sperrholzbuden mit Kunsthandwerk (In Polen bedruckte Kelly-Family Bettlaken, Autopoliermittel, und dergleichen mehr) in einer Reihe aufgebaut, dem gegenüber 1 Karussell sowie 1 Döner und eine Süßigkeitenbude. Der Markt hatte täglich von 9 - 20 Uhr geöffnet, auch am Wochenende. Und es gab nicht einen einzigen Tag an dem mehr als 10 Personen gleichzeitig über den Weihnachtsmarkt schlenderten. Es war die absolut ödeste Zeit in meinem ganzen Leben. Täglich bestellte der Dönerbudenmann (Es handelte sich bei Ihm um einen konkurs gegangenen Landwirt aus der Region) bei der Frau aus dem Süssigkeitenstand "Einmal von hinten", womit er die Banane im Schokomantel meinte, die aufgestellten Lautsprecher röhrten Tag ein, Tag aus die gleiche Weihnachtpopsmusik-CD und es war bei Strafe verboten seine Bude einfach dicht zu lassen. Ein einziges Mal gab es Aufregung unter den Weihnachtsbudeninhabern, dann nämlich als in einer der Buden in der Nacht eingebrochen wurde. Aber nicht etwa in meiner Bude, die ich natürlich ob der wertvollen Kristalle hoch versichern liess, sondern in der Bude mit dem Kelly-Family-Bettlaken. Ich brauche wohl nicht erwähnen, dass unsere beiden Buden, die vom Polen und die mein über haargenau die gleich Schliessvorrichtung verfügten, und dass seine Bude natürlich nicht versichert war, was aber meiner Meinung nach egal ist, weil er eh das meiste von uns allen eingenommern hat.
Ich hasse nunmehr Gesamtverden. Ich werde nie wieder einen Fuss in diese Kaff setzen und auch auf Weihnachtsmärkten tummel ich mich nur noch selten. Den Beruf des Edelsteinhändlers habe ich zwischenzeitlich ebenfalls an den Nagel gehangen.

Schnorchel
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Pelzer
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Beitrag von Pelzer »

eine super-geschichte, respekt! edelsteinverkäufer, wenn da mal nicht direkt ein weiteres thread-thema herausschaut: wer hatte den abwegigsten job? ich kann leider mit keinem besonderen dienen, darum müßte jemand anderes den strang eröffnen, ich war bloß mal siebbeschichter in einer druckerei für minderwertiges porzellan, aber das war kein bißchen irre, nur irre langweilig.

aber ein kelly-family-bettlaken-stand und bananen von hinten - verden ist ein heißer anwärter auf den preis für den gräßlichsten weihnachtsmarkt.
justine
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Beitrag von justine »

schnorchel hat geschrieben:Täglich bestellte der Dönerbudenmann (....) bei der Frau aus dem Süssigkeitenstand "Einmal von hinten", womit er die Banane im Schokomantel meinte,
Mir wird schlecht, örks!

Aber Sie haben recht, das war wohl der trostloseste bisher. Herzlichen Glückwunsch.

Gabs an dem Stand gegenüber auch Spiegel mit aufgedruckten Sex-Positionen und Elvisportraits?
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Saftpresse
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Beitrag von Saftpresse »

Übrigens war ich gestern auf dem WMarkt in HH auf dem Rathausmarkt. Dieser komische Schlitten (mir gefiel der auch nicht) ist jetzt weg.
die sagenhafte Saftpresse...

...vermöbelt gerne Büttenredner.
Padron Bavariae
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Beitrag von Padron Bavariae »

Pelzer hat geschrieben:allerdings war ich schon seit jahren nicht mehr auf dem nürnberger christkindlesmarkt, insofern kann ich nicht bestätigen, ob er immer noch so herzerwärmend ist wie ich ihn aus meiner kindheit in erinnerung habe
Als Kind war der Nürnberger Christkindlasmargd auch für mich absolut herzerwärmend. Spätestens als ich dann aber im 150 Meter Entfernung in einer WG mein Quartier aufgeschlagen hatte und die komplette Adventszeit hindurch für jede Besorgung durch den Markt oder zumindest knapp an ihm vorbei mußte, hat sich die einstige Herzerwärmung in Wut, Zorn und Gesellschaftskritik verwandelt. Das liegt jedoch weniger am Markt selbst als an den Besuchern.

