Die größten Flops der Automobilgeschichte

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katchoo
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Beitrag von katchoo »

Also, den alten Multipla finde ich sehr lustig. Wußte gar nicht, daß es schonmal einen gegeben hatte. Wenn ich denn in einem Auto herumfahren würde, dann durchaus gerne in so einem.

Der letzte (also nicht der neue) hingegen sieht aus, wie der Fuß einer sehr dicken Großtante von mir im Schuh. An die Großtante kann ich mich kaum noch erinnern, weiß nur noch, daß sie sehr dick war und einen roten Kater hatte, aber diese Füße haben mich damals fasziniert.
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MMC
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Re: Fiat Multipla

Beitrag von MMC »

Der Korrektor hat geschrieben:Der noch dieses Jahr erscheinende Nachfolger des Multiplas hat mit seinem Vorgänger denn auch nur noch den Namen gemein und präsentiert sich geglättet bis zur Langeweile.
Jenun, und gekonnter haette man die innere Widerspruechlichkeit dieses Stranges nicht ausdruecken koennen. Seien wir doch froh, dass es anscheinend bei Fiat noch Designer gibt, die auch mal versuchen was abgedrehtes hinzubekommen, was aus dem Einheitsbrei herausschaut.

Von daher moechte ich mich der Kritik nicht so gerne anschliessen - frueher gabs eben viel Murks, aber dabei kamen denn auch "Klassiker" wie 2CV, R4, Kaefer, etc. bei heraus. Heute sieht doch im Prinzip alles aus wie Golf plusminus Epsilon...
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Betäuber
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Beitrag von Betäuber »

Gunter von Saarwerden hat geschrieben: Der Wagen verkaufte sich aber nur äußerst schleppend (wohl nur ein paar Tausend), was dazu führte, dass Opel den Sintra, zumindest in Deutschland, bald wieder einstellte. Dann kam der Zafira und alles wurde besser... aber das ist eine andere Geschichte.
Der wahre Grund der frühen Sintra-Niederlage ist eher in dessen Abschneiden bei einschlägigen Crash-Tests zu suchen, bzw. zu finden:

http://focus.msn.de/D/DL/DLB/DLBP/DLBPC ... lbpc04.htm

Ich habe mich eine Weile mal für den Sintra interessiert, die Ergebnisse in Verbindung mit einem bescheidenen Preis-Leistungsverhältnis haben meine Wahl dann auf dieses Fabrikat fallen lassen:

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Gute Fahrt,

Betäuber
Es sind nicht meine Schmerzen ...
Tatakombi

Beitrag von Tatakombi »

Um was für ein Auto handelt es sich denn, welches Herr Belmondo am Anfang des Films klaut?

Es ist ein Chevy aus den Fuffzigern!
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Ingo Meysel
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Beitrag von Ingo Meysel »

ein paar wirklich nette Skurrilitäten haben Sie da zusammengetragen!

Auch wenn dies kein Designthema im engeren Sinne ist:
Oft und gern erinnere ich mich an den Markennamen-Gau bei Mitsubishis "Pajero".
Im Spanischen heißt das soviel wie Stall/Scheune, ist aber darüber hinaus auch ein Slangausdruck für einen "körperlich selbstverliebten".
Daher verursachen allradgetriebene Spanienreisende immer noch ein großes Hallo, wenn der erniedrigende Namensschriftzug von Einheimischen erblickt wird.
In spanischsprachigen Ländern wurde der Wagen daraufhin unter dem weniger verfänglichen Namen "Montero" angeboten.

Diese Begebenheit wurde zwar seinerzeit medial ausreichend breit getreten - vermutlich deshalb kommt es mir sofort in den Sinn, wenns um automobile Designflops geht.

Herzlichst,
IM
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Der Korrektor
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Beitrag von Der Korrektor »

Ingo Meysel hat geschrieben:Diese Begebenheit wurde zwar seinerzeit medial ausreichend breit getreten
Keine Sorge, Herr Meysel, wenn es um Autos geht, übertreffen sich die Teilnehmer dieses Forums an ostentativem Desinteresse. Sie befinden sich hier nur in der Tiefgarage des Elfenbeinturms. Allerdings parken dort neben dem Mitsubishi Pajero auch noch einige weitere Branding-Flops:

In Schweden scheiterte Fiat mit dem Regata, so nennt man dort nämlich eine Xanthippe, eine "streitsüchtige Frau". Toyota hatte mit seinem Fiera zumindest in Puerto Rico kein Glück, dort bezeichnet man so ein "hässliches, altes Weib". Ford schließlich landete mit seinem Pinto in Brasilien einen absoluten Flop, wo das "Pimmel" bzw. "kleiner Penis" heißt.

