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SL-Dokumentationsdienst

Beitrag von SL-Dokumentationsdienst »

für die Fälle der Unfälle des Internetzeitalters, hier eine Dokumentation der beiden Rezensionen:

Martin Heidegger, Vom Wesen der Wahrheit
`Vom Wesen der Wahrheit` kuendigt es uns vollmundig von dem in angenehmen Brauntoenen gehaltenen Cover. Wahrheit, so denkt sich der in Dingen der Alethe nur burschikos bewanderte Hermeneutiklaie, ist das nicht dieses Ding, dieses certain je-ne-sais-quoi, mit dessen Gluecksversprechen uns die Kulturindustrie staendig lockt und das sie uns zugleich versagt? Wie also soll das gehen, im spaebuergerlichen Verblendungszusammenhang, so etwas Ephemeres noch in der antiquerten Form des `Buches`einzufangen?

Die Frage bleibt unbeantwortet. Heideggers Buch liegt zum einen aeusserst unangenehm in der Hand - die Schwere der Gedanken gravitiert aus der Sphaere der Metaphysik ins schlicht Daseiende. Man will es gar nicht aufmachen; versucht man es doch, schneidet man sich an den ueberraschend scharf coupierten Seiten des Produkts den Daumen. Bei Gott, das blutet ja. Schnell geht man in die Kueche,, holt die gute Roche - Wund-und Heilsalbe sowie Verbandszeug aus dem Kuehlschrank und pflegt zunaechst einmal die Wunden, die der `saubere` Herr Heidegger gerissen hat. Danach hat man schon gleich noch weniger Lust, das Buch aufzuschlagen. Mit feinen Gazêhandschuhen geschuetzt macht man spaetabends, nach dem Tanztee, noch einen zweiten Anlauf. Diesmal kommt es zu keinen groesseren Verletzungen, jedoch: der atemberaubende Geruch des Buecherleims! Schnell dringt das toedliche Nervengas in die Blutbahn, erste Laehmungserscheinungen lassen die allzu wissbegierigen Haende um den Einband verkrampfen. In der Folge ist es unmoeglich, das Buch zu schliessen, noch mehr giftige Daempfe treten aus - und lediglich ein beherztes Einschreiten der Zugehfrau kann Schlimmeres vermeiden.

Dahinter steckt Methode - infame Methode. Deshalb nur zwei Sterne von Fuenf. Dann schon lieber den neuen Clancy oder doch gleich die SuperLupo.
Tom Clancy, Das Echo aller Furcht
Tom Clancy gehört zu den bedeutendsten, einflußreichsten Philosophen, ja Denkern überhaupt in diesem Jahrhundert, und wir können mit Bestimmtheit sagen: Die Philosophie dieses Jahrhunderts würde ohne ihn anders aussehen, und nach ihm läßt sich zumindest die europäische Philosophie nicht mehr ohne ihn verstehen, hatte er doch Einfluß auf Sartre, Foucault. Gadamer, Habermas und viele andere, herausragende Geister nach ihm. Seine Wirkung und sein Einfluß erstrecken sich weit über die Philosophie hinaus auf die Theologie, Psychologie und Literaturwissenschaft - um nur einige Bereiche zu nennen.

