Lyrik-Eck'chen

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Johnnie
Beiträge: 58
Registriert: Do Okt 09, 2003 11:48 pm

Beitrag von Johnnie »

Moloch hat geschrieben:Friedrich Rückert, Fr. Annchen.
ryan hat geschrieben:Und dann noch die anderen Reime: "zu" auf "zu", "reich" auf "(stein)reich" und "werden" auf "Werden"... Tststs.
um den rückert nochmal aufzugreifen, bei dem klingt sowas gut:

Amara, bittre, was du tust ist bitter,
wie du die füße rührst, die arme lenkest,
wie du die augen hebst, wie du sie senkest,
die lippen auftust oder zu, ists bitter.

ein jeder gruß ist, den du schenkest, bitter,
bitter ein jeder kuss, den du nicht schenkest;
bitter ist, was du sprichst und was du denkest,
und was du hast, und was du bist, ist bitter.

voraus kommt eine bitterkeit gegangen,
zwo bitterkeiten gehen dir zu den seiten,
und eine folgt den spuren deiner füße

o du mit bitterkeiten rings umfangen,
wer dächte, dass mit all den bitterkeiten
du doch mir bist im innern kern so süße.
Gast

Aus aktuellem Anlass

Beitrag von Gast »

Studiengebühren

Der Dozenten weise Reden
dringen durch - meist nicht zu jedem
trocken Worte, spröde Art
Studieren ist ganz eigen hart

Resistancè, die im mentalen
ist Verteidigung vor Qualen
Qualifizierung, pädagogisch
wär die Lösung - viel zu logisch

Quasseln hört man tumbe Strippen
Ach, hätten sie doch große Titten
Travestie im Saal zum Hören
Gebühren zahlt' ich - ich würd' schwören
----

Nicht von mir, gefunden auf http://zahltag.log.ag
Gast

Aus perpetuierend-aktuellem Anlass

Beitrag von Gast »

K(l)eene Sünde in Peenemünde

Es reckt das Rohr sich steil gen Himmel
der große Schuss war Führers Fimmel
so groß, so stark, so aufgerichtet -
so hätt' er gern den Feind vernichtet

Es spuckt das Rohr den heißen Strahl
Es zuckt des Führers Schritt aus Stahl

Der Führer rief:"Ich spür, wie's glüht!"
und hat dabei sich prompt verfrüht
in seine Bux' ergossen
so war sie schnell verflossen -
des Führers Liebe zu Geschossen
---
auch von http://zahltag.log.ag
Gast

Beitrag von Gast »

Wem der Rückert zwei weiter oben zu lyrisch ist, der mag seinen Einstieg in das Werk dieses großen deutsche Romantikers (?) vielleicht über die Gedichtaufbereitung des Herrn Thalmayr (i. e. Enzensberger ) finden:

Amara, du nix gut, du nix gut machen,
mit dein Fuß du nix gut gehn, Hände nix gut,
du mich anschaun nix gut, du wegschaun nix gut,
du mir was sagen nix gut, nix sagen nix gut.
Du ciao sagen, wenn kommen, nix gut,
ich nix Kuß kriegen, nix gut,
nix gut, was du sagen, du nix gut denken,
du nix gut haben, du nix gut.
Wenn du kommen ich wissen, nix gut,
du da sein, links nix gut, rechts nix gut,
wenn du abhauen, ich nix gut.
Du vorn und hinten nix gut.
Ich nix wissen, warum alles nix gut,
aber ich denken an nix wie Amara, Amara gut.
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Erdgeruch
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Wohnort: Oberschallministerium

Beitrag von Erdgeruch »

Satz verdreht du bist
nicht denk ich so
jeder so doch schreibt
Es genügt nicht, sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, diese auszudrücken.
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Foyer der Kunst
Beiträge: 5
Registriert: Di Feb 03, 2004 11:02 am

Beitrag von Foyer der Kunst »

Traurigkeit


Traurigkeit dereinst.
Jenseits von Eden, so schwach.
Fast nur Krach,
Doch die Zeit.
Nicht jenseits von Eden, doch auf der Heide.
Die war stark.

