Missglückte Romananfänge, -enden, -mittelstücke usw.

Hauptforum - die Lobby eben.
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ruffel
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Beitrag von ruffel »

Die Blaskapelle maschierte die Prachtallee entlang: "Dschingderassabum!!! Pong! Pong! Pong! Düdelüdelütütüt! Täääääterääätätääääätääää!!!" Vincent stand in einer Nische zwischen zwei Häusern und hatte sich seinen Hut so tief ins Gesicht gezogen, dass nur noch eine ausgeprägte, kühne Adlernase zu sehen war. Sein Alter war unschätzbar und er schien ein wertvoles Ego zu besitzen. Nachdem die Kapelle an ihm vorbeigezogen war, strich er wie ein dunkler Schatten die Häuserwände entlang und verschwand in dem prachtvollen Eingang einer Jugendstil-Villa. Nach kurzem Zögern betätigte er den löwenköpfigen Türklopfer. Nach einigen Momenten hörte er Schritte hinter der Tür. Die mächtige Tür schwang mit leisem Knarren auf. Ein hochgewachsener Mann starrte Vincent an und fragte: "Ja ist das denn zu fassen? Ist das der alte Vincent?" Vincent antwortete: "Ja, der bin ich." Eine Frau trat hinzu, fassungslos zunächst, doch dann erfreut: "Vincent, möchtest Du nicht hereinkommen?" Vincent antwortete: "Ja, gerne." Er trat in die Eingangshalle und der Gastgeber fragte ihn: "Vincent, alter Junge, möchtest Du nicht ablegen?" Doch Vincent antwortete: "Nein, es ist so kalt hier drinnen". - "Hahahahaha", lachte die Frau, "Vincent, bist Du noch immer der alte Metaphoriker?" - "Ja", sagte Vincent. Dann führten ihn die Gastgeber in einen hell erleuchteten Saal: "Feiere doch mit uns!"

Der Festsaal war gefüllt mit Menschen. "Freunde", rief der Gastgeber in die Runde, "erkennt Ihr unseren alten Vincent wieder?" Die Menschen bildeten eine dichte Traube um Vincent, sie bestaunten ihn mit weit aufgerissenen Ohren und Mündern, drängten sich an ihn und versuchten, seine Kleidung zu berühren. "Es ist unglaublich", so raunten sie, und "Wer hätte das gedacht? Wer hätte damit gerechnet? Könnt Ihr nicht mal die Kleinen nach vorne lassen?" Der Gastgeber bahnte Vincent einen Weg durch die Menge und fragte ihn: "Vincent, alter Knabe, möchtest Du ein Bier?" Vincent nickte bedächtig und sprach: "Ja, sehr gerne." Plötzlich ertönte der löwenköpfige Türklopfer ein weiteres Mal. Das Geräusch scholl durch die ganze Villa. "Wer kann das sein?", wandte sich die Gastgeberin an den Gastgeber. "Hast Du noch jemanden eingeladen??" Der Gastgeber zuckte mit den Schultern und entgegnete: "Warum öffnest Du nicht die Tür und schaust nach, wer das sein könnte?" - "Warum öffnest Du nicht selbst die Tür?", fragte die Gastgeberin zurück. "Habe ich gefragt, wer das sein könnte, oder Du?", konterte der Gastgeber. Vincent setzte sich einen Krug Bier an den Mund und trank ihn in einem Zug leer. Dann sagte er: "Draußen vor der Tür steht der Kommissar." - "Der Kommissar???", fragen alle Gäste im Chor. "Jawohl, der Kommissar", antwortete Vncent. Die Gastgeber und Gäste starrten Vincent an und fragten unisono: "Was will denn der Kommissar vor der Tür?" Vincent sah Einem nach dem Anderen fest in die Augen und sprach dann ganz ernst: "In diesem Hause ist ein Mord geschehen, und der Kommissar wird den Mörder suchen." Ein Raunen ging durch die Menge und alle stierten zu Boden und scharrten mit den Füßen. "Sollen wir den Kommissar nur reinlassen oder nicht", fragte die Gastgeberin. Eine junge Dame trat an Vincent heran und fragte: "Wer sind Sie denn eigentlich?" - "Ich bin der Hüter der Weisheit." Die Dame runzelte die Stirn. "Und was machen sie so?" - "Ich gebe Antworten", antwortete Vincent. "Sie geben Antworten?", fragte die Dame und Vincent antwortete: "Ja, das tue ich." So antwortete Vincent. "Und?", hakte die Dame nach, "Kann man davon leben?" Noch bevor Vincent antworten konnte, scholl abermals der löwenköpfige Türklopfer durch den Raum. "Soll ich jetzt die Tür aufmachen?", fragte die Gastgeberin. Vincent sagte: "Ja", und die Tür wurde geöffnet. Herein trat, mächtigen Schrittes - der Kommissar! "Wo ist die Leiche?", wollte er wissen. Vincent antwortete: "Sie liegt im Garten, ihr halbes Gehirn klebt an einem Baumstamm, die Wumme liegt direkt daneben." Der Gastgeber fragte den Kommissar: "Möchten Sie ein Bier?" - "Selbstverständlich will er ein Bier", sagte Vincent.
Der Kommissar nahm dankend sein Bier entgegen und leerte es in einem Zug aus. Dann sah er Vincent an und fragte: "Die Leiche liegt im Garten? Ihr halbes Gehirn klebt an einem Baumstamm? Woher wissen Sie das?" - "Ich weiß alles", sagte Vincent. Die junge Dame raunte dem Gastgeber zu: "Spinnt der?" Der Gastgeber entgegnete: "Warum?" - "Nun", flüsterte die junge Dame, "Findest Du denn nicht, dass er etwas merkwürdig ist?" - "Ich bin nicht merkwürdig", sagte Vincent mit fester Stimme, "Und ich bin der Meinung, dass wir uns jetzt endlich um diese Leiche im Garten kümmern sollten.