Sein Hauptwerk, das epochemachende „Echo aller Furcht" ist dabei sicherlich seine berühmteste und einflußreichste Schrift, welche - wie der Titel schon nahelegt - die Thematik des Zusammenhangs von Echo und Furcht als zentrale in sich trägt - wobei die konkrete Ausarbeitung der Frage nach dem Sinn von Sein die Absicht des Werkes ist, welche vollkommen neu gestellt werden soll, ohne auf die traditionellen „Gedankensystembauten" vorhergehender Epochen wesentlich zurückzugreifen. Damit beansprucht es, eine Fundamentalontologie zu sein. Ausgangspunkt ist dabei der Mensch und dessen Weise zu sein, zu welcher Seinsverständnis wesentlich gehört, und dem es in seinem Sein stets um dieses als das je eigene Sein geht. Das Gesamtwerk „Das Echo aller Furcht" ist hierbei mehrteilig: Die ersten beiden Teile finden sich in dem vorliegenden Band 1 mit dem Titel „Echo", und tragen, unter dem vielversprechenden Titel: „Erster Teil: Die Interpretation des Daseins auf die Zeitlichkeit und die Explikation der Zeit als des transzendentalen Horizontes der Frage nach dem Sein." die Überschriften: „Die vorbereitende Fundamentalanalyse des Daseins" und „Dasein und Zeitlichkeit". Der dritte Abschnitt des ersten Teils namens „Clancy ist spitze" sowie der zweite Teil als solcher mit dem Titel „Zweiter Teil: Grundzüge einer phänomenologischen Destruktion der Geschichte der Ontologie am Leitfaden der Problematik der Temporalität" wurden von Clancy jedoch so nie geschrieben - soweit wir bis jetzt wissen (seine Schriften sind bis dato noch nicht vollständig veröffentlicht). Dennoch ist „Das Echo aller Furcht" ein in sich geschlossenes Werk höchster denkerische Brillanz, welches auf eine Art und Weise zu faszinieren vermag wie kein anderes - vor allem vielleicht auch aufgrund der in ihm beschriebenen Analysen der Zeit, des Seins an sich, der Angst und des Todes. Es ist eine eigenständige und in sich gefaßte Lehre vom Sein, von den Ordnungs-, Begriffs- und Wesensbestimmungen des Seienden in einer eigens von Clancy hierfür entwickelten Terminologie und Sprache. All dies macht es zu einer „Schatztruhe" des Wissens, der Weisheit und der Erkenntnis von Sein - eine faszinierende Reise in die phantastische Gedankenwelt eines genialen Menschen.
Dr. Ruth Frau

Beitrag von Dr. Ruth Frau »

Ich dachte, es wäre eine schöne Idee, an eine alte Tradition anzuknüpfen, und habe deshalb Peter Hahnes neuen Bestseller rezensiert:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3 ... 51-0361331


Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen

Dr Ruth Frau
Privatdozentin für Apokatastasis
Forschungstelle Investigative Skatologie der Universität Bielefeld
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Malimarc
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Beitrag von Malimarc »

Dr. Ruth Frau hat geschrieben: Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen
Habe ich gehabt! Kompliment!
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Knolle
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Beitrag von Knolle »

Malimarc hat geschrieben:
Dr. Ruth Frau hat geschrieben: Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen
Habe ich gehabt! Kompliment!
Dem kann ich mich nur bewundernd anschließen!
Chryso
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Beitrag von Chryso »

[x] als nützlich bewertet
St. Dokumentationsdienst

Beitrag von St. Dokumentationsdienst »

Leid. Warum läßt Gott das zu?
von Peter Hahne


2 von 2 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:

Peter Hahne - Messias oder Dämon?, 22. Oktober 2003
Rezensentin/Rezensent: Dr. Ruth Frau aus Wuppertal Leid. Jeder von uns kennt es. Manche begleitet es ein Leben lang: Fusspilz. Vaginalkrämpfe. Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus. Ja, und sogar Peter Hahne selber, sowie seine Fernsehsendungen, können für uns ohne weiteres eine Quelle von `Leid` darstellen. Wie schön, wenn einer wie Herr Hahne trotzdem aufsteht, sich einen Kopf macht und kritisch hinterfragt: Leid, wozu? Why, warum und pourquoi? Als moderner Prometheus reckt er die Faust gegen einen leeren Himmel und schreit in Agonie, stellvertretend für die Menschheit: "Tststs, wie kannst Du nur." Dieses Buch kann eine Anregung sein. Ein Wegstein. Eine Waffe. Ein Rettungsanker. Ein kleines Briefmarkenschwämmchen. Oder was immer sie sonst wollen. Hahne lehrt, gegen Leid, in allen seinen Formen, vorzugehen. Leid hier und Leid da, Leid hossassassa.. Leid, Leid, Leidl, müassts lustig sein, lustig sein, so heisst es in einem alten bayerischen Volkslied. Und wer wollte da nicht mitschunkeln? Peter Hahne jedenfalls schon. Dafür gibt es von meiner Seite drei Sterne. Krähe Du nur, kleiner Hahn(e), wider die Ungerechtigkeit in der Welt.