So wurde es pampisch.
:cry:
Spiegelbildlich zwar, doch trotzdem fern der introvertierten-exzentrischen Selbstimitation.
(Tillmann Schröder-Naumann, aus seinem Werk "Lebenszyklen")
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Foyer der Kunst
Beiträge: 5
Registriert: Di Feb 03, 2004 11:02 am

Beitrag von Foyer der Kunst »

Die Dame

Oh, Ekel der Nacht!
Dame und Taube, ja Taube.
Die Taube - sehen und wehen!
Die Dame - weich und reich!
Erbleichet ihr Hunde!
Weich! Auch du, Priapismus, sei weich!
Wer sonst kann sie erretten?
Spiegelbildlich zwar, doch trotzdem fern der introvertierten-exzentrischen Selbstimitation.
(Tillmann Schröder-Naumann, aus seinem Werk "Lebenszyklen")
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Foyer der Kunst
Beiträge: 5
Registriert: Di Feb 03, 2004 11:02 am

Beitrag von Foyer der Kunst »

Nimmersatt in endloser Zeit


In endloser Zeit ist funkelnd die Nacht!
Du einsame Weisheit!
In endloser Zeit!
Ja, Nimmersatt, brennend und naß.
Sei zart,
sei euphorisch und funkelnd!
Zuletzt geändert von Foyer der Kunst am Di Feb 03, 2004 12:47 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Spiegelbildlich zwar, doch trotzdem fern der introvertierten-exzentrischen Selbstimitation.
(Tillmann Schröder-Naumann, aus seinem Werk "Lebenszyklen")
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Pikahuna Burger
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Beitrag von Pikahuna Burger »

Leider ohne Author, dafür eines der schönsten Gedichte die es gibt und das einzige das ich aus dem 12. Jahrhundert kenne. Ich weiß es ist sehr bekannt, aber trotzdem:
Du bist min, ich bin din:
des solt du gewis sin.
Du bist beslozen
in minem Herzen;
verlorn ist daz Slüzzelin:
du muost immer drinnen sein.


und das hier nur weil ich es als Kind überflüssigerweise auswendig lernen musste. angeblich sollte sowas helfen, dass das Gedächtnis zu trainieren. Ich kann mir trotzdem nie was merken:
Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen;
Bald siehst Du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
Eduard Möricke
Hallo erstmal ! Grüße vom PIKATOR
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Foyer der Kunst
Beiträge: 5
Registriert: Di Feb 03, 2004 11:02 am

Beitrag von Foyer der Kunst »

Die Apotheose des Seins

Oh, Sündenpfuhl!
Leis´ mischt sich tief im Walde der Wiederhall der Stille.
Aus tiefsten Argwohn bin ich wohl geboren.
Einheitlich das Chaos der Welt.
Und doch, es deucht sich an der tiefe Sinn.

Geschwisterhass, geboren aus der Not heraus,
sich der Liebe Wandel doch auch der Mutter
noch die diskrepanzgeschwängerten Zuneigung zu erhalten.

Ihr Menschenheit, laßt ab von aller Schlechtigkeit!
:cry:
Spiegelbildlich zwar, doch trotzdem fern der introvertierten-exzentrischen Selbstimitation.
(Tillmann Schröder-Naumann, aus seinem Werk "Lebenszyklen")
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ruffel
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Registriert: Di Feb 11, 2003 5:20 pm

Beitrag von ruffel »

Mich hat als Kind DAS hier immer so schreckliche Angst gemacht:


Will ich in mein Gärtlein gehn,
Will mein Zwieblein gießen,
Steht ein bucklig Männlein da,
Fängt gleich an zu niesen.

Will ich in mein Küchel gehen,
Will mein Süpplein kochen,
Steht ein bucklig Männlein da,
Hat mein Töpflein brochen.

Will ich in mein Stüblein gehn,
will mein Müslein essen,
steht ein bucklig Männlein da,
hat's schon halb gegessen.

Will ich auf mein Boden gehn,
Will mein Hölzlein holen,
Steht ein bucklig Männlein da,
Hat mir's halber g'stohlen.

Will ich in mein Keller gehn,
Will mein Weinlein zapfen,
Steht ein bucklig Männlein da,
Tut mir'n Krug wegschnappen.

Setz ich mich ans Rädlein hin,
Will mein Fädlein drehen,
Steht ein bucklig Männlein da,
Läßt das Rad nicht gehen.