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Und weg: Steuerflüchtlinge im Evasion

Fast schon subtil dagegen die Pleite von Citroen mit dem Evasion: "Tax Evasion" ist in Großbritannien ein Begriff für Steuerflucht.

Auch der Fiat Uno konnte nicht in allen Ländern die Nummer 1 werden, denn das heißt bei den Finnen schlicht "Idiot". Und weder der Lada Nova noch der Chevrolet Nova konnte in Spanien mit seinem Namen viel Vertrauen stiften: "No va" bedeutet im Spanischen in etwa "geht nicht" / "funktioniert nicht".

Eher den Feinheiten der Aussprache zum Opfer fiel in Frankreich der Sportwagen Toyota MR2: Auf Französisch spricht sich das "merdö" aus, was fast wie "merde" (= scheiße) klingt. Aber auch die Deutschen lassen sich nicht gern verscheißern: Die Bemühungen der Engländer, hierzulande einen Rolls Royce Silver Mist an den Mann zu bringen, scheiterten weitgehend (Engl. "mist" = "Nebel"). Als "Silver Cloud", also silberne Wolke, verkaufte sich die Edelkarosse gleich viel besser.

Grüße
Der Korrektor
Es war die Personifikation und Inkarnation des Grauens, des Abartigen, des Anderen. Doch bevor er diesen Gedanken vertiefen konnte, riss ihm das Monster gemütlich schmatzend den Kopf ab.
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Ingo Meysel
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Beitrag von Ingo Meysel »

Der Korrektor hat geschrieben: Keine Sorge, Herr Meysel, wenn es um Autos geht, übertreffen sich die Teilnehmer dieses Forums an ostentativem Desinteresse. Sie befinden sich hier nur in der Tiefgarage des Elfenbeinturms. Allerdings parken dort neben dem Mitsubishi Pajero auch noch einige weitere Branding-Flops:
ahuch, die Markennamenerfinderbranche ist ja ein fettnapfreiches Pflaster, hätt ich nicht gedacht. mithilfe Ihrer Stichworte lassen sich darüber hinaus zum Thema ein paar nette Seiten ergoogeln, zB
http://www.markenlexikon.com/produkte_typen2.html

zum Tiefgaragenplatz/Desinteresse: vielleicht lockt es den einen oder anderen schlafenden Hund hinter dem Ofen vor, wenn nur die entsprechenden zielgruppengerechten Schlüsselreize gesetzt werden.
Da ich hier vorzugsweise linksintellektuelles, US-kritisches Publikum vermute, helfen vielleicht ein paar US-Flops, die sich bereits als Designstudie nicht durchsetzen konnten:
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Nun habe ich ein leicht schlechtes Gewissen, da ich bereits einen anderen Strang mit Urlaubsfotos zugespammt habe. Ich gebe Ihnen daher mein Ehrenwort, weitere Urlaubsbilder fürderhin nur auf ausdrücklichen Wunsch der anderen Forumsteilnehmer zu posten.
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MMC
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Beitrag von MMC »

Da ich grade wegen eines anderen Stranges die Kamera dabei hatte, dachte ich dass ich dem Herrn Korrektor mal eine Freude mache, und ihm dieses schoene Exemplar an Auto abfotografiere.

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das sich im uebrigen zur Zeit hier kaeuflich erwerben laesst.
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Der Korrektor
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Gyrocars

Beitrag von Der Korrektor »

Gyrocars - zweirädrige Autos

Das Deutsche Universalwörterbuch aus dem Dudenverlag definiert das "Auto" als ein durch einen Motor angetriebenes Straßenfahrzeug mit gummibereiften Rädern - und auch, wenn nicht ausdrücklich dort steht, wie viel Räder es sein sollen, hat man sich unter den Automobilkonstrukteuren doch unterdessen auf mindestens 3, in der Regel aber 4 Stück geeinigt.

