Nun, wenn ich den Begriff "Neger" in einem satireverdächtigen Zusammenhang lese, weiß ich, daß ich mir zur Gegenwärtigung des Zusammenhangs einen rassistischen Spießer vorstellen sollte, der ebendieses sagt / denkt oder nur liest.
Und dann amüsiere ich mich königlich - nie über den Schwarzen (oder wer auch immer im Vordergrund steht) - sondern über die Idee, den Kontext in meiner Fantasie plausibel zu finden...
Vielleicht denke ich mir ja zuviel dabei?
Daß viele Nichtabonnenten anders reagieren, nungut, das tut mir dann fast leid, weil ich annehme, daß die Intention eine andere ist als die, irgendwelche Minderheiten pauschal aufs Korn zu nehmen. Vielleicht sollte man für diese dann eine beschwichtigende Standardmail bereithalten, ich weiß es nicht
.
Aber bei Roberto Blanko passt der Titel doch hervorragend. Wenn wir doch mal etwas Deutsch-Grundkurs-kompatible Exegese walten lassen wollen:
1) Roberto Blanko kommt als Quoten-Afroeuropäer gerade bei sozialen Schichten gut an, denen wir mal pauschal eine eher unreflektierte Haltung zu Fragen afrikanischer Migrationsbewegungen unterstellen wollen. Er selbst wird das wissen - und womöglich gefällt es ihm weniger, als er es sich vor einer laufenden Kamera anmerken lässt. Er macht also gute Miene zum - möglicherweise dummen - Spiel.
Ich habe Blanko (mal nebenbei: Der Name...!) selbst mal irgendwo in einer Show gesehen, wo er gezwungen war, möglichst ungequält über ziemlich rassistische Anspielungen zu lachen. Er kann einem also Leid tun, wobei er sich seine mediale Rolle ja selbst ausgesucht hat. Roberto Blanko ist also "der Neger" des deutschen Fernsehens.
2) Auf die Frage: Warum nicht mal ein Neger? Gibt es zwei Anworten:
Ja und Nein.
"Ja" ist die Tolerante Antwort, ein gedachtes "Nein" hingegen reibt sich fühlbar stärker am rassistischen Beigeschmack der Frage - das ist gemein für den Neinsager, weil es nicht um die Frage "Blanko als BK" oder "xy als BK" sondern nur um "Neger als BK?" geht. Dieser Beigeschmack würde einen Neinsager schon deshalb aufbringen, weil er sich gegen den (gerechtfertigten) Verdacht der unterstellten Fremdenfeindlichkeit automatisch zur Wehr setzen müsste, so wie die Frage gestellt wird.
Ich empfinde das als schöne Provokation, weil mir völlig klar ist, daß viele Menschen auf der Straße die politisch korrekt gestellte Frage genauso tapfer bejahen würden, wie sie in einer imaginären Direktwahl sich womöglich dennoch gegen einen schwarzen Kandidaten entscheiden würden.
Die Vorstellung, wie ein dumpfer Stammtischbruder seinen Kameraden die Frage stellt: Warum nicht mal ein Neger? -- finde ich einfach nur geil.
(Wer diese Frage ernsthaft stellt, ist doch gerade dabei, sich aus dem Sumpf der Engstirnigkeit zu befreien... das mal so als Erklärungsversuch für die Wohlmeinenden)
Für Menschen, die meinen Text nicht gelesen oder nicht verstanden haben: Den Begriff "Neger" benutze ich nicht und ich mag ihn auch nicht. Und ich würde auch einen Schwarzen als BK unterstützen, sofern er der richtigen Partei angehört