Der Kommissar schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn: "Wie konnte ich nur die Leiche vergessen?" Der Gastgeber sah den Kommissar an und fragte: "Möchten Sie nicht lieber noch ein Bier trinken, bevor wir und mit dieser leidigen Leiche befassen?" Der Kommissar erwog diesen Vorschlag mit leicht geneigtem Kopf und erwiderte: "Könnte ich denn noch ein Bier bekommen?" - "Würde ich Ihnen denn sonst eines anbieten?", lächelte der Gastgeber und bat die Gastgeberin: "Wärest Du so freundlich, dem netten Herrn Kommissar noch ein Bier zu bringen?" Die Gastgeberin tat, wie ihr geheißen und bot dem Kommissar einen Sessel an. Vincent stand mit verfinstertem Gesicht etwas abseits und beobachtete die Szenerie. Der Kommissar fühlte sich sichtlich wohl und fragte: "Gibt es denn auch Häppchen?"
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Bolton Wanderer
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Aus „Julia – eine Frau geht ihren Weg“, Bnd. II

Beitrag von Bolton Wanderer »

Nach der Scheidung von Hans fuhr Julia, zusammen mit ihrer Tochter, zuerst einmal zum Papst nach Rom. Hans hatte sein Leben der Medizin gewidmet und jede Religiosität verdammt. Katharina, die aufgrund dessen noch nie etwas von Jesus und den seinen gehört hatte, wunderte sich über das tuntige Outfit des alten Mannes. Als er anhob zu reden, flüsterte sie zu ihrer Mutter: - Der hat doch einen polnischen Akzent. - Woraufhin sie das Katholenoberhaupt von unten herauf mit einem Auge scharf ins Visier nahm und dazu ein herzhaftes - Kurwa mac! - ausstieß. Er wusste selbst, dass sein Latein mit diesem polnischen Einschlag einfach scheußlich klang.

Wieder zu Hause, eröffneten die beiden einen Kiosk in Wuppertal. Anfangs lief das Geschäft mäßig, aber nachdem sie die Super-Lupo aus dem Sortiment genommen hatten, ging es langsam aufwärts.

Professor Hans Johanek war gerade auf der Durchreise zu einem Kardiologenkongress, als er mit der neuen „Ein Herz für Tiere“ an die Kasse trat. Wieder einmal hatte er vergessen den weißen Kittel auszuziehen und das Stethoskop abzunehmen. - Ach hier steckst du also, - murmelte er.
- Ja wieso? - Fragte Julia in kaltem Tonfall. - Vermisst du mich etwa? -
- Ääh...neinein, ich habe mich nur gewundert, weil ich schon länger nicht mehr ausgerufen worden bin. -
- Ich werde nie wieder in der Klink anrufen und dich ausrufen lassen. -
- Das ist gut. - Er stutzte. - Gibt es vielleicht etwas über das du dich aussprechen möchtest? -
- Hans. Wir sind geschieden. -
- Ach ja? -
- JA! -
- Das ’ ja praktisch. -
Julia konnte es nicht fassen: - Mein Gott. Du hast ein Herz aus Stein! -
Zischend sog der Professor Luft durch die Zähne und setzte seine Vortrags- und Diagnosemine auf: - Ich fürchte, das ist anatomisch nicht möglich. -

Irgendwie hatte ihr Exmann ihr den ganzen Tag versaut. Deshalb beschloss sie in die Alpen zu ziehen um dort einen Förster kennen zu lernen. Die gesunde Luft würde sie bestimmt auf andere Gedanken bringen.

Yannick war ein Goldstück von einem Mann. Ein Förster wie er im Buche stand und er kümmerte sich rührend um Julia. Kein Wunsch, den er ihr nicht von den Augen ablas. Wenn sie sich einmal nicht fühlte, ließ er die Hässchen Hässchen und Rehlein Rehlein sein und kümmerte sich den ganzen Tag nur um sie. Dazu war er groß und kräftig und ein phantastischer Liebhaber. Wenn sie sich die ganze Nacht auf dem großen Bärenfell vor dem prasselnden Feuer in der einsamen Berghütte balgten, gab es nichts, das sie misste. Beinahe fühlte sie sich wieder wie 40.
Eines Tages, als sie draußen auf der Veranda saßen und zu den Lichtern im Tal hinab blickten, fragte sie ihn, ob er Herztransplantationen vornehmen könne.
- Leider nein. - Antwortete er.
Die Nacht darauf tat sie kein Auge zu. Der Gedanke, was sei, wenn in dieser Abgeschiedenheit überraschend eine Herztransplantation notwendig würde, ließ sie nicht mehr los. Am nächsten Morgen fragte sie ihn, ob er wenigstens ein einfaches Dickdarmkarzinom operativ entfernen könne. Wieder war seine Antwort, dass er dazu leider nicht in der Lage sei.
- Und eine Amputation? Eine simple Amputation, mit Verödung der Blutgefässe? -
- Nein, tut mir leid Liebes, so etwas kann ich nicht. -
Julia war totunglücklich. Alles hätte so schön sein können, wenn er auch nur ein bisschen was von einem Arzt gehabt hätte. Aber das Leben war nun mal kein Wunschkonzert. Endlich, am dritten Tag, traf sie eine Entscheidung. Sie würde Doktor Adrian Sündikuss einen langen Brief schreiben.
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Ryan
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Beitrag von Ryan »

"Ooooooh, jajaja" schrie Doktor Adrian Sündikuss vor Lust. Oberschwester Angelica trieb ihn immer wieder in einen platonischen Orgasmus, wenn sie seine Instrumente sterilisierte. Wie sie die Amputationssäge reinigte, rauf und runter, rauf und runter, stahl ihm fast den Verstand. Oberschwester Angelica fand dies zwar nicht gerade erheiternd, fast wollte sie das Ganze als sexuelle Belästigung ansehen, doch in ihrer tiefen, echten Bewunderung für Doktor Sündikuss liess sie das nicht zu.