Damit wollte sich der russische Graf Peter P. Schilovski, Jurist und Mitglied der russischen Königsfamilie, nicht zufrieden geben und machte sich 1912 daran, ein zweirädriges Auto zu konstruieren. Die größte Herausforderung bei einem solchen Auto ist natürlich, es am Umkippen zu hindern; Schilovski brachte dies mit einem so genannten Gyroscope fertig, eine ausgeklügelte mechanische Einrichtung mit Schwungrad und Pendelgewichten, wie sie ähnlich auch in Schiffen verbaut wurde, um diese am Schlingern zu hindern. Drohte das Gefährt auf eine Seite zu kippen, schoben sich die Gewichte auf die andere Seite und stellten so den Ausgleich wieder her - um es einmal ganz vereinfacht zu sagen.

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Das Gyrocar auf Testfahrt, Schilovski sitzt neben dem Fahrer.

Mitstreiter für seine Idee fand der Graf bald in Birmingham, wo er A. W. Dring, den Chefingenieur der Entwicklungsabteilung von Wolseley, einer damals großen britischen Automobilfirma, die u.a. auch die legendären Doppeldeckerbusse herstellte, für seine Pläne begeistern konnte. In nur einem Jahr entwickelte und baute man das Gyrocar, welches 1914 in London vor einer interessierten Menschenmenge seine ersten Testrunden drehte - und tatsächlich nicht umkippte. Dring notierte, dass auch im Stand eine Person sich auf die Trittbretter stellen und zusteigen konnte, ohne dass das Auto auch nur bedenklich wankte.

Schilovski, der sich nun "President of the Gyroscopic Society of Petrograd" nannte, schwebte unter anderem eine militärische Nutzung vor, wogegen allerdings das hohe Gewicht von 2,75 Tonnen und der enorme Wendekreis sprachen (eigentlich konnte es praktisch nur geradeaus fahren).

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Front des Gyrocars (Konstruktionszeichnung)

Der Ausbruch des ersten Weltkriegs ließ den Graf dann allerdings nach Russland zurückkehren, und die Engländer begruben sämtliche Pläne. Nein, weil sie einerseits auf Distanz zum Projekt gehen wollten und andererseits aber das schöne Projekt auch nicht zerstören wollten, begruben sie tatsächlich gleich das ganze Auto. Möglicherweise war dies auch ein Zeichen des Respekts gegenüber Schilovski, von dem sie annahmen, dass er entweder Krieg oder Revolution nicht überlebt hatte.

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Das Auto wird 1938 wieder ausgegraben.

Erst 1938 wurde das Auto wieder ausgegraben, dass über dem "Grab" zwischenzeitlich eine Eisenbahnstrecke gebaut worden war, machte die Sache dabei nicht unbedingt einfacher. Das, was von dem Auto dann noch übrig war, steht heute im werkseigenen Museum von Wolseley. Und der Graf? Entgegen allen Annahmen hatte er sehr wohl überlebt, kehrte später wieder nach England zurück, heiratete und lebte mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Dulwich, wo er für die Sperry Gyroscope Company tätig war.

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Monorail-Versuchsstrecke bei Petrograd.

Was aber hatte Schilowski zwischenzeitlich in Russland gemacht? Man soll es kaum für möglich halten, aber mit Unterstützung der russischen Regierung hatte er dort 1921 bis 1922 noch an einer einspurigen Eisenbahn gearbeitet, für die immerhin eine 7 Meilen lange Versuchsstrecke gebaut wurde.

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Die Brennan-Bahn beim Rangieren.

Er verfolgte damit das Konzept eines anderen Besessenen weiter, Louis Brennan, der eine solche Bahn bereits 1909 erfolgreich bei Gillingham ans Laufen gebracht hatte. Auch Brennan wiederum beließ es nicht bei Eisenbahnen, sondern realisierte im England der 20er Jahre ebenfalls ein Gyrocar, welches er 1929 fertigstellte.

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Das Brennan-Car in voller Fahrt (seitliche Stützräder hochgeklappt).

Dieses wies immerhin, um es besser parken zu können, seitliche Stützräder auf, die allerdings während der Fahrt hochgeklappt wurden. Brennan bot sein Konzept Austin, Rover, Morris und anderen englischen Firmen an, aber diese meinten nach kurzer Beratung, dass sie eigentlich ihre vierrädrigen Fahrzeuge ganz gut verkauften - warum mit aufwendiger neuer Technologie ein zweirädriges Auto neu lancieren?

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Ford Gyron 1961.

