Unworte und ihre GB-Folgen

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PanAM
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Unworte und ihre GB-Folgen

Beitrag von PanAM »

Wie kommen die Leute darauf, Ausgaben, Aufwendungen o.ä. Unkosten zu nennen? Es heißt einfach KOSTEN (auch wenn ihnen diese durch einen Umstand entstehen).
Entweder man hat Kosten oder man hat sie nicht.
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hessen-wohin
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Beitrag von hessen-wohin »

PanAM , es gibt Taten und Untaten, Worte und Unworte, Wetter und Unwetter und genauso Kosten und Unkosten. Sie wollen doch nicht etwa unsere sprache auf ein funktionelles Minimum beschneiden.
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PanAM
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Beitrag von PanAM »

Lieber Hessen,
nur weil man etwas wiederholt, wird es dadurch nicht besser und erst recht nicht richtig.
Aber chacun à son gout. Ich hoffe, sie sehen mich nun nicht als Unmensch, nur weil ich dieses Unwort so überflüssig wie nur was halte.
Ansonsten hilft ihnen gerne auch die gute alte taz.
http://www.taz.de/pt/2003/05/24.nf/magT ... e,lf.idx,2
P.S. Sie heißen nicht rein zufällig Jürgen D. Müller und kommen aus Hannover?
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hessen-wohin
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Beitrag von hessen-wohin »

Was für ein Unsinn! Natürlich sind Unkosten nicht das Gegenteil von Kosten. Ebensowenig ein wirtschaftswissenschaftliches Unwort. Es ist überhaupt kein wirtschaftswissenschaftliches Wort, sondern eines des täglichen Sprachgebrauchs. Aber streichen Sie es ruhig aus Ihrem Wortschatz, wenn es sie glücklicher macht. Traurig machen kann es aber einen schon ein wenig, dass es Menschen gibt, die sich zu sowas hinreissen lassen.

Was meinen Sie eigentlich mit wiederholen, besser und richtig werden?
Robert Mugabe
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Beitrag von Robert Mugabe »

<i>*wie immer an der Seite hessens*</i>

<b>Unkosten</b> Pl. »(unvorhergesehene) Auslagen«, Seitenstück zu Kosten, zuerst mittelniederdeutsch (1393; Schirmer, Wörterbuch der deutschen Kaufmannssprache, Straßburg 1911), bis in 17. Jh. auch Singular-Formen.

(<i>Hermann Paul, Deutsches Wörterbuch, 10. überarbeitete und erweiterte Auflage, Tübingen 2002</i>)

- Auch die Unmenge ist ja nicht das Gegenteil der Menge, die Unsumme nicht das Gegenteil der Summe.
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PanAM
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Beitrag von PanAM »

Verehrter Hessen, sie können es natürlich halten wie sie wollen. Sehen sie, ich argumentiere aus der Sicht der Wirtschaftswissenschaften. Das sich jene nur geringer Beliebtheit erfreuen ist bekannt, jedoch auch zu bedauern. Wenn man jedoch diese Sichtweise an den Tag legt, fällt einem der Missbrauch fachtypischer Begriffe nun einmal schneller ins Auge. Natürlich kann man den Begriff Unkosten im Duden finden und er hat seinen Platz in der täglichen Umgangssprache gefunden, jedoch und nun komme ich zu ihrer Frage, wird er (wenn man es aus der Sicht der Wirtschaftswissenschaften sieht)durch seinen wiederholten Gebrauch nicht "richtiger". Ein Beispiel: Sie kennen doch bestimmt einige Leute, die Gesangsverein oder einzigste sagen. Ihnen fällt natürlich auf, dass dies so nicht richtig ist, trotzdem werden sie es immer wieder hören. Sie sehen den Fehler, weil sie den Unterschied gelernt haben. Sie haben also auch eine Sichtweise, die sie in die Lage versetzt, Dinge zu beurteilen. Genauso ist es bei mir.
Da in diesem GB meistens interessierte Leser zu finden sind, wollte ich nur darauf hinweisen, dass man der Richtigkeit halber lieber den Begriff Kosten verwenden sollte. Ein kostenloser Tip, entweder man beherzigt ihn oder man läßt es.
Sie machen das, wie sie denken.

P.S.: Natürlich ist Unkosten kein wirtschaftswissenschaftlicher Begriff, daher wird es auch hier nicht verwendet.
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Robert Mugabe
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Beitrag von Robert Mugabe »

Sie irren sich, PanAM. Unkosten sind nicht das Gegenteil von Kosten.

- Sind Sie Wirtschaftswissenschaftler? Oder auf dem Weg, einer zu werden? Chicagoer oder Österreichische Schule?
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PanAM
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Beitrag von PanAM »

Guten Morgen. Na, das scheint ja eine never ending story zu werden. Aber Herr Mugabe, reiben sie sich ersteinmal den Schlaf aus den Augen. Ich habe nie behauptet, dass Unkosten das Gegenteil von Kosten seien. Dies stand so in der taz.
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General Amnestie
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Beitrag von General Amnestie »

Mir leuchtet übrigens der Sinn des Wortes Unkosten auch nicht wirklich ein.
Vielleicht könnte ihn uns ja einer der Unkosten Befürworter auseinander setzen.
Und was den "Sprachkritiker" Hessen angeht: Wer Zählen und Rechnen synomym zu verwenden gedenkt, der scheint mir auch bei Unkosten...(usw.)
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wissen.de

Beitrag von wissen.de »

Unkosten
veraltete Bezeichnung für Kosten.