"Ein Brief für Doktor Sündikuss", rief Philomena, die auszubildende Krankenschwester, und kam zügig in den Operationssaal, in welchem sich Doktor Sündikuss und Angelica aufhielten. "Ein Brief? Von wem denn? Was steht drin? Schnell, sagen Sie's mir", forderte Doktor Sündikuss Philomena auf, den Inhalt des Briefes vorzulesen. "Lieber Adrian", begann diese umgehend zu lesen, "seit einiger Zeit fühle ich eine gewisse Lebensmüdigkeit. Mein Lover kann keine Amputationen vornehmen, noch weiss er, was ein Darmkarzinom ist. Ach, es ist so öde. Bumsen tut er gut, doch was zählt das gegen einen Mann, der ein Herz zu transplantieren weiss?"
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ruffel
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Beitrag von ruffel »

What have they done to my Romananfang, mam?
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ruffel
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Beitrag von ruffel »

Dr. Adrian Sündikuss saß zusammengesunken an seinem OP-Tisch. Der Brief hatte so viele alte Narben wieder aufgerissen. so vieles im Leben hatte er falsch gemacht und er war zu einem harten Zyniker geworden. Die Bauchspeicheldrüse vor drei Jahren war missglückt und auch die Lungentransplantation letzte Woche war ein kompletter Reinfall gewesen. Adrian seufzte. Er zweifelte an seiner Bestimmung. Schon einmal im Leben hatte sich Adrian beinah seiner Verzweiflung hingegeben. Damals... Kurz nach der OP an der kleinen katharina... Es war wieder so gegenwärtig, als wäre es erst gestern gewesen:

Adrian konnte nur noch abwarten, ob das Kind überleben würde. Tief hatte er sein Gesicht in seinen Händen vergraben und er schluchzte still vor sich hin, als sich eine kleine Hand sachte auf seine Schulter legte. Adrian hob den Kopf und blickte in zwei unschuldige Kinderaugen. Die kleine Katharina hielt ihm ihren Lieblingsteddy entgegen: "Den schenke ich dir, weil Du mir mein Leben gerettet hast, Onkel Doktor." Dr. Adrian Sündikuss nahm das Kind fest in seinen Arm. "Du weißt ja gar nicht, was Du grade für mich getan hast", flüsterte er. Vorsichtig ging die Tür auf und Julia trat ein. Das Bild, das sich ihr bot, trieb Tränen der Rührung in ihre rehbraunen Augen. Sie blieb eine Weile in der Türe stehen, um sich die Szenerie in ihr Herz brennen zu lassen. Dann trat sie leise hinzu und legte ihre Arme um die beiden Menschen, die sie auf der Welt am meisten liebte. Adrian sah ihr mit bange fragenden Blick in diese wunderbaren rehbraunen Augen, die er sein Leben lang nicht mehr vergessen sollte. Julia nickte wissend und sagte nur: "Ich muss bei Johanek bleiben. Das ist der Preis für das Leben meines Kindes." Dr. Adrian Sündikuss brach in Tränen aus und zum ersten Mal in seinem Leben schämte er sich ihrer nicht...

Damals war sein Leben zerbrochen. er hatte sich in wilde Affären gestürzt, eine nach der anderen, doch nichts hatte die schmerzende Leere in seinem Innern ausfüllen können. Ob es eine zweite chance für Julias und seine Liebe geben könnte?
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Bolton Wanderer
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Beitrag von Bolton Wanderer »

Ihre rehbraunen Augen schimmerten feucht, als sie die schwere Holztüre hinter sich zu zog. Über den Wipfeln röhrte ein Hirsch. Die kühle Luft trocknete ihr beim Abstieg die Wangen. Sie sog sie ein, als seien es ihr letzte Atemzüge.
Julia hatte an diesem Morgen gewartet bis Yannick gegangen war, ehe sie ihm den Abschiedsbrief unter das Kopfkissen geschoben hatte. Als er sie, wie jeden Tag, zum Abschied geküsst hatte, wäre ihr das Herzlein bald zersprungen vor Schmerz.
Unten im Tal bimmelten lustig die Glocken der Kühe auf der Weide. Barfüßige Kinder tollten über die saftigen Wiesen. Als sie sahen, dass sie traurig sei, kamen einige heran um sie mit großen Augen zu trösten. Von weitem schwenkte fröhlich ein Bauer den Hut zum Gruß und jodelte dazu, dass es von den Felsen wiederhallte. Auf der anderen Talseite zog eine Schar Mägde, mit hellen Stimmen ein heiteres Lied singend, große Körbe in den Händen, in den Wald, um den Holzknechten ihre Jause zu bringen. Wie gerne wäre sie geblieben, aber die Liebe kann so grausam sein.
Plötzlich knallte ein Schuss durchs Tal, dass es ihr durch Mark und Bein ging. - Das konnte nur Yannick, ihr Förster, sein -. Und tatsächlich, ganz oben im Massiv, auf der hohen Zinne, stand er vor der aufgehenden Sonne. Für einen Augenblick schien die Zeit angehalten. Darüber nur ein Adler, der majestätisch seine Bahnen zog.

