Reserveoffizier Kurt Freiherr von H.
Verfasst: Di Aug 20, 2002 11:18 am
ich glaube, der gehört in dieses forum:
Milzbrand: Übler Scherz beschert Offizier eine Geldstrafe
Aus dem Gericht
Von Michael Mielke
Das Wort steht noch nicht einmal im Duden. Dennoch zählte es im Herbst 2001 zu einer der am meisten gebrauchten Vokabeln, wenn es um Angst und Bedrohung ging: Anthrax. In den USA starben Menschen, die sich mit dem heimtückisch in Briefen versandten Milzbranderreger infizierten. Bei uns wurden Schulen und Postämter geschlossen, weil vermeintliche Anthrax-Briefe angekommen waren.
In diesem Zusammenhang muss ein Prozess wegen «Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten» gesehen werden, der gestern im Moabiter Kriminalgericht über die Bühne ging. Auch war der gefürchtete Milzbrand das Thema. Und, wie es der Angeklagte selbst sagte, «ein saublöder Witz» - den er «nur allzu gern wieder rückgängig gemacht» hätte. Schon in der Nacht des 21. Oktobers 2001, nachdem ihn ein Freund informierte, dass es im Gebäude der Deutschen Bank in Mitte gewaltige Aufregung wegen eines Prospektes mit einer handschriftlichen Notiz gebe.
Stunden zuvor hatte der 29-jährige Kurt Freiherr von H. diesen Prospekt bekritzelt. Bei einem Meeting des Vereins von Reserveoffizieren der Feldnachrichtentruppe im Atrium des Bankgebäudes. Ein «Treff des deutschen Hochadels», wie es Verteidiger Jan Fiedler beschrieb. Das Thema «Erweiterung der Europäischen Union» war abgearbeitet. Es gab Alkohol. Es wurde viel gelacht. Und aus dieser Stimmung heraus hatte der Oberleutnant der Reserve plötzlich die rätselhafte Eingebung, auf einen Veranstaltungsplan einen Totenkopf zu zeichnen und darunter folgende Sätze zu schreiben: «Dieser Prospekt enthält pures Anthrax! Alles Liebe, Euer Osama».
Vor Gericht konnte Kurt Freiherr von H. den Ursprung dieses «wahnsinnigen Geistesblitzes» nur schwer erklären: Anthrax sei «im Tagesgespräch» gewesen, sagte der Sohn eines Bundestagsabgeordneten. Auch lese er gern die Satirezeitschrift T i t a n i c. «Keine Ahnung, ob ich dadurch inspiriert oder einfach nur hohl im Kopf war.»
Spätestens nach dem Anruf des Freundes war bei ihm aber wieder Vernunft eingekehrt. Er telefonierte sofort mit dem Sicherheitschef der Deutschen Bank und entschuldigte sich. Er rief beim Polizeiabschnitt an, nannte seine Adresse und bekannte sich reumütig als Täter. Dass eine Woche später dennoch unvermittelt sechs Polizisten vor der Tür des Studenten standen, eine Hausdurchsuchung durchführten und ihn mit aufs Revier nahmen, um Fingerabdrücke zu nehmen und eine Schriftprobe anzufertigen, resultiert wohl vor allem aus der Aufregung des Herbstes 2001. Keiner wollte einen Fehler machen.
Kurt Freiherr von H., sagte Verteidiger Fiedler in seinem Plädoyer, sei «für seine gnadenlose Dämlichkeit» eigentlich schon von der «eigenen, heftig empörten Familie genügend bestraft». Er plädiere für eine Geldstrafe von 150 Euro. Der Richter verdoppelte die Summe: Zwar sei der Fall nicht mit anderen zu vergleichen, bei denen aus Schabernack Briefe mit Backpulver verschickt worden seien. Doch habe auch H. «das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung erheblich gestört».