Kosten
der zur Hervorbringung eines wirtschaftlichen Gutes entstandene oder geplante, mit Tagespreisen bewertete Verzehr an Gütern und Dienstleistungen. In der Industrie unterscheidet man bei Serien- und Einzelfertigung direkte Kosten, die unmittelbar einem Erzeugnis zugerechnet werden (z. B. Fertigungslöhne, Material), und indirekte oder Gemeinkosten (z. B. Grundstückskosten, Mieten, Gehälter, Energiekosten), die nach entsprechenden Schlüsseln auf die einzelnen Erzeugnisse umgelegt werden. Nur ein Teil der Kosten entwickelt sich entsprechend der jeweiligen Beschäftigung (variable Kosten, z. B. Löhne, Materialkosten, Energiekosten).
Bei genauerer Kostenanalyse teilt man die variablen Kosten noch in proportionale (die sich genau entsprechend dem Beschäftigungsgrad verhalten), progressive (die schneller fallen und steigen als die Erzeugungsmenge) und degressive Kosten (die langsamer fallen und steigen) auf.
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jugend-musiziert
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Beitrag von jugend-musiziert »

"Unkosten" ist ein in der Tat blöder Ausdruck. Dass er im allgemeinen Sprachgebrauch verankert ist, scheint letztlich nur eine schlechte Ausrede zu sein.

Zwei legitime Ausflüchte fallen mir aber noch ein: Zum einen erinnere ich mich an die Maßregelungen und Belehrungen eines rechthaberischen Verlegers, der auf dem Titelblatt eines von mir mitverantworteten Kleinstmagazins den Begriff "Unkostenbeitrag" las und darauf in schallendes Gelächter ausbrach. Das Heft war aber als Non-Profit-Magazin geplant und durfte aus rechtlichen Gründen gar nichts kosten. Deswegen ist der Begriff in diesem Zusammenhang so unangemessen nicht gewesen, und Autosuggestion, so hofften wir, würde schon helfen. Allerdings ahnten wir nicht, wie "Non" der Profit sein würde.

Die zweite zulässige Rechtfertigung des Begriffs liegt m.E. in den beiden zusätzlichen Zeichen begründet. Wären Sie wie freie Zeitungsjournalisten auf Zeilengeld oder auf Zahlungen der VG Wort angewiesen, würden Sie dankbar den Duden küssen für die Erlaubnis, solche Un-getüme zu verwenden. Den freien Journalisten geht es ja schlecht, und schließlich kann man nicht alle Nase lang der taz einen mäßig originellen Text über missglückte Wortkonstruktionen unterjubeln.

Grüße,
jugend-musiziert
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Frank N.
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Guten Tag!

Beitrag von Frank N. »

Im Falle des Wortes "Unkosten" handelt es sich doch eher um ein Augmentativum, also eine Vergrößerungsbildung zum Wort Kosten.
Daß die permanent unter Kostendruck stehende Riege der Betriebswirte alles, was an Präfixen mit "Kosten" gebildet werden kann, schwupps! für sich reklamiert, wundert mich im übrigen keinen Millimeter.

Ein (schönes) Beispiel aus der profanen Alltagswelt wäre:
"sich in Unkosten hinabstürzen"
Crank

Beitrag von Crank »

Dass "Unkosten" in der genannten Redewendung anzutreffen ist, liegt doch aber mit großer Wahrscheinlichkeit am Alter selbiger. Ansonsten ist es heutzutage eigentlich weder nötig noch sinnvoll, dieses un-wort (haha) zu gebrauchen.
Robert Mugabe
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Beitrag von Robert Mugabe »

Dann erklären Sie bitte noch einmal, PanAM, weshalb das Wort <i>Unkosten</i> - ein seit mindestens 1393 (siehe oben) gebräuchliches deutsches Wort - Ihrer Meinung nach nicht verwendet werden soll. Ich verstehe es noch immer nicht.

Was <i>wissen.de</i> angeht: es handelt sich hier um <i>ein Unternehmen der DirectGroup Bertelsmann</i> und ist daher wissenschaftlich nicht ernst zu nehmen (bei Bertelsmann weiß man ja nicht einmal, was das Wort <i>veraltet</i> bedeutet. In Bertelsmann-Wörterbüchern findet sich etwa bei Schreibweisen, die nach Vorstellung der Rechtschreibreformer nicht mehr verwendet werden sollen, aber nach wie vor massenhaft in Gebrauch sind, wahrheitswidrig immer wieder die Anmerkung: <i>veraltet</i> - und manchmal sogar vorausschauend: <i>ab 2005 veraltet</i>. Ich bitte Sie!)
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Frank N.
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Beitrag von Frank N. »

wissen.de, ein Unternehmen der DirectGroup Bertelsmann hat geschrieben:ab 2005 veraltet
Wahrlich ein schändliches ex ante-Postulat der untersten Sprachgängelungskajüte.
Bleibe dennoch bei meiner Definition, daß Unkosten einfach ein extraordinäres Maß an Mehrkosten gegenüber regulär entstehenden Kosten beschreibt.
Wäre übrigens schön, wenn sich Herr Hessen mal wieder zu der Thematik verbreiten würde.
Findet sich denn in keiner der Apokryphen etwas über Unkosten?
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