Noch lange, als sie bereits im Zug saß, bebte Julia ein ums andere Mal und weinte bitterlich. Wer schon konnte ihr sagen, ob Doktor Adrian Sündikuss sie überhaupt zurück haben wollte. Ihrem Brief, in dem sie ihm ihr Herz dargebracht hatte, hatte sie den Absender verschwiegen und im Krankenhaus anzurufen wagte sie nicht. Persönlich wollte sie vor ihm stehen und ihm in die Augen sehen; - ein Zurück gab es dabei nicht -. Schlimmstenfalls würde sie wieder im Kiosk arbeiten müssen. Schön wäre es natürlich wenn Doktor Adrian mitkäme nach Wuppertal. Er könnte sich dann selbständig machen und im Hinterzimmer operieren, während sie, oder Katherina, ihre Tochter, vorne Zeitungen verkaufte. Und jederzeit, wenn ihr danach wäre, könnte sie dann nach hinten gehen und seine feingliedrigen Chirurgenhände etwa bei der Separierung eines Tumors, oder auch nur bei einer bloßen Liposuction beobachten. Was war schon ein Förster gegen einen Arzt?! Vielleicht könnte man sogar ein Schaufenster zur Strasse hin einbauen, so dass alle Doktor Adrians Künste bewundern könnten. - Die Zukunft würde traumhaft werden. Alles hing nur von dem einen Moment ab, wenn er ihr endlich gegenüber stünde -.
"Je größer der Stiefel, desto größer der Absatz"
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Ryan
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Beitrag von Ryan »

Julia wartet eine Ewigkeit auf Dr. Sündikuss' Erscheinen. Aber leider hatte Sie nicht bedacht, dass auch Ärzte ab und zu einen freien Tag haben. Dr. Adrian lag derweil entspannt an der Riviera und seine Gedanken flogen frei herum. Zwischendurch staunte er auch mal über die Freizügigkeit der Damen am Mittelmeer. Julia war aus seinen Gedanken verschwunden. Das letzte Mal, als er an sie dachte, sagte er sich, dass "die Schlampe sich doch verziehen solle oder gleich tot usw.". Also hielt er Ausschau nach einem Modell oder sonst einer Tussi, die er heute Nacht so schön durchknallen könnte.
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Ryan
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Beitrag von Ryan »

Don Juan Lasssierandenn-Siwillja liess sich nicht zwei Mal bitten, als der Wirt eine Lokalrunde ausrief. Schliesslich ging es um seine Wohl, und wenn er schon mal etwas gratis bekommen konnte, dann ergriff er auch die Möglichkeit.

Bedächtig überlegte er, was es denn sein sollte: Bier, Wein oder gar Schnaps? Hm, vorsichtig wägte er Vor- und Nachteile ab. Bier hat wenig Alkohol, also würde es nicht gleich einfahren. Rotwein machte ihn immer schläfrig, Weisswein dagegen agressiv. Und Schnaps? Ja, zu Schnaps wusste er eigentlich weder Vor- noch Nachteile.

Er rief also den Wirt zu sich und trug diesem seine Bestellung auf. "Wirt, komme er her und nehme er unsere Bestellung entgegen", rief er. Der Wirt kam auch unverzüglich angewetzt und fragte Don Juan nach seinem ultimativen Begehr. Dieser antwortete: "Schanps, guter Mann. Bringe er uns Schnaps", was der Wirt auch gleich in die Tat umsetzte.

"Oh, Mann. Ist das verkorkst... Das kann man doch nicht verwenden. Mist, verfickte Kacke. Saumagen, verrohter!", rief Ryan aufgrund des verkorksten Romananfangs.
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Ryan
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Beitrag von Ryan »

Kapitel 349
Umgeworfener Tannenbaum


Der geschmückte Tannenbaum lag also am Boden.


Kapitel 350
Eine süsse Versuchung


Helmut griff nach den Schokolade-Anhängsel am Tannenbaum.


Kapitel 351
Autsch!


Jedoch fing er sich, bevor er an die Schokolade gelangte, eine ausgewachsene Ohrfeige von der Oma ein.
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Leopold
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Beitrag von Leopold »

Es war am 13. Juli 1923. Reichlich Wein floss an jenem Abend durch die Schlünder der engsten Freunde der Familie Merlon, deren seit jeher alkoholgeschwängertes Blut - oh ja, Gott hat einen grausamen Humor - auch durch meine Adern fliesst.
Ein greller Schrei durchdrang die Wände der Jugendstilvilla und zerschnitt jäh die ausgelassene Stimmung. Es war der letzte Aufschrei meiner unglückseeligen Frau Mama, man fand sie in ihrem Schlafgemach

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Als Gregor Samsa eines morgens erwachte, fand er sich zu einem riesigen Ungetier verwandelt. "Endlich", dachte Gregor bei sich und stürmte aus seiner Kammer. Sein Vater - ein baumgroßer, 3 Zentner schwerer Mann - lag im Wohnzimmer auf dem Sofa.
Ein wildes Gefauche, ja ganz und gar unmenschliche Laute, über die er selbst ein bißchen erschrak, zischten aus Gregors Insektenmaul hervor, als er sich auf seinen Erzeuger stürzte.
Mit erstaunlichem Geschick bediente er sich dabei der verschiedenen Kneif- und Beißwerkzeuge die ihm durch seinen neuen Körper zur Verfügung standen. Gerade hatte er das gewaltige Gemächt seines Vaters abgetrennt, als seine Schwester in der Tür erschien.
Voll Entsetzen aber mit kaum verhohlener Bewunderung für Gregor sah sie dem blutigen Schauspiel zu.