Und vermutlich hat sich auch deshalb das Gyrocar nie durchsetzen können - es sah niemand so richtig den Sinn eines zweirädrigen Autos ein. Immerhin stellte die Ford Motor Company noch 1961 als Showcar den Ford Gyron vor, der futuristisch wie ein UFO auf Rädern wirkte. In Serie ging er allerdings nie ...
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justine
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Beitrag von justine »

Erinnert mich ein wenig an dieses Gefaehrt:

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Was nach einem aehnlichen Prinzip funktioniert, allerdings nicht seitlich sondern noch vorne oder hinten umkippen kann, und auch nie so richtig beliebt geworden ist.
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Barschel
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Beitrag von Barschel »

Dieser Strang hat sich durch äußerst unterhaltsame Beiträge aus meiner Ignore-List befördert. Bitte weiter so!

Ich warte aber immer noch ungeduldig auf "Die größten Flops der Schuhgeschichte" und finde folgende Flops ziemlich groß:

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Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.
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Aprilfischer
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Klick Klick

Beitrag von Aprilfischer »

Dieses Gefährt bzw. Geflügel resp. Geschwimmsel von T. Findeisen hatte durchaus Serienreife (6 Folgen), aber keine Serienreifen, geschweige denn Nachfolgemodelle - es blieb bei der 1. Generation, woran sich der Golf leider kein Beispiel genommen hat (s.o.). Wirtschaftlich also ein Flop, aber kulturell aus meinem Selbst nicht wegzudenken.

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Wenn du in einem erleuchteten Raum den Lichtschalter drückst, erwarte nicht, dass es heller wird. (Konfuzius)
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Der Korrektor
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Beitrag von Der Korrektor »

justine hat geschrieben:Was nach einem aehnlichen Prinzip funktioniert, allerdings nicht seitlich sondern noch vorne oder hinten umkippen kann
BildBild

Nun, bei diesem Gefährt haben sich die Erfinder sicher von Oat Willie inspirieren lassen, einer 70er-Jahre-Comicfigur von Gilbert Shelton, der auch die Fabulous Furry Freak Brothers schuf. Oat Willie war in einem mit Hafer gefüllten Kübel unterwegs, welcher ebenfalls zwei Räder hatte, wie er dabei das Gleichgewicht behielt (und wie der Antrieb funktionierte), bleibt das Geheimnis von Shelton.

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Der Korrektor
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Der Korrektor
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Die Ei-Autos von Egon Brütsch

Beitrag von Der Korrektor »

Die Ei-Autos von Egon Brütsch

Im Deutschland der Nachkriegsjahre waren die Ressourcen knapp, die Geldbeutel schmal und die Autos klein: Es war die Zeit der Isettas, Goggomobils und natürlich des VW Käfers. Doch jenseits der großen Hersteller gab es auch immer wieder Individualisten, die den Markt der Kleinstautos mit bizarr anmutenden Konstruktionen aufmischten.

Einer von ihnen war Egon Brütsch. Sohn einer wohlhabenden Stuttgarter Familie, die ihr Geld mit Damenstrümpfen verdiente, konnte er sich einem relativ müßigen Leben hingeben, wobei seine Leidenschaft dem Rennsport galt. Und tatsächlich konnte er in den 30er Jahren einige Erfolge verbuchen. Anfang der 50er Jahre war denn auch seine erste Kreation als Automobilkonstrukteur ein Maserati-Rennwagen im Maßstab 2:1, welcher als Kinderspielzeug für betuchte Familien gedacht war. Das Projekt floppte natürlich - nach dem Krieg hatten die Deutschen wirklich andere Sorgen als ihren Sprößlingen ein Spielzeugauto für 750 Mark unter den Weihnachtsbaum legen zu können.

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Brütsch Zwerg: nicht gerade das Ei des Kolumbus.

Nächster Versuch war - nun wagte er sich an "richtige" Autos - ein auf Sackkarrenrädern stehender und mit einem Baumsägenmotor angetriebener einsitziger Roadster, auch dieser wieder am Bedarf vorbeigedacht. Mit dem Brütsch Zwerg konzipierte er dann das erste seiner legendären Ei-Autos, zusammengeklebt aus zwei Fiberglashalbschalen und als "das leichteste Auto der Welt" angepriesen. Man errät es schon: Kaum einer wollte es haben, obgleich es tatsächlich in Frankreich und in der Schweiz teils noch skurriler anmutende Lizenzbauten gab.

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Brütsch Mopetta mit Sekretärin im Garten.