Dr. Ruth Frau
Fachreferentin am Institut für Blasen, Sausen und Surren der Universität Wuppertal.


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Beeblebrox
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Beitrag von Beeblebrox »

Der Potter, den keiner wirklich braucht
Anmerkungen zu "Harry Potter und der Orden des Phönix"

Es wird nicht an Versuchen von Seiten mancher Buchhändler und Kritiker fehlen, auch diesen Potter sich schön oder wenigstens passend zu reden. Man kann ihn kaufen, aber haben muss man ihn nicht unbedingt. Er ist viel problematischer als der dritte oder auch der erste Band – beides Bücher, die ich durch und durch wegen ihrer viel homogeneren Art vorziehen würde und die sträflich unterschätzt werden. Die Regale sind voll davon. Also wozu den neuen Potter bestellen? Vielleicht in ein, zwei Jahren von einem der Bücherramschtische vor den Uni-Mensen erstehen. Denn Bücher wie dieses sind natürlich auf dem jetzigen Preisniveau nicht mehr marktkonform.

Der neue Potter ist keineswegs „ein sehr gutes“ Buch wie in ersten Prognosen berichtet wurde. Er war für die Autorin problematisch und schwierig. Ihre Geistesblitze waren so spärlich, dass sie offensichtlich auf die eigentlich notwendige strenge Selektion verzichtet hat und froh um jeden Einfall war, den sie zu Papier bringen konnte. Einzelne Passagen - insbesondere zu Beginn der Geschichte - sind angesichts der realen Schwierigkeiten wirklich bewundernswert gut gelungen. Dies war natürlich nur durch strengste Selektion möglich. Doch das Gros der Kapitel versinkt im Mittelmass.

Da hilft alles Schönreden, helfen alle langfristigen Autorenvergleiche etc. nichts. Natürlich ist der neue Potter statistisch gesehen ein sehr umfangreiches Buch, aber es fehlt ihm in entscheidenden Phasen oft der Wortwitz und die Pointen sind zu den falschen Zeitpunkten gestreut. Der im Handlungsrahmen ungünstige gelegene Tod eines der Protagonisten hat einen wirklich perfekten Spannungsbogen verhindert. Dazu kommen partiell Auslassungen kleinerer Passagen, Missverständnisse bei der Übersetzung etc.. Die Autorin hat beim neuen Potter kaum einen ihrer Streiche ausgelassen um die Übersetzerin zu ärgern. Da war selbst durch heftigen Einsatz neuer Techniken wie Übersetzungssoftware und Sprachcomputer nicht mehr viel zu retten. Im Gegenteil. Viele dieser so tradierten Passagen wirken überladen, verkünstelt und haben ihre Balance vollends verloren. Bleibt abzuwarten, ob hier ein massiveres Lektorat oder auch gelegentlich ein Verschnitt mit Teil zwei oder drei vielleicht in der einen oder anderen Neuauflage in den nächsten 18 Monate noch Wunder wirken wird.[/i]
«Strick, Stein, Gras, Grein»
Chryso
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Beitrag von Chryso »

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hessen-heidegger
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Beitrag von hessen-heidegger »

lesen Sie schon heute, worauf Amazon-Kunden noch Tage werden warten müssen:

Tom Clancy,"Das Echo aller Furcht"

