Kunst

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L. vom Hocker
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Kunst

Beitrag von L. vom Hocker »

Ich vermisse hier Kunst. Der Forumstitel verspricht "Kultur", aber...

Wie der Schröder. Die da oben sind doch alle gleich.

Ich stelle mal die Öde an die Freude zur Diskussion. Von Carl Maria von Hugendubel. Glaub´ ich.

Wem das zu profan ist: Der Erlkönig von Matzda, dem Mercedes unter den Volkswagen.

Sollte man überhaupt darüber sprechen, oder ist es besser zu schweigen? Kommt Kunst von Gönner? Hat hier irgend jemand ein geblümtes skin für meinen Winamp?
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L. vom Hocker
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Beitrag von L. vom Hocker »

Ich meine, Kunst ist das vollendet Unvollendete. Die Venus von Milo oder

<img src="http://www.thmolle.gmxhome.de/pix/Niko.gif">

von Pablo Picasso jr.

Torsi und Fragmente machen den Betrachter sich seiner Unzulänglichkeit bewußt und überhöhen den Meister, der seinen Epigonen den Spiegel vorhält. Kunst in Vollendung verliert ihre Dynamik und Schärfe und wird so zum Kitsch.

Kann man so sehen, oder?
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HellBoy
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Beitrag von HellBoy »

Dazu fällt mir ein: Warum gibt es in Museen eigentlich keine Sitzgelegenheiten :?:
Und keine Musik :?:
Kann sein, kann auch nicht sein.
Man weiss es nicht.
Adorno
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Beitrag von Adorno »

Oh bitte. Musik in Museen, das wäre ja der Tod des Restgeschmacks. Ist es nicht schon unterträglich genug, in jedem Fischladen eine Phantasie von Chopin hören zu müssen? Musikfreie Cafés scheinen inzwischen ja auch gänzlich ausgestorben.

Achja, Herr vom Hocker, danke für das neue Thema. Ich möchte gleichmal einwerfen:Kunstwerke sind Dinge, welche tendenziell ihre eigene Dinghaftigkeit abstreifen.
Hornkleinsäger

Beitrag von Hornkleinsäger »

Antithese:

Kunstwerke sind Dinge, welche tendenziell Staub kumulieren.
8O
Hans Shaft
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Beitrag von Hans Shaft »

Hornkleinsäger hat geschrieben: Kunstwerke sind Dinge, welche tendenziell Staub kumulieren.
8O
Ich kann hier (bei mir, nicht im Forum) beim besten Willen keine Kunst entdecken, desweiteren schätze ich mich persönlich auch nicht als sehr künstlerisch ein.
Trotzdem habe ich hier mehr Staub, als der von mir überaus geschätzte Herr Hessen SuperLupo-Abos.

Erklären Sie mir dieses, Herr Hornkleinsäger :!:
Tischlampe
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Beitrag von Tischlampe »

Da meine Schallplatten mittlerweile auch dick vll Staub sind, wäre demnach Musik auch Kunst. Oder doch bloss schnöde Unterhaltung? Oh, Videokassetten gibts ja auch noch...
Tischlampe
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L. vom Hocker
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Beitrag von L. vom Hocker »

Adorno hat geschrieben:Ich möchte gleichmal einwerfen:Kunstwerke sind Dinge, welche tendenziell ihre eigene Dinghaftigkeit abstreifen.
Hm... Kunstwerke sind Symbole, Metaphern. Soweit stimmt es. Das ist aber nur die conditio sine qua non. Und nicht der Rede wert. Interessant wäre vielleicht der Zeitpunkt, an dem aus Papier und Bleistift Kunst wird. Produziert der Schriftsteller schon Kunst oder erst der Kritiker?
Tischlampe hat geschrieben:Da meine Schallplatten mittlerweile auch dick vll Staub sind, wäre demnach Musik auch Kunst.
Ja, für Blinde ist Terpsichore zuständig.
Adorno
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Beitrag von Adorno »

Das Wichtige ist die Tendenzialität des metaphorischen Charakters. Kunst entsteht aus dem intensiven Bemühen, die Darstellung über das Dargestellte hinaus zu verlängern. Die Metapher ist nicht conditio sine qua non, sondern ein Tropus, und gehört somit in den Bereich des Dargestellten, verwirklicht also nicht den Tendenzialitätsanspruch, den phatischen Rahmen intertextueller wrzlbrmpft.

