Mondscheintarif.

Gebleichter Zellstoff, Vinyl, Zelluloid und ... ja ... Mist, woraus besteht TV?

Moderator: hessen-wohin

justine
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Mondscheintarif.

Beitrag von justine »

Lese gerade besagtes Buch von einer Person mit dem "schönen" Namen Idliko von Kürthy und bin zu dem Schluss gekommen dass Frauenhumor etwas ganz schreckliches ist.
Bei Bridget Jones ging das ja noch an, einerseits weil das auf Englisch ist, da merkt man den schlechten Stil nicht so, andererseits weil ich noch jünger war als ich es gelesen habe, und ausserdem war die Idee damals noch neu das fiktive Tagebuch einer schwachen, hilflosen Mittdreissigerin mit Torschlusspanik zu schreiben und sich dabei bei einer Nation von schokocrossiefressenden und brigittelesenden Frauen einzuschleimen deren größtes Problem (nach den Männern natürlich) die Pflege ihrer Fußnägel ist.

Wenn ich einen Satz lese wie:
Cora Hübsch, man beachte den beschissenen Namen hat geschrieben:Freundinnen, laßt es uns so sagen, wie es ist: Die aller-aller-allerschlimmste weibliche Problemzone heißt: Mann.
Kriege ich doch gleich die Krätze und will mich am liebsten umoperieren lassen. Oder diese mißlungenen Beiträge zu "gepflegte Beschimpfungen":
Ich hätte gerne etwas Schlagfertiges, Niveauvolles erwidert. So was wie: "Mir scheint, Sie treten gerade über die Ufer, Sie Rinnsal." habe ich mal in einem Theaterstückgehört. Aber es fiel mir in dem Moment natürlich nicht ein.
ooooh! Skandalös.

Dann kommt noch dazu dass das Buch mit einem so großen Zeilenabstand und seitlichem Rand gedruckt ist wie ich ihn seit der Schule nicht mehr gesehen habe, wenn man einen Aufsatz mit mindestens 5 Seiten abgeben musste, einem aber partout nichts einfallen wollte, das layout unschön ist (mit pinken kleinen dekorationen) und tatsächlich immer mal kleine Bilder auftauchen falls einem das Lesen zu anstrengend wird und man eigentlich lieber zur Allegra greifen würde.
Das Buch ist voller beschissener Platitüden die in einem andren Kontext sexistisch genannt werden würden hier aber vermutlich "scharfzüngig" oder "sarkastisch" wirken sollen. Zum Kotzen.

Ich muss übrigens zu meiner Verteidigung sagen daß ich dieses Buch von einer Freundin geliehen habe weil ich neugierig wurde als sie beim Lesen regelmäßig vor Lachen vom Stuhl fiel. Allerdings hört sie auch Bryan Adams und Robbie Williams.
justine
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Beitrag von justine »

übrigens auch now oder vor ein paar jahren a minor film, soweit ich weiss.
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Saftpresse
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Beitrag von Saftpresse »

Ein ganz und gar schrecklicher Film!!!!

Ich habe ihn gesehen und es war seit langer lange Zeit das dümmste, das mir untergekommen ist! Sowas von klischeeverhaftet! Ich habe gedacht, es wäre eine witzige deutsche Komödie (immerhin spielte Tim Bergmann mit - aber der ist auch nicht mehr das, was er mal war *seufz*).

Blöde blöde blöde!!!!

Das schärfste war, als sie gegen Ende, weil sie dachte, er wär' ihr wohl definitiv durch die Lappen gegangen, sich irgendwo in die Büsche setzte und heulte wie ein kleines Kind! Und ich meine "wie ein kleines Kind" wenn ich das sage!!!
Das war ca. 15 Minuten vor Schluss, da sind dann ein paar Leute aus dem Kino gegangen.

"Idliko von Kürthy" heißt die Autorin? Danke, werde ich mir merken. *schüttel*

Cora Hübsch - der Name ist in der Tat an Dämlichkeit nicht zu überbieten. Bei "Cora" muss man auch noch an diese Groschenheftchen denken, pfui.

Das meiste von der Handlung habe ich verdrängt (zum Glück), weiß aber noch, dass sie immer diese blöden Spielchen gespielt hat (nicht anrufen, ihn hinhalten, sagen sie hätte keine Zeit, die ganze Palette) - kotz.

Ach, und als sie mit ihm im Restaurant saß und er ihren Spickzettel mit intelligenten Fragen (die sie ihm stellen wollte, um ihn zu beeindrucken) gesehen hat... PEINLICH!!!!