Doch Brütsch ließ sich nicht entmutigen. Nach dem leichtesten wollte er nun das kleinste Auto der Welt bauen, mit 50-ccm-Motor zudem steuer- und versicherungsfrei. Mit einer Energie, wie sie nur Besessenen zu eigen ist, schuf er buchstäblich über Nacht eine neue, noch kleinere Kunststoffkarosserie, stellte sie im Garten auf und lehnte Räder dran. Dann setzte er seine Sekretärin rein und fotografierte das Ganze. Bis zur IFMA-Ausstellung im Oktober 1956 reichte die Zeit gerade noch, die Räder zu befestigen, und tatsächlich war das Gedränge groß, denn die Brütsch Mopetta sollte gerade mal so viel wie sein erstes Spielzeugauto kosten, 750 Mark. Brütsch hatte das kleine Dreirad hoch gestellt, damit es alle bewundern konnten und niemand merkte, dass noch sämtliche mechanischen Teile fehlten.

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Eine der wenigen erhaltenen Mopettas unterwegs.

Vielleicht hätte er sein Ei nicht ganz so vollmundig ankündigen sollen. In ersten Prospekten sprach er in leichter Überschätzung seiner technischen Möglichkeiten und Fähigkeiten sogar von einem "schwimmenden Moped-Auto - zu Land und zu Wasser". Das Interesse war enorm, und die Berliner BZ bejubelte die Mopetta als "Miniatur-Motorboot". Eiligst machte sich Brütsch nach der Ausstellung daran, seitlich ein Motörchen zu befestigen, und tatsächlich konnte das Ding am Schluss einigermaßen fahren, schwimmen hingegen natürlich nie. "Da staunt der Fachmann", schrieb zur Fertigstellung im Mai 1957 die Zeitschrift "Roller, Mobil und Kleinwagen" leicht gönnerhaft, "aber immerhin ist wirklich zu bewundern, mit welcher Zähigkeit Herr Brütsch an seinen Projekten arbeitet und es ihm gelingt, trotz aller Schwierigkeiten immer wieder etwas auf die Räder zu heben." Angesichts der profanen Mopedtechnik versackte das Interesse schnell. Aber immerhin brachte es die Mopetta auf 14 produzierte Exemplare, so viel hatte Brütsch bis dahin noch nie von einem seiner Modelle herstellen können.

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Auch der V-2-N war nicht wirklich erfolgreich.

Ein anderer hätte sicher spätestens jetzt das Handtuch geworfen. Nicht so Brütsch. Er schob der Mopetta noch eine größere Rollera für zwei Personen nach, und als auch die nur bescheidenen Erfolg hatte, machte er sich mit großem Eifer an die Konzeption eines eher sportlichen Zweisitzers, nunmehr mit vier Rädern, den er Brütsch Pfeil nannte. Den "Erfolg" seiner Mopetta konnte er indes nicht wiederholen, nur acht Exemplare wurden gebaut. Und die Weiterentwicklung V-2 erwies sich als nicht so glücklich, was die Namensgebung anging, auch wenn Brütsch mit den Vergeltungswaffen der Nazis wenig im Sinn hatte, sondern mit dem Kürzel eigentlich einen "Volks-Zweisitzer" meinte.

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Froschiges Ende der Brütsch-Ära: der V-2-N Jet.

Der unermüdliche Brütsch modifizierte den V-2 und es entstand im Juli 1958 der V-2-N, der später zum Jet V-2-N mutierte und mit froschig nach oben und hinten verlegten Scheinwerfern nicht gerade schöner wurde. Das "N" stand für Ngo, den Geschäftsführer der Union Industrielle in Neuilly-sur-Marne, die den Wagen ein Jahr herstellte und dann den Gang zum Konkursrichter antreten musste. Egon Brütsch kehrte im Herbst 1958 dem glücklosen Autobau den Rücken und konzentrierte sich nun auf die Herstellung von Kunststoff-Wochenendhäusern; ob er damit Erfolg hatte, ist nicht bekannt. Er starb im Jahr 1988.
Es war die Personifikation und Inkarnation des Grauens, des Abartigen, des Anderen. Doch bevor er diesen Gedanken vertiefen konnte, riss ihm das Monster gemütlich schmatzend den Kopf ab.
Gast

Dann lieber einen Ferrari selbst bauen...

Beitrag von Gast »

Achtung, lange Ladezeiten...
http://www.j-body.org/forums/read.php?f ... 74&t=54674
das ist doch wohl echt irre, oder?
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