(frühes Kafka-Manuskript, vom Autor später verworfen)
neuralgischer Punkt
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VIII

Beitrag von neuralgischer Punkt »

Natürlich war auch Julia die Veränderung ihres Dr. Adrian nicht entgangen. Verlebt sah er aus. Suff, Sex und übelste Sünde sprangen ihm aus dem Gesicht. Doch hatte er sich die Souveränität eines Arztes bewahrt. Zwölf Wochen hatte sie im Krankenhaus ausgeharrt, tagsüber im Foyer, der Cafeteria, vor diversen Behandlungszimmern, in Gängen und Fluren, nachts im Warteraum der Notaufnahme, den unterirdischen Versorgungsschächten, der Kleiderkammer, der Pathologie und weiß der Teufel wo sonst noch, aber als er jetzt unvermittelt, im wehenden Kittel, eine Diagnosemappe lässig im Arm haltend, das Stethoskop in der einen und unzählige bunte Kugelschreiber in der anderen Brusttasche, an ihr vorüber schritt, da wusste sie, dass nichts umsonst gewesen war. Oft war ihr ihr Unterfangen hoffnungslos erschienen und zuletzt hatten sie auch Zweifel an dessen Sinnhaftigkeit beschlichen. – Als sie einmal unter den Wartenden vor der Coloskopie saß und zufälligerweise mitbekommen hatte, wie deren Belegschaft gesammelt zum Hinterausgang zu einem Umtrunk in die HNO-Abteilung verschwand, hatte sie, indem sie über die Angestelltentoiletten ins Behandlungszimmer gelangt war, um die Patienten nicht zu lange warten zu lassen, selbst den Arztkittel übergestreift und einige Darmspiegelungen vorgenommen. Es war im Grunde nicht schwer. Ist der Darm an sich schon ein unappetitliches Ding, so empfahl sie alles, das nässte, franste, oder sonst wie an „Alien“ erinnerte, der Chirurgie -. Jedenfalls hatte sie im Anschluss, an dieses Erlebnis ein Hochgefühl, das sie Doktor Adrian Sündikuss beinahe vergessen ließ; - jedoch nur beinahe -. Diese Rumdoktorei war ja schön und gut, aber doch irgendwie für ’n Arsch, im Gegensatz zur Chirurgie. Weshalb sie sich entschloss, drastischere Mittel zu ergreifen.

Nachdem sie ihn gesehen und einige Geschichten über sein Treiben an der Riviera gehört hatte, wusste sie, dass er litt, - litt an ihr -, litt an einem Fortkommen von ihr. Bevor ihm das gelänge müsste sie härtere Maßnahmen ergreifen.

- Doktor Sündikuss! Doktor Sündikuss!! -
Müde blickte der Chirurg auf.
- Hier, hier sind wir. Im Dreier! -
...Ja, ein Dreier, dachte er im Umdrehen, das wär’ jetzt gar nicht schlecht. Er war am Operationssaal vorbei gelaufen und die Schwester hatte ihn gerade noch gesehen.
Seit jüngster Zeit kümmerte es ihn nicht mehr wen oder wo er operierte. Er las im Diagnosebericht worum’s ging und machte sich an die Arbeit.

- Nehmen sie heute wieder die Handschuhe die im Dunkeln leuchten? – Fragte die Schwester erwartungsvoll, als er sich die Hände wusch.
- Bei einer Herztransplantation lieber nicht. -
- Oooch, sie ham das doch schon hundert Mal gemacht. -
Er seufzte und sah sie an. Sie war eines dieser jungen hübschen Dinger, denen man einfach nichts abschlagen konnte.
- Na schön. Geben sie her. Zum Legen der Drainagen können sie das Licht dann meinetwegen kurz ausmachen. -

Als er an den Op-Tisch trat, quollen ihm vor Staunen die Augen aus den Höhlen. Es war Julia, die da vor ihm lag. Augenblicklich war ihm alles wieder gegenwärtig. – DU! - Presste er hervor, ehe er sich abwandte.
Julia spürte seine Aufwallung, selbst durch die starre Mine hindurch, die er aufgesetzt hatte, als er sich wieder zu ihr umdrehte.
Sie war zu dem Entschluss gelangt, dass eine Herztransplantation die beste Möglichkeit sei, ihm ihre Liebe zu zeigen. Auf jeden Fall würde er ihr für die etwa acht Stunden die so eine Transplantation dauerte, näher sein, als alles andere auf der Welt.
Er war aufgeregt. - Wo bleibt denn der Anästhesist? –
- Es wird keiner kommen. – Antwortete sie.
- Was? -
- Es wird kein Anästhesist kommen. Ich habe verfügt, dass die Operation ohne Narkose vorgenommen werden soll. -
- Das ist unmöglich! -
- Doch, das ist möglich. Und du wirst sie ausführen. -
- Das kann ich nicht. -
- Doch, das kannst du. Weil ich bei dir bin. Ich stehe dir bei. -
- Das ist doch Quatsch! Du bist der Patient. -
- Na um so besser. -
Er fasste sich, wenn auch nur äußerlich. – Gut! Wie du willst. – Damit griff er nach dem Skalpell auf dem Operationstischchen. Aber bereits im Ansetzen, begann seine Fassade zu bröckeln. Als das erste Blut hervorquoll fing er leicht an zu zittern.
Julia bemerkte es und obwohl sie damit beschäftigt war die Zähne zusammen zu beißen versuchte sie eine Konversation in Gang zu bringen, während er den Schnitt von der Brust abwärts bis zum Nabel ausführte. Sie hatte sich ja ausrechnen können, dass es nicht ganz einfach werden würde.
- War’s schön im Urlaub? -
- Ja, danke. War ganz angenehm. – Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Eine Schwester tupfte ihn ihm ab.
- Hast du denn schönes Wetter gehabt? -
Aber über den Lärm der anlaufenden Knochensäge verstand er sie nicht. - WAS!! -
- OB DU DENN SCHÖNES WETTER GEHABT HAST!! – Als Julia das Gerät sah, das er nun an ihr Brustbein setzte, wurde auch ihr bang und sie redete um sich abzulenken. Er antwortete etwas, aber sie hörte ihn nicht. Der Motor der Säge war zu laut, zudem begann ihr Knochen zu splittern. Je weiter das Sägblatt eindrang, desto greller kreischte die Maschine. Die Absaugung konnte soviel Blut nicht bewältigen, so dass alles um sie her eingesaut wurde.
- HAST DU MICH VERMISST?! -
- ANFANGS JA! -
- WAS?! -
- ANFANGS JAHA!! -
- DANN NICHT MEHR?! -
- NEIN! -
- ÜBERHAUPT NICHT?! -
- EIN BISSCHEN VIELLEICHT! -
- WAS?! – Die Säge war offenbar gerade auf eine besonders harte Partie gestoßen.
- EIN BISSCHEN!! -
- DAS IST SCHÖN! -
- WAS?! -
- DAS IST SCHÖHÖÖN!! – Die letzten Silben rief sie in die plötzlich einkehrende Stille. Doktor Adrian hatte die Säge abgeschaltet. Ihr Brustbein war zur Gänze entzwei. Nun setzte er die Spreize an, um es auseinander zu stemmen und sich auf diese Weise einen handbreiten Zugang in ihrem Brustkorb zu verschaffen.
Es krachte und knirschte, die Schmerzen wurden unerträglich. – Warst du denn auch in Monaco? – Presste sie hervor.
- Ich war an der italienischen Riviera. – Keuchte er.
- Aaaa...aach so. – Dann wurde es finster um sie her. Sie sah ihr Leben Revue passieren, einen Tunnel, an dessen Ende sie ins Licht schwebte, ihre tote Verwandtschaft, die sie begrüßte. – Och nöö, – stöhnte sie, - nich’ ihr auch noch. – Aber es war ihr wunderbar leicht zumute und mit einem Mal sah sie sich von oben auf dem OP-Tisch liegen und Doktor Adrian, der in ihr rum fummelte. Wie es aussah folgte nun die langwierige Prozedur des Ab- und Umklemmens der Blutgefäße.