Ich bin überzeugt, dass die meisten Leute (ähm, Frauen wohl) den Film nur gesehen haben, weil Tim Bergmann auf dem Plakat so super aussah.
Von dem Plakat hätte ich bestimmt mehr gehabt und es wär auch billiger gewesen. Sei's drum.
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Tischlampe
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Beitrag von Tischlampe »

Vor ein paar Jahren musste ich auch son Buch lesen, nämlich
"Frauen, die Prosecco trinken", von Marlene Faro (!).
Hätte es damals den Amazon-Kurzbeschreibungs-Service schon gegeben, wär mir wenigstens eine Vorwarnung bzw. -Ahnung zugekommen:
Flora, Mitte Dreißig, Single, arbeitet für das Hochglanzmagazin "Marilyn", das allmonatlich versucht, den Erfolgsfrauen der Neunziger das Allerneueste über Lifting, Pumps und Mehrfachorgasmus nahezubringen. Reportagen führen Flora auf die Beautyfarm "Twenty Forever", nach Afrika zur Fahrt mit dem Uganda-Train und, zuletzt, in ein Amsterdamer Institut für künstliche Befruchtung. Themen genug, die es abends beim In-Italiener, zwischen Prosecco und Mozzarella, im Kreis der Freundinnen zu bereden gibt.

Ein frecher und amüsanter Roman, voll aberwitziger Szenen, filmreifer Dialoge und messerscharfer Beobachtungen
Wer trotzdem noch nicht genug hat, weiblich und gerade 42 geworden ist, kann sich den Nachfolgeroman von Frau Faro antun, "So what":
Leichte Kost für ein verregnetes Wochenede, das verspricht Marlene Faros jüngster Frauenroman So what!. Die frisch geschiedene Lilli Färber kommt mit ihren 42 Jahren nicht damit zurecht, dass ihr Körper zu altern beginnt. Gegenüber ihren Freundinnen verliert sie darüber kein Wort, lieber geht sie ins Kaufhaus, kauft eine Tönung und färbt sich die Schamhaare. Im Kopf ist sie die große freche Revolutionärin. Geht es jedoch darum, sich im Gespräch mit ihrem Ex-Mann oder dem berühmten (!) Herzchirurgen (!) Leo (!)Beckmann (!) zu behaupten, schneidet sie weniger elegant ab.
Früher wäre sowas grade mal so als Parodie eines Julia-oder Arzt-Romans durchgegangen, heute beömmeln sich späte „böse Mädchen“, wenn sie sich das gegenseitig zur Erstmenopause schenken oder empfehlen.
Wer wissen will, wies viel besser auch geht, sollte zu Simone Borowiak, Fanny Müller und Susanne Fischer greifen.
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hessen-wohin
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Beitrag von hessen-wohin »

Saftpresse hat geschrieben:Ach, und als sie mit ihm im Restaurant saß und er ihren Spickzettel mit intelligenten Fragen (die sie ihm stellen wollte, um ihn zu beeindrucken) gesehen hat... PEINLICH!!!!
was für intelligente Fragen waren denn das? Das würde mich schon interessieren.
justine
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Beitrag von justine »

Um Ihre Frage zu beantworten, Hessen:
Cora Hübsch hat geschrieben:Ja, ich war gut vorbereitet. Hatte sogar einige Karteikarten mit möglichen Gesprächsthemen beschrieben und dezent in meiner Handtasche versteckt. Sollte die Unterhaltung versiegen, konnte ich unauffällig nach meinem Lippenstift kramen und dann mit einem neuen, anregenden Thema aufwarten:
"Neues Theaterstück über das Leben von Heiner Müller"
"Diskutabler Leitartikel in der Zeit über die Aussenministerkonferenz"
"Gesundheitsreform"
"Sterbehilfe"
Oder, mehr so aus dem persönlichen Bereich:
"Geschwisterkonstellation"
Die Pointe ist dann am Ende daß er sich auch solche Spickzettel geschrieben hat.


Ich würde doch dieses Thema gerne mal zum Anlass nehmen um zu fragen ob es eigentlich auch gute, und vielleicht sogar komische, Frauenliteratur gibt?
Ruffel hat mir bereits "the coldest winter ever" von einer gewissen Sister Souljah empfohlen, das ich aber leider noch nicht auftreiben konnte, und ich habe mir heute "Orlando" von Virginia Woolf gekauft. Beide Bücher sind aber, vermute ich mal, nicht besonders humoristisch.
Hat jemand Ideen? Oder kann Frauenliteratur per definitionem nicht gut sein?
(Ja, an Fanny Müller hatte ich auch schon gedacht, Tischlampe. Die hab ich auch einmal "live" gesehen, sie war mir irgendwie sympathisch.)
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Pelzer
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Beitrag von Pelzer »

nicht so guter spickzettel für gesprächsthemen:
- prostataprobleme
- basisanalyse von "grüne tomaten"
- alle über meinen letzten schuhkauf
- kinderwunsch
aber was verstehen sie unter frauenliteratur? literatur von, über oder für frauen? und simone borowiaks "frau rettich, die czerny und ich" kennen sie bestimmt, oder?
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Saftpresse
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Beitrag von Saftpresse »

justine hat geschrieben:Die Pointe ist dann am Ende daß er sich auch solche Spickzettel geschrieben hat.
Ach echt? Im Film war das natürlich nicht, da war eher sie die blöde.

