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Tischlampe
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Beitrag von Tischlampe »

Nun, auch ich habe mich mal mit Heidegger ("Sein und Zeit") auseinander gesetzt, bin aber leider an folgendem Satz (S.143) gescheitert - aber vielleicht könnten Sie mir mit diesem Satz weiterhelfen:
Dasein ist Seiendes, dem es aus In-der-Welt-Sein um es selber geht
Tischlampe
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Frank N.
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Beitrag von Frank N. »

Tischlampe hat geschrieben:Nun, auch ich habe mich mal mit Heidegger ("Sein und Zeit") auseinander gesetzt, bin aber leider an folgendem Satz (S.143) gescheitert - aber vielleicht könnten Sie mir mit diesem Satz weiterhelfen:
Dasein ist Seiendes, dem es aus In-der-Welt-Sein um es selber geht
Na ja, das ist ja noch relativ klar. Wenn wir schon dabei sind: In Ihrem Essay "Das Ding" dürfen wir folgenden Sätzen begegnen, die an Fremdartigkeit wenig oder gar nichts zu wünschen übrig lassen:
"Erglänzend vereinigt der Ring die Vier überall offen in das Rätsel ihres Wesens. Das gesammelte Wesen des also ringenden Spiegel-Spiels der Welt ist das Gering. Im Gering des spiegelnd-spiegelnden Rings schmiegen sich die Vier in ihr einiges und dennoch eigenes Wesen. Also schmiegsam fügen sie fügsam weltend die Welt."
Dann wirds richtig deutlich:
"Das Spiegel-Spiel der weltenden Welt entringt als das Gering des Ringes die einigenden Vier in das eigene Fügsame, das Ringe ihres Wesens. Aus dem Spiegel-Spiel des Gerings des Ringen ereignet sich das Dingen des Dinges."

:?: :?:
Erklären Sie sich, bitte.
Die mögliche objectio, das Zitat sei ja völlig aus dem "Zusammenhängenden ins bloße Nichtzusammenhängende gehalten", oder Sie wären "einfach mies drauf" gewesen, lasse ich übrigens nicht gelten.

Vielleicht hilft Ihnen das dennoch weiter, Tischlampe?
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hessen-heidegger
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Beitrag von hessen-heidegger »

Dass Sie hierbei scheitern, verwundert mich nicht im geringsten. Denn Sie versuchen zu verstehen. Sie verlassen sich auf Ihren Verstand - damit kann man nicht zum Ziele kommen, denn "die Macht des Verstandes" wird "im Felde der Fragen nach dem Nichts und dem Sein gebrochen" (Was ist Metaphysik). Die Antworten auf diese Fragen liegen hinter unserem Verstand, man kann sie nur erfühlen, ja erahnen.

Hier hilft nur noch der Feldweg, die Kraft des Einfachen, der Einfachheit: "Wenn die Rätsel einander drängten und kein Ausweg sich bot, half der Feldweg". Sie müssen mit dem Feldweg eins werden, ihm in Demut zuhören: "Der Zuspruch des Feldweges ist jetzt (in der Stille) ganz deutlich. Spricht die Seele? Spricht die Welt? Spricht Gott?" (Der Feldweg)
Halten Sie aber bitte trotzden die Augen offen, nicht dass Sie noch stolpern und das "In-den-Feldweg-geworfen-Sein" allzudeutlich erleben.
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HellBoy
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Beitrag von HellBoy »

Angesichts der derzeitigen politischen Lage und des folgenden Artikels

http://www.taz.de/pt/2003/03/17/a0179.nf/text

möchte ich doch mal eine Diskussion über Leo Strauss anregen, der nach der Meinung einiger sehr inspirierend auf das Kriegstriumvirat Perle, Rumsfeld und Wolfowitz gewirkt hat.

Siehe auch
http://home.earthlink.net/~karljahn/Strauss.htm
http://www.mun.ca/animus/1999vol4/roberts4.htm
Kann sein, kann auch nicht sein.
Man weiss es nicht.
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HellBoy
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Beitrag von HellBoy »

Soso interessiert wohl keinen, wie?
Dann mal noch ein Incentiv:
Neil hat geschrieben: Hellboy:

Thank you for your interest in my paper. You are certainly correct
that Strauss shares with Popper a reading of Plato as positing a "
closed" society. However, I think what is meant by closed is
different in the two cases. For Popper, closed implies, as you
suggest, totalitarian or repressive aspects - a closed society is
enforced as such. For Strauss, a closed society is naturally closed
- it is the open society that is "unnatural" - and does not require a
totalitarian construction. For Strauss, the question of open vs.
closed is a question of modern vs. ancient, not primarily a question
of political structures.