- Ohweh. – Vernahm sie es plötzlich neben sich: - So’was, so’was! -
Julia kannte die Stimme nur zu gut. Ein schwacher Schein, der allmählich Gestallt annahm, bedeutete ihr die Anwesenheit ihres Exmannes, Professor Doktor Doktor Doktor Doktor Hans Johaneks.
- Was machst du denn hier?! – Fragte sie Hans, den einstige Mentor ihres Doktor Adrians, überrascht.
- Das weiß ich auch noch nicht genau. Aber wie’s aussieht wurde ich wohl vergessen. -
- Wie vergessen? -
- Keine Ahnung. Ich sagte doch, dass ich das auch noch nicht genau weiß. -
- Aber das ist doch kein Zufall, dass du hier bist. Du hast es schon immer verstanden einem den ganzen Tag zu versauen. -
- Ach Zufall; ... ich bin mal hier, mal da. Aber einen geglückten Tag kannst du diese Sauerei da unten doch auch nicht gerade nennen.
- Naja, zugegeben, es gab schon bessere, aber du bist nun nicht unbedingt der, auf den ich gehofft hatte. -
- Tja, ich kann nichts dafür. Offenbar erscheine ich immer gerade da wo ich soll. -
- Und wer sagt, dass du jetzt gerade hier auftauchen sollst? -
- Das ist es ja. Das weiß ich eben auch nicht! ... Ich gebe es zwar nur ungern zu, aber, wie’s aussieht gibt es eben doch so etwas wie einen lieben Gott. -
- Ach. – Julia zeigte sich ernsthaft überrascht darüber, von ihm, dem bislang überzeugten Atheisten, dergleichen zu hören.
- Ja. Oder wie erklärst du dir, dass du mir die ganzen Wochen, die du hier in der Klinik verbracht hast, nicht über den Weg gelaufen bist? -
- Ich habe gar nicht an dich gedacht. Ich hatte dich total vergessen. -
- Genau; und ER auch. -
- Er? ... Dein lieber Gott? -
- Vermutlich. -
Unten flüsterte die Schwester zum Doktor: - Wir scheinen ein Problem zu haben. -
- Was für ein Problem? -
Sie deutete auf den leblosen Leib Julias.
- Sie ist nur bewusstlos. -
- Sind sie sicher? -
- Nein. -
- Aber wenn sie die phosphoreszierenden Handschuhe noch zur Geltung bringen wollen, sollten sie das vielleicht jetzt gleich tun. -
Sündikuss krauste die Stirn. – Ich sagte, wenn wir die Sekretabflüsse legen! -
Die Schwester schmollte.
- Na schön, - entschied der Doktor, - die Lungendrainage können wir auch gleich umlegen. Also machen sie das Licht meinetwegen aus. -
Die Lampen erloschen und der Doktor arbeitete im Dunkeln. Das einzige, das im Raum nunmehr zu sehen war, waren seine Chirurgenhände in den gelb-grün leuchtenden Handschuhen, die sicher und filigran, wie die eines Klaviervirtuosen ihr Werk taten. Er klemmten den provisorischen Ableitungsschlauch ab, fädelte den neuen durch die Rippenbögen und ließ den Verschluss einschnappen. Applaus brandete auf im kahlen OP.
- So. Licht wieder an. -
- Ach bitte. Weiter! – Der Applaus wurde fordernder: „Sün-di-kuss-Sün-di-kuss!“
Na schön, aber zur Implantation des neuen Herzens müssen wir das Licht dann wieder anmachen. – Damit machte er sich daran die Aorta vom alten Herzen abzutrennen. Dabei formte er mit seinen Leuchthandschuhen zwischendurch immer wieder kleine Figuren, die die Umstehenden raten mussten.
- Hase! – Känguru! – Tiger! – hörte man die Schwestern durcheinander rufen. Selbst Julia unter der Decke riet enthusiastisch mit. Aber ihre Stimme hallte nicht von den Kacheln wider, sondern scholl in anderen Sphären.
- Du findest das da unten vielleicht auch noch toll? – Bemerkte ihr Exmann angewidert.
- Ach, du warst doch schon immer ein alter Schnarchsack. Ein Spaßverderber -
- Schöner Spaß. Ich frage mich nur einmal mehr, wer für das alles hier verantwortlich ist?! -
- Dein Gott vielleicht. -
Plötzlich zeriss eine Explosion in der Dunkelheit, mit einer Gewalt, die die Raterunde um den Op-Tisch in die Ecken des Raumes schleuderte. Als sich die erste Schwester wieder gefasst hatte und das Licht anmachte, bot sich eine Riesensauerei. Alles, sämtliche Geräte, die Wände und sogar die Decke, war mit Blut und Gedärm verschmiert. Doktor Sündikuss war gegen die Maschine mit dem „Ping“ gekracht. Noch starr vor Schreck, ein Stück Leber am Revers, blickte er auf den OP-Tisch. Ein der Rest der Lunge, in die er zuvor einen Schlauch eingeführt hatte, lag noch darauf. Dieser war, wie nun zu sehen war, nicht mit dem Vakuumsäckchen verbunden, das die austretende Flüssigkeit sammeln sollte, sondern mit dem Pressluftschlauch. Nie wieder würde er im Dunklen operieren.
Als die astrale Julia sah, was geschehen war, bekam sie einen Schreikrampf. – Mach was! – Bedrängte sie Professor Johanek. – Bitte mach etwas. Der Arsch hat mich platzen lassen wie eine Gummipuppe! –
- Hmm...mal sehen, - überlegte der. – Wenn es also jemanden geben muss, der das ganze hier inszeniert, dann müsste diesem „Jemanden“ durchaus auch möglich sein sogar diese Schweinerei wieder in Ordnung zu bringen. -
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Ryan
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Beitrag von Ryan »