Die "Themen" waren auch andere im Film glaube ich.

@Pelzer:
"Frau Rettich, die Czerny und ich" kenne ich nicht. Aber Sie können es empfehlen?
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Beitrag von Saftpresse »

Pelzer hat geschrieben:nicht so guter spickzettel für gesprächsthemen:
Gabs das nicht mal als Partnys Tipp der Woche?

"Zu vermeidenen Gesprächsthemen beim ersten Date" oder so?

Hätte da noch was:

- Erektionsprobleme

- Beziehungsneurosen

- Unterhaltsverpflichtungen

- bestehende Schwangerschaft

- Wetter

- Hollywood-Brightstar-Diät

(fortzusetzen)
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Pelzer
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Beitrag von Pelzer »

Saftpresse hat geschrieben:"Frau Rettich, die Czerny und ich" kenne ich nicht. Aber Sie können es empfehlen?
sehr. ein netter, kleiner roman um drei frauen im spanien-urlaub. ebenfalls zu empfehlen: der film dazu, der sich allerdings nicht genau an die romanvorlage hält, in der eher wenig passiert.
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Beitrag von justine »

Pelzer hat geschrieben:simone borowiaks "frau rettich, die czerny und ich" kennen sie bestimmt, oder?
Nein, den habe ich leider noch nicht gelesen, aber werde ich mir vornehmen sobald ich mich wieder in deutschen Landen befinde.

Ansonsten habe ich neulich am eigenen Leibe erfahren dürfen, dass es Männer unter Umständen ein wenig erschrecken könnte wenn man ihnen beim 2. Treffen die Natur der Bildzeitung dadurch zu illustrieren versucht, dass man ausführlich diese Internet-Kannibalen-Penis-aufess Geschichte erzählt. Er schaute mich etwas konsterniert an.
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terf
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Beitrag von terf »

hauptsache: s'muß schmecke!
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Ryan
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Beitrag von Ryan »

Pelzer hat geschrieben:und simone borowiaks "frau rettich, die czerny und ich" kennen sie bestimmt, oder?
Ja kenne ich und kann diesen "Reisebericht" sehr empfehlen. Hier ein Auszug (habe zwar schon mal einen Auszug hier reingesetzt, weiss aber nicht mehr wo):
Simone Borowiak in 'Frau Rettich, die Czerny und ich' hat geschrieben: Glückliches Spanien, was hätte hier aus mir werden können. Hätte ich hier das helle Licht erblickt, ich wäre schnell und wendig, braun, schön, zufrieden und verstünde jedes Wort.

Rettich und Czerni haben inzwischen ihre Physiognomien gerichtet und trinken Kaffee in kleinen Schlucken.
Rettich: »Heute führe ich euch, ogottogott, gib mir mal meine Tasche, heute zu Gaudí. Ganz kleiner Mann gewesen. Müsst mal sein Bett sehen. Höchstens einsfünfzig. Und dann von einer Strassenbahn überfahren. Klassekirche. Sagrada familia.
Güellpark.
Lebkuchenhäuschen.
Wie aus Lebkuchen. Sind aber Kacheln. Und Spargelschornsteine.
Wie Pimmel. Sind aber emailliert. Wir nehmen ein Taxi. Kostet auch nicht mehr.«
»Mehr als was?« fragt Czerni und winkt gleich wieder ab.
Bei genügend Nachfrage stelle ich gerne noch einen Auszug hier rein.
Robert Mugabe
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Beitrag von Robert Mugabe »

<i>Frau Rettich, die Czerny und ich</i>! Allerdings! Wahrlich ein komisches Buch!
(Was aber wurde eigentlich aus der Autorin, Pelzer? Was schreibt sie heute? Wo kann man es lesen oder sehen?)
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Pelzer
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Beitrag von Pelzer »

ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht so genau, herr mugabe. sie lebt wohl zusammen mit hans "dr. kartoffel" kantereit (vormals "kowalski") in aachen und war/ist hin und wieder fürs fernsehen (maren kroymann, "lukas") und die werbende industrie tätig. kurzfristig hatte sie mal in der "zeit" eine kolumne (neben thomas kapielski, dessen bücher ich ebenfalls wärmstens empfehle), die wurde(n) aber gleich wieder eingestellt. leider bestehen da keine sehr intensiven kontakte mehr, und ihre letzten bücher waren tendenziell auch eher schwächer ("pawlows kinder", "baroness bibi", "ein zug durch die gemeinde").
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