Das Thema von Hans Eggers'
Deutscher Sprachgeschichte verführt die Pfandbriefe und Kommunalobligationen zu etymologischen und buchproduktionshistorischen Erläuterungen. Sehenswert sind meines Erachtens vor allem die Zeichnungen. Selbst in den Sachbuchreihen wurden also eigens für die jeweiligen Bücher Anzeigen entworfen und geschrieben. [Leider gilt das nicht für alle Bücher, denn Anzeigen sucht man gerade in Büchern mit hohem Protzfaktor wie Kierkegaards "Der Begriff Angst" zumeist vergeblich.]
Hier also die drei Anzeigen aus der Sprachgeschichte, die sich zunächst mit der Herkunft des Wortes "sparen" befassen...
Pfandbriefe hat geschrieben:...heißt ein schweizerischer Abschiedsgruß. Darin steckt noch die alte Bedeutung sparen = bewahren (wie auch im englischen "spare").
Aber nicht nur "bewahren, schonen, nicht verbrauchen" stecken im Zeitwort "sparen": Die erschlossene germanische Form "spa-ra" ist verwandt mit altslawischen, armenischen und altindischen Adjektiven, die allesamt "reichlich, ergiebig" bedeuten. Die indogermanische Wurzel *spe(i)-, *spi- hatte den Sinn von "sich ausdehnen, mehr werden".
Die Etymologen haben nicht nur den Sinn des Zeitworts "sparen" erschlossen; sie kamen auch hinter den Zweck des Sparens.
(Q: Hans Eggers: Deutsche Sprachgeschichte 1) (5. Aufl. 1970)
...sich dann, aus Pfandbrief-Sicht durchaus konsequent, direkt der Herleitung der Worte "Zins" und "Wucher" widmen...
Pfandbriefe hat geschrieben:...den Zeitgenossen der frühen tausender Jahre. Der Zins, den man bekam - soweit es das kanonische Zinsverbot duldete -, hieß im Mittelhochdeutschen "wuocher"; das hatte den Sinn von "Ertrag, Frucht, Gewinn".
Das Wort "Zins", wohl auf dem Verwaltungswege aus dem Lateinnischen entlehnt, bedeutete im Mittelhochdeutschen "Tribut, Abgabe", also den Zins, den man zahlen mußte, nicht jenen, den man erhielt.
In unsere Zeit übertragen: Eine Bank gibt Zinsen, der Sparer aber nimmt "Wucher".
(Q: Hans Eggers: Deutsche Sprachgeschichte 2) (2. Aufl. 1966)
...um dann im dritten Teil leider doch nicht fortgeschrittenes Wirtschaftswissen wie "Depotgebühren", "Hedgefonds", "T-Aktie" oder andere Arten negativer Geldvermehrung zu erklären, sondern auf allgemeines Geschwafel zur Buchproduktion auszuweichen. Schade. Aber das korrekte Wirtschaftslexikon erscheint ja gerade in der SuperLupo.
Pfandbriefe hat geschrieben:...dafür liest die andere Hälfte, wie es scheint, um so eifriger. So wuchs die Buchproduktion:
15. Jahrhundert - 40 000 Werke (Inkunabeln)
16. Jahrhundert - 520 000 Titel
17. Jahrhundert - 1,25 Millionen Titel
18. Jahrhundert - 2 Millionen Titel
19. Jahrhundert - 8 Millionen Titel
Heute werden allein in der Bundesrepublik in einem einzigen Jahrzehnt etwa 200 000 Titel aufgelegt.
Während im 16. Jahrhundert, einer englischen Quelle zufolge, neben dem Klerus nur Gelehrte und Ärzte in geringer Zahl Bücher besaßen, sind die Bücherwürmer heute kaum noch zu klassifizieren. Das Taschenbuch hat das Bücherlesen endgültig "demokratisiert". Zum ersten Male kann man Bücher vom Taschengeld kaufen. Der günstige Preis der Taschenbücher ist zu einem Teil der Werbung zu verdanken - der Werbung für das Taschenbuch und der Werbung im Taschenbuch, wie beispielsweise dieser Anzeige, die Ihre Aufmerksamkeit auf eine vorteilhafte Sparform lenken möchte.
(Q: Hans Eggers: Deutsche Sprachgeschichte 3) (1969)
LASJ
Stiere kennen kein Erbarmen / besonders nicht auf Schönheitsfarmen (Weltalltag-Man)