Eine Randnotiz noch für Interessierte: Entgegen allen Vemutungen läßt es sich in der Gegend des Hauptmarktes während der Adventszeit weitaus besser parken als in der Nichtadventszeit. Wahrscheinlich, weil sich keiner reintraut.
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Ryan
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Beitrag von Ryan »

Padron Bavariae hat geschrieben:(...) hat sich die einstige Herzerwärmung in Wut, Zorn und Gesellschaftskritik verwandelt.
Aha, leiden Sie auch zwischendurch an Soziophobie?
Padron Bavariae
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Beitrag von Padron Bavariae »

Ryan hat geschrieben:Aha, leiden Sie auch zwischendurch an Soziophobie?
Wenn sich Soziophobie auf den Straßenpöbel beschränkt - ja, zwischendurch schon.
Ansonsten erfülle ich die nötigen Kriterien (leider) nicht.
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Frank N.
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Beitrag von Frank N. »

Ryan hat geschrieben:
Padron Bavariae hat geschrieben:(...) hat sich die einstige Herzerwärmung in Wut, Zorn und Gesellschaftskritik verwandelt.
Aha, leiden Sie auch zwischendurch an Soziophobie?
Genau das macht den Weihnachtsmarktbesuch mit graduellen Unterschieden so gräßlich. Das Spannungsverhältnis besinnliche Vorweihnachtszeit, leckere Düfte nach Zimt, Glühwein etc. einerseits und die geballt hektische Präsenz von Menschen-/Touristenmassen kann nur in Soziophobie und schnellstmöglicher Flucht enden. Ich war in der gleichen Situation wie Herr Padron und mir ging es genauso. Wenn das Besondere/Außergewöhnliche tief und einschneidend das eigene Leben tangiert oder gar einschränkt, dann schlägt
Pelzer hat geschrieben:...herzerwärmend...
schnell in das Gegenteil um.
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Ryan
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Beitrag von Ryan »

Ja, das stimmt 100%ig. Auch ich leide an solchen Anlässen mehrheitlich an soziophobischen Anfällen (z.B. hektisches, exzessives Trinken von alkoholhaltigen Getränken, Redefluss, in immer kürzeren Abständen urinieren).
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Frank N.
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Beitrag von Frank N. »

Ryan hat geschrieben:Auch ich leide an solchen Anlässen mehrheitlich an soziophobischen Anfällen (z.B. hektisches, exzessives Trinken von alkoholhaltigen Getränken, Redefluss, in immer kürzeren Abständen urinieren).
Dann zeigen Sie erste Symptome, wehret den Anfängen :( :
Die Soziophobie bzw. Sozialphobie ist neueren epidemiologischen Studien zufolge die häufigste Angststörung in der Gesamtbevölkerung: Im Verlauf ihres Lebens erkranken 10 bis 15 Prozent.
In Deutschland sind nach Untersuchungen des Münchner Max-Planck-Instituts für Psychiatrie etwa 1,5 Millionen der 15- bis 65-Jährigen betroffen: beide Geschlechter, alle sozialen Schichten sowie Menschen unterschiedlichster Bildungsgrade gleichermaßen.
Andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Frauen doppelt so oft, zumindest aber häufiger unter einer Soziophobie leiden wie Männer und dass sie stark vom Bildungsniveau abhängt: Je höher Bildung und Einkommen, umso häufiger die Erkrankung. Auch „soziale Aufsteiger“ sollen eher unter einer Soziophobie als unter einer anderen Angststörung leiden.
Wieder andere Studien zeigen, dass die Betroffenen oft eine weniger gute Schulbildung haben, weniger hohe Berufspositionen erreichen und schlechter verdienen.
Auf eine oder zwei Ängste begrenzte (z.B. nur Furcht vor öffentlichem Sprechen/Essen/ Musizieren), so genannte nicht-generalisierte Soziophobien, sind eher selten.
Deutlich häufiger tritt die zweite Variante auf, die generalisierte Sozialphobie. Sie umfasst Ängste in sehr vielen sozialen Situationen (siehe oben) und vor Interaktionen, d.h. vor Begegnung oder Kontakt mit Menschen. Betroffen sind mehr Frauen als Männer.
Die Sozialphobie verläuft chronisch. Sie entwickelt sich typischerweise in der Pubertät bzw. im frühen Erwachsenenalter (selten nach dem 20. Lebensjahr), bleibt aber meist unerkannt.
Bei 50 Prozent entwickelt sie sich bis zum 12. Lebensjahr. Untersuchungen zur Familiengeschichte haben gezeigt, dass Kinder, die ohne (leibliche) Eltern aufwachsen, und Kinder von Eltern mit einer sozialen Phobie besonders gefährdet sind. Ein enger Zusammenhang besteht zum Erziehungsstil: eine überbehütete Kindheit, die ein selbstsicheres und unabhängiges Verhalten wenig förderte; ein Mangel an liebevoller Zuwendung und Wertschätzung, die eine Bewältigung der ursprünglichen Fremdenangst behinderten.
Die soziale Phobie ist in 70 bis 80 Prozent der Fälle mit zahlreichen Entwicklungsrisiken (beruflich, gesellschaftlich, sozio-ökonomisch) und gesundheitlichen Komplikationen verbunden, am häufigsten mit Depressionen, anderen Angststörungen sowie Alkoholismus.
Einer amerikanischen Studie mit 180 000 Sozialphobikern zufolge geraten 35 Prozent zusätzlich in eine Depression, 6 Prozent entwickeln eine Panikstörung und/oder werden abhängig von Alkohol (11 Prozent) oder Beruhigungsmitteln (3 Prozent).
Sozialphobiker sind in hohem Maße Singles. Je nach Studie leben zwischen 36 und 68 Prozent ohne Partner.
Sozialphobiker haben ein sechsmal höheres Suizidrisiko als die übrige Bevölkerung.
Die Betroffenen suchen selten frühzeitig therapeutische Hilfe, sondern meist erst dann, wenn äußere Ereignisse (z.B. eine Beförderung, ein anstehender öffentlicher Auftritt) oder eine Begleiterkrankung (z.B. Depression) sie zwingen.
Nur sieben bis acht Prozent lassen sich therapieren.
Wenngleich mehr Frauen betroffen sind, befinden sich meist Männer in Behandlung. Als ein möglicher Grund werden traditionelle Rollenverständnisse diskutiert: Frauen wird „Zurückhaltung“ nicht verübelt, von Männern nicht erwartet.
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Ryan
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Beitrag von Ryan »