Neil
Kann sein, kann auch nicht sein.
Man weiss es nicht.
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Ryan
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Beitrag von Ryan »

Aha...
Adorno
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Beitrag von Adorno »

13 Monate sind vergangen. Die tödliche Stille, die Ryans schicksalhaftes 'Aha...', hier auslöste - sozusagen der spitzige Pfeil des Skeptizismus, der die Eule der Minerva, welche in der hereinbrechenden Dämmerung ihren Flug usw. usf - soll verklungen sein. 13 Monate, welch ungeheures Zeitmaß, Bücher zu lesen, mit Menschen zu sprechen, Kapital zu akkumulieren. Was hat sich getan mit den Kombatanten von dermaleinst, wo sammelt sich der Geist in diesen geistlosen Zeiten?

Ich plädiere dringend für eine Wiederbelebung. Denn, um Jean Paul zu zitieren:"Es kann, d. h. es muß auch eine Zeit kommen, wo es die Moral befiehlt, nicht bloß andere ungequält zu lassen, sondern auch sich, es muß eine Zeit kommen, wo der Mensch schon auf der Erde die meisten Tränen abwischt, und wär' es nur aus Stolz!-"

Wer macht mit, wer ist dabei? Wer weiß neue lustige Denkaufgaben?Z. B. diese: "Hans ist doppelt so alt wie Hypatia war, als Hans so alt war wie Hypatia jetzt ist. Wie alt sind die beiden?" Ein kleiner Tip: es handelt sich bei den beiden natürlich um Hans Gadamer und Hypatia von Alexandria.
tranquilizer

eiskalter gast

Beitrag von tranquilizer »

Bei dem momentanen Gerichtsprozess stellt sich mir wieder die 4. große Kantische Frage: Was isst der Mensch?

PS Ich würde Gadamers Hermeneutik als ein Spiel der Signifikanten abtun. :lol:
Adorno
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Beitrag von Adorno »

tranquilizer hat geschrieben:Bei dem momentanen Gerichtsprozess stellt sich mir wieder die 4. große Kantische Frage: Was isst der Mensch?

PS Ich würde Gadamers Hermeneutik als ein Spiel der Signifikanten abtun. :lol:
Bingo. Man muss sich nur mal vorstellen, dass dieser Superschinken namens "Wahrheit und Methode" zur Blütezeit des Strukturalismus erscheint (Althusser!) und es dem guten Hans trotzdem gelingt, so ziemlich alles, was um ihn herum passiert, vollkommen auszublenden- "Horizontverschmelzung" fürwahr! Nebenbei erfrecht er sich noch, mir in einer Fussnote nachzuweisen, dass die Mythe des Odysseus für eine Analytik des bürgerlichen Subjekts nicht taugte- und zwar deswegen, weil es zur Zeit Homers gar kein Bürgertum gäbe. Da musste ich schon sehr schlucken.

Wie war die Frage nochmal?
Gast

Beitrag von Gast »

> Wer macht mit, wer ist dabei?

Je!

> Wer weiß neue lustige Denkaufgaben?Z. B. diese: "Hans ist doppelt so alt wie Hypatia war, als Hans so alt war wie Hypatia jetzt ist. Wie alt sind die beiden?" Ein kleiner Tip: es handelt sich bei den beiden natürlich um Hans Gadamer und Hypatia von Alexandria.

Das ist so schwer mithin nicht. Was denn, Hypatia lebt noch? Ab auf die Deathlist!
Aber solche Aufgaben langweilen mich zu Tode, und noch viel weiter. Also kreieren wir lieber Alle-kreter-lügen-Paradoxien, und schärfen unseren Verstand gegen Ratten- und BauernFänger! z. B.
Wie will ein allmächtiges Wesen einen Stein erschaffen,
den es selbst nicht heben kann?
-> Voilà, das Nicht-Existieren-Können Gottes wäre bewiesen.
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Malimarc
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Beitrag von Malimarc »

Anonymous hat geschrieben:> Wer macht mit, wer ist dabei?

Je!