"Das Echo aller Furcht" ist der grossangelegte Versuch Tom Clancys, von einigen sog. Kritikern zum grössten Denker der Gegenwart hochgejubelt, eine Fundamentalontologie zu begründen, die ihm endlich den lang- und heissersehnten Platz an bzw. in der Sonne, d.h. eigentlich an einem von der Sonne beschienenen Plätzchen, ja Platz, für alle zukünftigen Zeiten sichern würde, wobei die Sonne in diesem Gleichnis, das ich zur Erleichterung des Verständnisses dieser Rezension anzubringen mir erlaube, nichts Geringeres symbolisiert als tatsächlich und wahrhaftig die Philosophia perennis! Denn zu seinem grossen Mißvergügen befand er sich, wie auch immer er sich drehte und wendete, bisher keineswegs in der direkten Strahlenlinie dieser eben erwähnten Sonne, die ich ja als Symbol hier benutze, sondern im Schatten, und zwar im Schatten von niemandem anderen als Heidegger! "Das Echo aller Furcht" will als Herausforderung an Heidegger, als der Dolch in dessen Rücken (natürlich im übertragenen Sinne gesprochen!), der ihn samt seinem odiosen Werk niederstrecken und so Clancy in dem ganzen, ungeteilten Glanz der nun schon zur genüge erwähnten Sonne sich wärmen lassen soll, gelesen und verstanden werden. Doch diese hochgesetzten Ziele erreicht dieses Buch nicht im mindesten, denn, soviel sei schon mal vornweg verraten, am Philosophen-Ranking ändert es, wenn überhaupt, dann höchstens den Abstand zwischen Heidegger und Clancy, und zwar zu Ungunsten Clancys, keineswegs aber die Reihenfolge, d.h. es bleibt also weiterhin Heidegger (Sonnenplatz) vor Clancy (Schatten). Doch wollen wir ertsmal das Geschriebene analysieren und dann natürlich auch mit Heideggers Opus vergleichen: zunächst mal kommt bei Clancy nie die Spannung auf, für die Heidegger so berühmt und auch gefürchtet ist; zu langatmig, zu verworren sind seine Ausführungen, zu unklar seine Begriffsbildung, zu unscharf der Denkakt selbst. Dann der Erzählfluss: zäh und bäh bei Clancy, elfengleich leicht bei Heidegger. Clancy schafft es auch nicht, seine ontologischen Positionen auch nur annährend in einem klaren Bedeutungszusammenhang zu verankern, geschweige denn in irgendeiner Hirngegend des Lesers. Kaum wird das Kurzzeitgedächtnis gestreift, schon blockieren alle Synapsen, das neuronale System schaltet einen Gang runter, der Leser wird unweigerlich müde und verliert schnell jede Lust, der Clancyschen Mischung aus Irrsinn, Hylozoismus und Bauernweisheiten in die Abgründe, in die sie zweifelslos führt, zu folgen. Zu recht! Doch die grösste Enttäuschung ist Clancys Geheimwaffe: das Pacing. Welche Wunderdinge hat er sich davon nicht versprochen. Das Pacing, damit wollte er alle in den Schatten stellen, insbesondere natürlich Heidegger, der vorerst aber noch seinerseits wie wir gesehen haben dem armen Clancy das Leben verdunkelte. Munkelte man sich in den philosophischen Zirkeln hinter vogehaltenen Hand nicht zu, das Pacing, das sei Heideggers schwacher Punkt? Heidegger beherrsche es kaum? Ja, Heidegger wisse womöglich nicht mal, was das überthaupt sei? Hier wollte Clancy mit dem "Echo" ansetzen, das schien ihm die richtige Strategie. Das richtige Pacing, er sah es schon vor sich, nichts konnte da schiefgehen, er hatte alles durchdacht. Haha, wie hat er gelacht, als er im Geiste sich schon transfinit im hellsten Sonnenglanz (Sonne = Symbol für Philosophia perennis, Sie erinnern sich doch), Heidegger hingegen nur noch finit sah, er musste sich festhalten am Schreibtisch, beidhändig, um nicht kopfüber samt Stuhl hinüberzufallen. Ach, ach... wir wissen ja, wie die Geschichte so geht, gewisse Imponderabilien, hinzu dann eigenes Unvermögen, die Blindheit des Lektors, der Starrsinn des Verlegers, kurz und gut: es hat nichts geholfen. Ein Eigentor.