Professor Doktor Doktor Doktor Doktor Hans Johaneks ging kurz in sich und überlegte, wie man diese Schweinerei wieder beheben könnte. Da ging ihm plötzlich ein Licht auf, nicht ein Licht der Art wie es einem am Ende eines Tunnels erscheinen würde, nein ein Licht wie aus einer Glühbirne. Und tatsächlich, über seinem Haupt schwebte eine grellleuchtende Glühbirne der Marke Philips Softtone, geschätzte 100 Watt. Aber was das sollte, wusste der Professor jedoch auch nicht. Also rematerialisierte er sich, obwohl er vergessen hatte, wie das ging.

Als phyisch existenter Körper ging er im Krankenhaus auf und ab auf der Suche nach jemanden, der alles wieder in Ordnung bringen könnte. So gelangte er an viele Türen, welche er öffnete, in den dahinterliegenden Raum äugte und diesen dann, leider ohne Erfolg, wieder verliess. Doch unverhofft kommt oft, sagt das Sprichwort und da war ja die gesuchte Türe. Eine Aufschrift zeigte ihm, dass er am Ziel war. Sie lautete "Hausmeister". Da der Hausmeister nicht anwesend war - wahrscheinlich stromerte dieser gerade hinter irgendwelchen geilen Schwesternärschen hinterher - hinterliess er einen Zettel mit der Nachricht, dass der werte Hausmeister doch bitte die Schweinerei im OP beseitigen wolle.
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DalaiRama
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Beitrag von DalaiRama »

Kurz vor den Mauern Bagdads angelangt, besann ER sich etwas anderem.
ER wies seine Elite-Soldaten an , von nun an Blumensträusse und Schokotörtchen abzufeuern.
Eins der Blumensträusse wiederum verfing sich im Drahtgeflecht seines vordersten Beobachters, der
nun, durch den extensiven hormonellen Anstieg infolge der falschgerichteten Mikrowellen, sein Coming-Out
plante, und dies , wenn nötig, mit Waffengewalt.
Davon nichts wissend, befahl ER alles, aber auch alles, was seine Krieg genannte Maschine besaß, über
diesem unheilvollem Land abzuladen. Dies lief aber den Coming-Out dieses eigentlich nicht linksgerichteten
vorgeschobenen Beobachter zugegen, der sich nun in einer eventuell ähnlichen Situation wie Marc Aurel befand,
nämlich nicht wissend
Gast

Beitrag von Gast »

Glückwunsch Herr Rama. Das nenne ich in der Tat, gründlich mißglückt.
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ruffel
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Registriert: Di Feb 11, 2003 5:20 pm

Beitrag von ruffel »

Als ich Hans-Adolf Meier nach sechzehn Jahren wieder zu Gesicht bekam, lag er, leicht angesäuselt, in einem seiner vergoldeten Cadillacs, draußen vor der Tür seiner Protzvilla. Sein Bodygard hatte den Wagen gebracht und hielt noch immer die Tür auf, weil Hans-Adolf Meiers linker Fuß noch draußen baumelte, als hätte er vergessen, daß er einen besaß. Sein Gesicht wirkte alt, doch seine Kleidung ließ darauf schließen, daß er jünger war. Die augenscheinlich heißgeliebten Turnschuhe waren wohl schon vor vielen Jahren eine reizende Symbiose mit seinen Füßen eingegangen, aber ansonsten sah er aus wie jeder andere nette Endvierziger, der wieder mal einen über den Durst getrunken hatte. Neben ihm am Fahrersitz, saß eine traurige Figur mit hinreißend schlechten Zähnen. Sie trug eine mintfarbene Jogginghose und hatte ihren fettigen Haarschopf exibitionistisch durch das einzige Luftloch eines speckigen, roten Schirmmützchens hervorgezerrt. Ihr Bauch lugte schüchtern durch das Niemandsland zwischen Hosenbund und T-Shirt-Anfang. Ich kannte Lotte Gaddafi, einen ehemaligen Busen-Star, bereits von früher, und ich war nicht übermäßig überrascht, sie auf dieser illustren kleinen Party anzutreffen. Ich spürte auch keinen inneren Drang, unsere alte Bekanntschaft aufzufrischen.