> Wer weiß neue lustige Denkaufgaben?Z. B. diese: "Hans ist doppelt so alt wie Hypatia war, als Hans so alt war wie Hypatia jetzt ist. Wie alt sind die beiden?" Ein kleiner Tip: es handelt sich bei den beiden natürlich um Hans Gadamer und Hypatia von Alexandria.

Das ist so schwer mithin nicht. Was denn, Hypatia lebt noch? Ab auf die Deathlist!
Aber solche Aufgaben langweilen mich zu Tode, und noch viel weiter. Also kreieren wir lieber Alle-kreter-lügen-Paradoxien, und schärfen unseren Verstand gegen Ratten- und BauernFänger! z. B.
Wie will ein allmächtiges Wesen einen Stein erschaffen,
den es selbst nicht heben kann?
-> Voilà, das Nicht-Existieren-Können Gottes wäre bewiesen.
Nein, das beweist bloss, dass unser Axiomensystem der zweiwertigen Logik nicht hinreichend ist, um die Existenz Gottes zu beweisen. (Und das es mit unseren Axiomen nicht so weit her ist, sollte ja schon seit Gödel bekannt sein). Ausserdem sollten Sie sich erstmal einloggen, sonst existieren Sie auch nicht so recht.
Gast

Beitrag von Gast »

>Nein, das beweist bloss, dass unser Axiomensystem der zweiwertigen Logik nicht hinreichend ist

Ich weiß, das war ein Test
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Malimarc
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Beitrag von Malimarc »

Anonymous hat geschrieben:>Nein, das beweist bloss, dass unser Axiomensystem der zweiwertigen Logik nicht hinreichend ist

Ich weiß, das war ein Test
Klar, hinterher kann man das immer behaupten. Grade auch wenn man anonym schreibt und sowieso nichts zu verlieren hat.
Aber erklaeren Sie doch mal, was genau Sie getestet haben (Bildschirmaufloesung, Posten ins Forum?), und ob Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind.
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tranquilizer
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diskursethik monatlich

Beitrag von tranquilizer »

OK, damit der Strang mal weiterläuft: eben las ich ein bisschen Sekundärliteratur über Wittgenstein. Und der behauptete doch tatsächlich:
Nur wenn man noch viel verrückter denkt, als die Philosophen, kann man ihre Probleme lösen.
Schockiert und amüsiert
Ihr T.
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Eugene Mirman
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Beitrag von Eugene Mirman »

eine schande ist das, über wittgenstein mäandern und darüber kant vergessen - mitten im kant-jahr. deshalb hier das längst überfällige posting:

kant wie ihn keiner kannte
(Auszüge aus "Anthropologie in pragmatischer Hinsicht", 1798)
kant hat geschrieben:Einige Merkwürdigkeiten von der
schwarzen Farbe der Menschen.

1. Die Neger werden weiß gebohren, außer ihren
Zeugungsgliedern und einem Ringe um den Nabel, die
schwarz sind. Von diesen Theilen aus ziehet sich die
Schwärze im ersten Monate über den ganzen Körper

2. Wenn ein Neger sich verbrennt so wird die Stelle
weiß. Auch lange anhaltende Krankheiten, machen die
Neger ziemlich weiß; aber ein solch er, durch
Krankheit weißgewordener Körper, wird nach dem
Tode noch viel schwärzer, als er es ehedeß war. (...)


Urtheil des Geruches.
Der Teufelsdreck, oder die
Assa foetida, ist die Ergözlichkeit aller südlichen
Persianer, und der Indianer, die ihnen nahe wohnen. Alle
Speisen, das Brod sogar, sind damit parfümirt, und die
Wasser selbst riechen davon.Den Hottentotten ist der
Kuhmist ein Lieblingsgeruch, ingleichen manchen In-
dianern. Ihre Schaaffelle müssen durchaus darnach rie-
chen, wenn sie nach der Galanterie seyn sollen. Ein
Missionär wunderte sich darüber, daß die Chineser, so-
bald sie eine Ratze sehen, sie zwischen den Fingern zer-
reiben, und mit Appetit daran riechen. Allein ich frage
dagegen: Warum stinkt uns jetzt der Muskus an. der vor
funfzig Jahren jedermann so schön roch? Wie viel
vermag nicht das Urtheil anderer Menschen in Ansehung
unseres Geschmackes, ihn zu verändern, wie es die
Zeiten mit sich bringen!
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