http://morgenpost.berlin1.de/bm/inhalt/ ... 43099.html
aber auch
http://www.taz.de/pt/2002/08/20/a0250.nf/text
Milzbrand: Übler Scherz beschert Offizier eine Geldstrafe
Aus dem Gericht
Von Michael Mielke
Das Wort steht noch nicht einmal im Duden. Dennoch zählte es im Herbst 2001 zu einer der am meisten gebrauchten Vokabeln, wenn es um Angst und Bedrohung ging: Anthrax. In den USA starben Menschen, die sich mit dem heimtückisch in Briefen versandten Milzbranderreger infizierten. Bei uns wurden Schulen und Postämter geschlossen, weil vermeintliche Anthrax-Briefe angekommen waren.
In diesem Zusammenhang muss ein Prozess wegen «Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten» gesehen werden, der gestern im Moabiter Kriminalgericht über die Bühne ging. Auch war der gefürchtete Milzbrand das Thema. Und, wie es der Angeklagte selbst sagte, «ein saublöder Witz» - den er «nur allzu gern wieder rückgängig gemacht» hätte. Schon in der Nacht des 21. Oktobers 2001, nachdem ihn ein Freund informierte, dass es im Gebäude der Deutschen Bank in Mitte gewaltige Aufregung wegen eines Prospektes mit einer handschriftlichen Notiz gebe.
Stunden zuvor hatte der 29-jährige Kurt Freiherr von H. diesen Prospekt bekritzelt. Bei einem Meeting des Vereins von Reserveoffizieren der Feldnachrichtentruppe im Atrium des Bankgebäudes. Ein «Treff des deutschen Hochadels», wie es Verteidiger Jan Fiedler beschrieb. Das Thema «Erweiterung der Europäischen Union» war abgearbeitet. Es gab Alkohol. Es wurde viel gelacht. Und aus dieser Stimmung heraus hatte der Oberleutnant der Reserve plötzlich die rätselhafte Eingebung, auf einen Veranstaltungsplan einen Totenkopf zu zeichnen und darunter folgende Sätze zu schreiben: «Dieser Prospekt enthält pures Anthrax! Alles Liebe, Euer Osama».
Vor Gericht konnte Kurt Freiherr von H. den Ursprung dieses «wahnsinnigen Geistesblitzes» nur schwer erklären: Anthrax sei «im Tagesgespräch» gewesen, sagte der Sohn eines Bundestagsabgeordneten. Auch lese er gern die Satirezeitschrift T i t a n i c. «Keine Ahnung, ob ich dadurch inspiriert oder einfach nur hohl im Kopf war.»
Spätestens nach dem Anruf des Freundes war bei ihm aber wieder Vernunft eingekehrt. Er telefonierte sofort mit dem Sicherheitschef der Deutschen Bank und entschuldigte sich. Er rief beim Polizeiabschnitt an, nannte seine Adresse und bekannte sich reumütig als Täter. Dass eine Woche später dennoch unvermittelt sechs Polizisten vor der Tür des Studenten standen, eine Hausdurchsuchung durchführten und ihn mit aufs Revier nahmen, um Fingerabdrücke zu nehmen und eine Schriftprobe anzufertigen, resultiert wohl vor allem aus der Aufregung des Herbstes 2001. Keiner wollte einen Fehler machen.
Kurt Freiherr von H., sagte Verteidiger Fiedler in seinem Plädoyer, sei «für seine gnadenlose Dämlichkeit» eigentlich schon von der «eigenen, heftig empörten Familie genügend bestraft». Er plädiere für eine Geldstrafe von 150 Euro. Der Richter verdoppelte die Summe: Zwar sei der Fall nicht mit anderen zu vergleichen, bei denen aus Schabernack Briefe mit Backpulver verschickt worden seien. Doch habe auch H. «das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung erheblich gestört».
http://morgenpost.berlin1.de/bm/inhalt/ ... 43099.html
aber auch
http://www.taz.de/pt/2002/08/20/a0250.nf/text