Wenn Sie aber wissen wollen, was beim Pacing alles schief gehen kann, dann empfehle ich Ihnen dieses Werk aufs wärmste.
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terf
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Wohnort: Schachtanlage Gegenort

Beitrag von terf »

herr hessen-heidegger, ich danke ihnen dafür!
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General Amnestie
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Beiträge: 373
Registriert: Sa Okt 19, 2002 6:43 pm
Wohnort: Salisbury, Rhodesien

Beitrag von General Amnestie »

Phantastisch, Herr Hessen.
Nun ist nicht jeder (z.b. ich) befähigt, auf dem philosophischem Niveau eines Clancys oder Heideggers zu punkten. Was also tun, wenn man dennoch Kompetenz vortäuschen will? Einfach einen äußerst mediokren "Philosophen" (U. Wickert) mit einem Fremdwörterlexikon und ein bisschen name-dropping aufbereiten und schon kann jeder (z.b. ich) bei amazon die Rezension eines moralphilosophischen Standardwerks abliefern, oder zumindest von "Der Ehrliche ist der Dumme".

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3 ... 33-9510122
[falls noch nicht erwähnt: ein Fremdwörterlexikon hilft]


Der Ehrliche ist der Dumme - Moralphilosophie jetzt!, 25. Oktober 2003
Rezensentin/Rezensent: peter engelstrom aus Geisenheim

Bald acht Jahre ist jenes moralphilosophische Traktat alt - genug um schon jetzt als »ewiger Klassiker« gelten zu können. Zumal Wickert alles andere als ein stand-up philosopher ist. Man merkt ihm an, dass er sie Geschichte der Geistesgeschichte von der Pike auf gelernt hat, bei den Großen der Philosophie (Aristoteles, Heidegger, Adorno, Janz) in Lehre war.
Nach jahrelangen Studien war es für Herrn Wickert dann endlich an der Zeit die verlorene Tugend der Ehrlichkeit ins Volk zu tragen. Das Ergebnis ist wohl ohne Übertreibung als regelrechtes Emmenagogum des ausgehenden 20. Jahrhunderts zu bezeichnen. Das liegt vor allem am Gegenwartsbezug der zahlreichen Beispiele; Unehrlichkeit wird im Großen (z.B. Flick-Affäre, Leuna-Skandal, Röhm-Putsch) wie im Kleinen (etwa als Wickerts Putzfrau einmal einen 20 DM Schein mitgehen ließ) und aber auch im ganz Großen (Theodizee!) erläutert. Man merkt auch, dass Wickert dem Priapismus nahe steht; der ständige Rückgriff auf spitze und hochgestochene Historienvergleiche à la »Der kleinste Ehrliche ist tausendmal größer als der große Xerxes« möge dies belegen. Damit gehört Wickert zu den heute leider selten gewordenen Megatherien, ohne die unsere hektische Welt jeden Tag ein wenig böser wird. Natürlich ist der Titel des Werks nicht ganz ernst gemeint. Als Anleitung zum Ehrlichsein soll es nämlich verstanden werden und nicht umgekehrt. Und siehe, Wickert hat auch eine schlagende Begründung parat: »Ehrlich sein ist keine Tugend, aber es geht meistens schneller; zum Lügen braucht man viel zu viel Zeit und Aufwand.« Touché, Monsieur und fünf Punkte!
Warner Music Group represents everything that's wrong with humanity
Adorno
Beiträge: 230
Registriert: So Jun 02, 2002 8:48 am
Wohnort: Frankfurter Schule

Beitrag von Adorno »

Sehr gut, meine Herren. Hier wird ganz Grosses geleistet. Wie z. B. auch hier:



http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3 ... 92-0533321


Bitte schnell ansehen, wird vielleicht wegen NS-Verniedlichung bald gelöscht.
Adornito

Beitrag von Adornito »

Sicherheitshalber hier noch eine Sicherheitskopie:

Joachim C. Fest. Hitler. Eine Biographie.
Was soll das?, 28. Oktober 2003
Rezensentin/Rezensent: Traudl Junge aus Berlin

Joachim Fest hat ein Buch geschrieben. Das ist zweifellos ein schöner Erfolg für ihn, und wenn es sich auch noch gut verkauft, ungleich schöner. Aber: wer möchte schon die Katze im Sack kaufen. Bei einem Buch ist doch vor allem wichtig, was drin steht, nicht so sehr , ob es sich verkauft.