Geh ich in mein Kämmerlein,
will mein Bettlein machen,
steht ein bucklig Männlein da,
fängt gleich an zu lachen

Will ich an mein Bänklein knie'n,
Will ein bischen beten,
Steht ein bucklig Männlein da,
Fängt gleich an zu reden:


"Liebes Kindlein, ach, ich bitt',
Bet' für's bucklig Männlein mit".
Das gigantische Werk unseres Paprikahuhns in den Stürmen des Chats sichern und vollenden zu helfen, ist schönste Aufgabe und höchste Pflicht aller Wussows.
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Foyer der Kunst
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Registriert: Di Feb 03, 2004 11:02 am

Beitrag von Foyer der Kunst »

ruffel hat geschrieben:Mich hat als Kind DAS hier immer so schreckliche Angst gemacht:


...
Will ich an mein Bänklein knie'n,
Will ein bischen beten,
Steht ein bucklig Männlein da,
Fängt gleich an zu reden:


"Liebes Kindlein, ach, ich bitt',
Bet' für's bucklig Männlein mit".
Ja, wirklich beängstigend. Da stimme ich Ihnen voll zu, Herr Ruffel.
Spiegelbildlich zwar, doch trotzdem fern der introvertierten-exzentrischen Selbstimitation.
(Tillmann Schröder-Naumann, aus seinem Werk "Lebenszyklen")
justine
Beiträge: 525
Registriert: Di Sep 24, 2002 12:34 pm
Wohnort: Hamburg/Bristol

Beitrag von justine »

ruffel hat geschrieben:Mich hat als Kind DAS hier immer so schreckliche Angst gemacht:
Heisst das nicht Mir? Noergel.
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Don Vito
Beiträge: 1
Registriert: Di Feb 03, 2004 4:13 pm

Beitrag von Don Vito »

justine hat geschrieben:
ruffel hat geschrieben:Mich hat als Kind DAS hier immer so schreckliche Angst gemacht:
Heisst das nicht Mir? Noergel.
Stört keinen großen Geist, oder?
Mit guten Worten und einem Revolver kommt man weiter, als nur mit guten Worten.
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Johnnie
Beiträge: 58
Registriert: Do Okt 09, 2003 11:48 pm

Beitrag von Johnnie »

Mich hat als Kind DAS hier immer so schreckliche Angst gemacht:


da hab ich wieder einen Rückert:

Männlein in der Gans
Das Männlein ging spazieren einmal
auf dem Dach, ei seht doch!
Das Männlein ist hurtig, das Dach ist schmal,
gib acht, es fällt noch.
Eh sich's versieht, fällt's vom Dach herunter
und bricht den Hals nicht, das ist ein Wunder.

Unter dem Dach steht ein Wasserzuber,
hinein fällt's nicht schlecht;
da wird es naß über und über,
ei, das geschieht ihm recht.
Da kommt die Gans gelaufen,
die wird's Männlein saufen.

Die Gans hat's Männlein 'nuntergeschluckt,
sie hat einen guten Magen;
aber das Männlein hat sie doch gedruckt,
das wollt ich sagen.
Da schreit die Gans ganz jämmerlich;
das ist der Köchin ärgerlich.

Die Köchin wetzt das Messer,
sonst schneid'ts ja nicht:
die Gans schreit so, es ist nicht besser,
als daß man sie sticht;
wir wollen sie nehmen und schlachten
zum Braten auf Weihnachten.

Sie rupft die Gans und nimmt sie aus
und brät sie,
aber das Männleich darf nicht 'raus,
versteht sich.
Die Gans wird eben gebraten;
was kann's dem Männlein schaden?

Weihnachten kommt die Gans auf den Tisch
im Pfännlein;
der Vater tut sie 'raus und verschneid't sie frisch.
Und das Männlein?
Wie die Gans ist zerschnitten,
kriechts Männlein aus der Mitten.

Da springt der Vater vom Tisch auf,
da wird der Stuhl leer;
da setzt das Männlein sich drauf
und macht sich über die Gans her.
Es sagt; du hast mich gefressen,
jetzt will ich dafür dich essen.

Da ißt das Männlein gewaltig drauf los,
als wären's seiner sieben;
da essen wir alle dem Männlein zum Trotz,
da ist nichts übergeblieben
von der ganzen Gans als ein Tätzlein,
das kriegen dort hinten die Kätzlein.

Nichts kriegt die Maus,
das Märlein ist aus.
Was ist denn das?
ein Weihnachtsspaß;
aufs Neujahr lernst
du, - was?
Den Ernst.
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