Als Faustregel kann man sich merken: im Zweifel hat immer der älteste Ästhetikprofessor vor Ort recht.
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HellBoy
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Beitrag von HellBoy »

Dann eben anders: Diese Kunsttypen sollten endlich von ihrem hohen Ross runterkommen und ihr Handwerk genauso trivialisieren, wie alles andere auch. Die Designer machen es doch vor.
Wir leben doch in der Postmoderne, HerrGott.

Und was stört sie an Musik Adorno? Zugegeben, man kann hier nicht jedes beliebige Arrangement vornehmen, und die falsche Musik könnte den Museumsbesuch noch unerträglicher gestalten als er ohnehin schon oft ist. Aber zur richtigen Musik auf einer Couch pfläzen und ein schickes Bild anschauen, da ist doch nichts dagegen einzuwenden.
Überhaupt bin ich seid der langen Nacht der Museen in Köln der Überzeugung, dass Museen eher abends öffnen sollten.
Kann sein, kann auch nicht sein.
Man weiss es nicht.
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Ryan
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Kleiner Tipp

Beitrag von Ryan »

Tom Waits hören und Charles Bukowski lesen; dazu ein Bier oder ein Whiskey schlürfen. Ahhhh! Das Leben kann eine Kunst sein.
Adorno
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Beitrag von Adorno »

HellBoy hat geschrieben: Aber zur richtigen Musik auf einer Couch pfläzen und ein schickes Bild anschauen, da ist doch nichts dagegen einzuwenden.
Und wenn's dann noch 'ne Tüte Popcorn, Wasserpistolen und Klopapier gibt, ist die Synästhesie perfekt.

Warum muß denn eigentlich immer ein Event draus gebastelt werden? Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild. Wenn man Bilder gucken will, geht man ins Museum, wenn man Musik hören will, ins Konzert.

Ich finde es übrigens taktisch sehr klug von den Betreibern der Berliner Museen, die Cafés und Souvenirshops v o r den eigentlichen Ausstellungsräumen zu positionieren. Dann kann man immer noch rechtzeitig die eigene Banausie feststellen und muß sich nicht durch eine Kunst quälen, die man ohnehin nicht mehr versteht.
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Ryan
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Tja

Beitrag von Ryan »

Kunst ist doch immer subjektiv. Was der Eine als Kitsch auffasst, ist für den anderen Lebensinhalt (gilt für beide Geschlechter). Und umgekehrt... Sicher, es gibt einige Gesellschaften, Cliquen u.ä., die gewisse Kunst zur Bedingung setzen, wenn man da mitmachen will. Ist aber ein Scheiss, das.
Warum muß denn eigentlich immer ein Event draus gebastelt werden? Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild. Wenn man Bilder gucken will, geht man ins Museum, wenn man Musik hören will, ins Konzert.
Auch schon erfahren, dass der Mensch mehrere Sinne hat? Klar können diese auch in einem Konzert oder Museum parallel stimuliert werden, jedoch gibt's auch die Variante kombinierter Eindrücke. Und ein Event (also Anlass, wo bleibt das Deutsch?) begreift sich als etwas, an dem mehrere Personen teilnehmen, vielmals unter Zuhilfenahme diverser Gerätschaften.

Es ist doch auch möglich, alleine Kunst zu erleben, und sei es nur, dass "Arschloch in Öl" anzuschauen.
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Quodlibet
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Beitrag von Quodlibet »

Ein sehr schönes Thema , meine Damen und Herren,

hier meine These: für den Rezipienten ist es mit der Kunst ähnlich wie mit der Pornographie; sie entsteht zuvörderst im Auge des Betrachters und der entscheidet auch, ob das eine oder andere eine Bereicherung für das eigene Leben darstellt oder nicht.

@Ryan



Tom Waits hören und Charles Bukowski lesen; dazu ein Bier oder ein Whiskey schlürfen. Ahhhh! Das Leben kann eine Kunst sein.
... nun, das ist eher Hedonismus, Kunst wird es vielleicht, wenn Sie nebenbei noch das Piano anzünden oder eine Modern Talking LP zerschreddern.
Für den Künstler ist Kunst wohl in erster Linie eine Möglichkeit, die Welt zu interpretieren, analog oder parallel zur Philosophie, mit ähnlichen Grabenkämpfen um den Besitz der wahren Lehre.

Meint

Q.
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Ryan
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Gehört nicht beides zusammen?

Beitrag von Ryan »

Muss nicht ein "Konsument" der Kunst existieren, dass diese als Kunst definierbar wird? Und ist nicht einer auch Künstler, der die Kunst konsumiert? Oder gar Philosoph? Und ist die Philosophie nicht gleich das Leben selber?

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