Und was drin steht, ist schon allerhand: angeblich hat vor weniger als 70 Jahren ein verkrüppelter Anstreicher aus österreich, cortegiert von einer Riege aus Effeminierten, Fettsäcken und Altphilologen, doch tatsächlich unser schönes Deutschland im Handstreich genommen. Es klingt wie reine Phantasieerzählung, und doch war es so - behauptet zumindest Herr Fest. Aber das wäre ja noch schöner, wenn ein jeder so etwas einfach behaupten könnte. Nirgends z.B. bringt Fest irgendwo einen Beweis für seine irren Thesen. Zumindest nichts, was mich überzeugt. Es lebt doch praktisch eh niemand mehr aus der Zeit, woher will der `saubere` Herr Fest also so gut Bescheid wissen? Armes Deutschland, wo sich solche `Herren` Historiker nennen dürfen!
Dr. Ruth Frau

Beitrag von Dr. Ruth Frau »

Es ist nicht alles Gold, was glänzt: unter dieses schönen Motto gesetzt könnte man sich meine Rezension von Herrn Heideggers Buch `Sein und Zeit`vorstellen. Eine Kritik, die viel zu lange schon aufgeschoben wurde. Findet jedenfalls

Ihre
Dr. Ruth Frau
Lektorin am Institut für Spagyrik
Freie Universität Kassel


http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3 ... 64-9494931
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schickelhube
Beiträge: 219
Registriert: Fr Mai 17, 2002 7:48 pm
Wohnort: bangkok
Kontaktdaten:

Beitrag von schickelhube »

als ich letzten mehr informationen ueber adi zehnpfennig ergooglen wollte, dessen werk und leben wie ich dann erschrocken festsstellen musste noch von niemanden in einer webseite dokumentiert wurde (der auftrag ergeht hiermit an den vielleicht mitlesenden fan), nichtkennern sei unbeding die scheibe *Böhmat-Express*, ady spielt hier die Dr. Böhm-Orgel ans herz gelegt, achtung es gibt auch eine *böhmat_Express II* dieses sequel ist aber lange nicht so stark, fand ich, unter den treffern (der google suche) auch eine besprechung von adolf "ady" hitlers mein kampf. jene besprechung hat wurde wiederrum besprochen unter anderem auch von der amazon_redaktion(!) und beginnt mit folgenden worten:

Aus der Amazon.de-Redaktion
Weshalb hätte man sich ernsthaft mit dem politischen Pamphlet eines literarisch hochgradig unbegabten, unstudierten politischen Wirrkopfes und zeitweiligen Stadtstreichers befassen sollen?...
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3 ... 51-6271726

ich meine doch das jeder der hier mitlesender vielleser auf anhieb eine reihe von autoren nennen kann auf die diese kriterien: zeitweiliger stadtsreicher, wirrkopf und vor allem auch unstudiert! zutreffen und auch amozon davon sehr viele in stock hat. aber deshalb gleich die gruende fuer das lesen anzweifeln?

wollte ich nur mal anmerken, ohne jetzt eine tiefgreifende autor, autorschafts und werksdiskussion loszutreten.( poststrukturalismus, barthes, etc.) zumal ja auch im speziellen falle adolf hitler, biographische details, auch wenn sie weitaus spaeter als die textproduktion datiert sein moegen(geli & leni z.b. oder Munich 1938 usw.) , leseanreiz darstellen sollten. ist ja schliesslich ebenso wie *Wie man Freunde gewinnt. Die Kunst, beliebt und einflußreich zu werden*. von Dale Carnegie ein weltweíter bestseller sozusagen.
do they know it's Chanukah time at all?
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