"Fahr los", herrschte Hans-Adolf sie an und seine Formulierung und Ausdrucksweise allein hätte nicht darauf schließen lassen, daß er voll war, wie eine Strandhorbitze.
"Nicht, solange die Tür noch auf ist." Lotte lehnte sich aufgetragen gelassen zurück und trug Langeweile zur Schau.
Der Muskelgorilla an der Autotür verzog ein Gesicht, von dem ich glaubte, es in irgendeinem Judge-Dread-Comic schonmal gesehen zu haben. Offensichtlich vollführte er gerade einen Denkakt, der dadurch gekennzeichnet war, daß er die konkrete Situation durch Überlegung erfaßte. Spaßtisch zuckende Neuriten und Synapsen schienen eine Adrinalinausschüttung zu verursachen, verbunden mit einem Hauch der Erkenntnis, Steigbügelhalter für den Lokalmatador sei womöglich doch nicht der coolste Job der Welt. Er versuchte die Beifahrertür zuzudrücken, ungeachtet dessen, daß Hans-Adolf Meiers linkes Schienbein auch durch die Aktivierung sämtlicher anabolikagestärkter Bizeps und Trizepsvolumen nicht so leicht zu durchbrechen war. Folgerichtig fiel Hans-Adolf Meiers linker Fuß nicht abgetrennt herunter, und die Tür des Caddys ging nicht zu. Lotte Gadaffi drehte den Zündschlüssel, startete den Wagen und setzte ihn zurück. Hans-Adolf Meiers linker Fuß zog eine vier Meter lange Spur durch den Schotter der Auffahrt.. Lotte Gadaffi stoppte den Caddy. "Ich fahre jetzt", sagte sie eiskalt. Eine Flasche Flüssig-Vollwaschmittel wäre sich im Zoo nicht passender vorgekommen, als ich mir. Die kleine Szene ermöglichte mir jedoch, unbeachtet durch die beiden Flügel des riesigen Gußeisernen Tores zu schleichen, die durch ihre niedlichen Glassplitter-, und Stacheldrahtverzierungen einen fast Jugendstilähnlichen Charme erhalten hatten und aufgrund der bevorstehenden Abreise des reizenden Pärchens weit offen standen.

Diese Art des Hausfriedensbruches ist eigentlich nicht mein Stil. Das ist eher der Stil eines hergelaufenen, kleinen Groschenschnüfflers, der gegen harte Bucks für jede Schweinerei zu haben ist und für sowas fast mal seine Lizenz verloren hat. Ich mochte solche Methoden nicht, aber zugegeben, sie machten Spaß und waren effektiv. Und dem Großmaul mußte endlich mal ein gehöriger Batzen auf die Schnauze gehauen werden, damit er kapierte, wo und vor wem er zu kuschen hatte.

Ich versteckte mich hinter einem beleuchteten Springbrunnen, der in der Gegend herumstand, als hätte er nichts besseres zu tun. Die Truppe am Caddy war offensichtlich dabei, einen Kompromiß auszuhandeln. Hans-Adolf weigerte sich zwar noch immer, seinen linken Fuß in den Wagen zu ziehen, doch Lotte erklärte sich bereit loszufahren, wenn der Muskelmann den Spalt der Wagentür, der noch offen stand, mit Gaffa-Tape verkleben würde. Gesagt, getan. Der Caddillac brauste über die Wolbecker Straße durch die Nacht und hinterließ leere Herzen auf der Partygesellschaft, die sich bald darauf in Selbstmitleid auflöste.
Mich überkam die düstere Vorahnung, daß dieser Abend der letzte Abend im Leben von Hans-Adolf Meiers linkem Turnschuh sein würde.
Man hängt an den Dingen die man kennt, mögen sie gut oder böse sein. Alles was vertraut ist wird Teil des eigenen Selbst. Und jeder Abschied von einem alten Turnschuh ist ein kleines bißchen wie Sterben.

*

Eigentlich war Hans-Adolf Meier ein ganz netter Kerl. So für sich genommen. Aber es gab Leute in der Stadt, denen er ein bißchen zu reich, ein bißchen zu mächtig, ein bißchen zu dies, ein bißchen zu das war. Dann wieder gab es Leute die sich daran störten, daß Hans-Adolf Meier die halbe Stadt gehörte. Das waren genau dieselben Leute, die hinter vorgehaltenen Händen munkelten, er werde wohl demnächst auch noch die andere Hälfte der Stadt aufkaufen. Und dann gab es wieder Leute die der Meinung waren, daß Hans-Adolf Meier niemals zu soviel Einfluß hätte gelangen können, wenn der Bischof von Münster, nicht jeden Abend mit Hans-Adolf Meier einen saufen gehen würde.

Jörg Feger, mein Auftraggeber, war die fleischgewordene Essenz all dieser miefigen, langweiligen, bürgerlichen Neidattacken.
Mich interessierte das alles nicht. Ich achte nicht auf das Gerede der Leute. Und selbst, wenn das alles wahr wäre, es wäre mir egal. Menschen leben ihr Leben, ich lebe das meine.
Das gigantische Werk unseres Paprikahuhns in den Stürmen des Chats sichern und vollenden zu helfen, ist schönste Aufgabe und höchste Pflicht aller Wussows.
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