Na, da bin ich jetzt schlauer. Danke. Ich werde mich gleich therapieren lassen. Aber wo? Im Chat? Im GB? Hier? Auf einem Weihnachtsmarkt?
Tischlampe
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Beitrag von Tischlampe »

Wenn ich nicht seit Sonntag auf dem Kunsthandwerkermarkt in Regensburg stünde, hätte ich eher hier reingeschrieben... dass es auch Märkte ohne Besoffene, Dudelmusik, Stress, Billignippes oder -Futter gibt.
Hab mich seit 10 JAhren wieder mal unters verkaufende Freak-Volk begeben, und es macht, abgesehen vom Wetter, einen Heidenspass. Der rechte Standnachbar ist Rauchwarenspezalist, der linke bringt ständig selbstgebrautes Bier aus dem bayer. Wald mit.
Und nach Feierabend ists fast so schön wie beim Wintercamping mit den besten Freunden von früher.
Und das zum Festgehalt.
Tischlampe
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Cherno Jobatey
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Beitrag von Cherno Jobatey »

Der gefährlichste Weihnachtsmarkt ist jedenfalls der auf dem Stuttgarter Schloßplatz.

Bild

(Nun gut. Wenigstens in Deutschland. Auf dem Weihnachtsmarkt von Bagdad oder dem von Teheran war ich natürlich noch nicht)
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Quodlibet
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Beitrag von Quodlibet »

Weit gefehlt, denke ich, da ging es ja nur heiß her und immerhin wird Weihnachten auch das Lichterfest genannt.

Der Berliner Weihnachtsmarkt am Opernpalais ist hingegen für seine Bombenstimmung bekannt:
Gegen 17 Uhr rannte eine Hundertschaft Polizisten über den Weihnachtsmarkt am Opernpalais und forderte in forschem Ton die Leute auf, den Platz zu räumen. Wer nicht schnell genug seinen Glühwein getrunken hatte, musste damit rechnen, dass ihm die Tasse aus der Hand geschlagen wurde. Die Polizisten drängelten und schoben, sie schubsten und brüllten. "Ich hab Glück gehabt, dass meinem Kind nichts passiert ist", sagte eine empörte Mutter aus Pankow. Polizeisprecher Bernhard Schodrowski gab später eine Sprachregelung vor: "Wir haben sicher und sehr schnell auch gegen den Widerstand einiger Besucher den Weihnachtsmarkt geräumt.
(Quelle: http://www.berlinonline.de/.bin/mark.cg ... 0ger%e4umt
"Die Dynamik der Verbesserung lässt etwas nach" Frank-Jürgen Weise
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