Dekonstruktivistische Witzforschung

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Eugene Mirman
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Beitrag von Eugene Mirman »

Weltalltag-Man hat geschrieben:die ganze Welt der Textgattungen läd ein, sie mit Witzarten zu kreuzen und dabei entspringt sicher auch das ein oder andere Textchen, das auf eigenen Füßen stehen kann.
ja wie? warum nennen sie das kind nicht gleich beim namen! bastardwitz! das ist es doch was sie wollen! bei mir allerdings hatte das formulierte strangansinnen hoffnung auf eine wunderwaffe im kampf gegen die herrschende humorideologie geschürt. umso enttäuschender wenn es der kritischen witz-dekonstruktion nun doch nur um l'art pour l'art geht.

verärgerter leser:

E.M.
tragikfähig. therapierbar. rentenberechtigt!
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lenin
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Beitrag von lenin »

@Barschel: Ich hatte mich doch schon im Posting entschuldigt.
@Strangthema:

Frage: Wie viele durchgebrannte Glühbirnen braucht man, damit fünf Ostfriesen einen Tisch drehen?
Antwort: Eine (mit dem Chef und der ganzen Kohle).

entschuldigen sie erneut...
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FinnCrisp
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Beitrag von FinnCrisp »

Hallo! Danke! Jaaaaa! Hey! Ich hab was Neues über Frauen herausgefunden. Frauen gehen immer zu zweit aufs Klo. Ist euch das schon mal aufgefallen? Die gehen immer zusammen aufs Klo. Doch, ehrlich! Was machen die da? Ich sag's euch! Die kaufen dort Schuhe! Ja, ehrlich! Denn Frauen kaufen immer Schuhe. Die sind ja immer am Schuhe kaufen. Aber hey! Wenn im Schuhladen 'ne Toilette ist, können die Frauen ja gemeinsam Schuhe kaufen gehen. Deswegen sind im Schuhladen auch immer so viele Frauen. Die kaufen gerne Schuhe. Wenn auf einer Party zwei Frauen sind, gehen die immer zu zweit aufs Klo. Klar, deshalb hat jede Frau auch immer zwei Schuhe an. Ich musste neulich auch mal aufs Klo. Doch, ehrlich! Da waren lauter Frauen. Ja! Da fragt mich eine: 'Was machst du denn hier?' Ich sage: 'Och, ich kauf hier bloß Schuhe.' Aber hey! Ich bin dann gleich noch in einen Schuhladen gegangen. Ich frag die Schuhverkäuferin: 'Habt ihr hier 'ne Toilette?' Da sagt sie: 'Ja klar, aber nur für Frauen!' Doch, ehrlich! Ich hab mal meine Freundin gefragt: 'Du, Schatz, warum gehen wir beide nicht mal zusammen auf die Toilette?' Sie sagt: 'Geht nicht, ich muss doch Schuhe kaufen!' Ja! Aber hey, ich weiß, was die Frauen auf dem Klo machen. Die müssen dorthin, weil die ihre Tage haben! Aber hey! Wieso gehen sie immer zusammen aufs Klo? Haben die denn alle gleichzeitig ihre Tage? Neulich hab ich mal eine Frau gesehen, die ist alleine aufs Klo gegangen. Ich frag sie: 'Entschuldigung, sind Sie lesbisch?' Sie sagt: 'Nee, ich hab mir den Fuß verstaucht.' Dankeschön!


Entschuldigen Sie auch mich. Bei Bedarf löschen.
I drove downtown, scanning the alleys until I saw a rail-thin Mexican kid standing by a dumpster wearing a St. Louis Rams jacket. The kid was wearing the jacket, not the dumpster.
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merz
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Re: Dekonstruktivistische Witzforschung

Beitrag von merz »

Weltalltag-Man hat geschrieben:Wer hat das Jodeln erfunden?

Na, die Chinesen, als ihnen beim Urlaub in den Alpen das Radio den Berg runter fiel und einer rief: „Verdammte Scheiße! Weißt du überhaupt wie teuel das Ding war, Arschloch!?!“
Gerade dieser Witz erinnert mich an die sogenannten "Witze mit realistischem Ende". Die hab ich mal irgendwo im Internet auf Englisch gesehen, wenn man Google benutzt, findet man sie vermutlich in der Originalversion. Wie auch immer:

Wieviele Mitglieder einer Minderheitengruppe braucht man, um eine Glühbirne auszuwechseln? - Zwei. Eine/r hält die Leiter, die/der andere schraubt die alte Birne aus und die neue ein.

Kommt ein Mann abends zu einem Bauernhof. Fragt den Bauern, ob er da übernachten kann. Sagt der Bauer: "Klar, aber nur unter der Bedingung, daß du meine drei wunderschönen Töchter nicht anfaßt."
Am nächsten Tag verabschiedet sich der Mann gut ausgeruht vom Bauern und den drei Töchtern, die er selbst gar nicht so wunderschön fand.
Wichte sind wichtig.
Weltalltag-Man
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Beitrag von Weltalltag-Man »

Mensch, Herr Mirman, so sehr ich mich freue, daß sie auch dazugestoßen sind, aber SIND SIE NOCH BEI TROST gleich mit der Tür ins Haus zu fallen und das Auseinandernehmen der deutschen Humorideologie zu benennen, das sich hier heimlich, still und leise sammeln sollte? Über ihre weitere Kritik, die natürlich gerne willkommen ist, denke ich folgendes: Zündstoff, von dem sie reden, entsteht beim Lesen im Rezipienten. Was dazu beiträgt, ist der gegenstandliche Inhalt, die Wörter und welche Regungen sie individuell schüren, nicht so sehr der theoretische Hintergrund des Schreibers.

Finncrisp, ihre letzen Zeilen sind pures Gold. Der Text entwickelt zuerst seine eigenen Bedeutungscodes, auf deren Grundlage er dann autonome Gags reißt! Hat sie dieser Beitrag nicht etwas besänftigt, Herr Mirman?

Herr Merz, danke für den Hinweis auf diese etikettierte Form der Dekonstruktion. Desöfteren arbeiten diese Nichtmehrwitze nur mit der Erwartungshaltung des Empfängers. Im „Bauern mit drei Töchtern“-Witz gefällt mir aber besonders gut, wie der Mann einfach nicht die Meinung des bäuerlichen Vaters teilt und dadurch das archetypische Set-Up schlicht unterwandert, in der Leere des Raums hängen läßt. Ein Forum mit solchen Witzen findet sich hier.
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lenin
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Beitrag von lenin »

- Herr Ober, da ist ein Lehar in meiner Suppé!
- Sie sind wohl ein Klassik-Freak?
- Nein, ich laufe immer so.
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Aprilfischer
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Unterabteilung Scherzfragen

Beitrag von Aprilfischer »

General Amnestie hat geschrieben:1. Die Hinführung verfremden
2. Die Pointe versauen
3. Die Hinführung versauen:

Von zwölf brennenden Kerzen blase ich sechs aus. Wieviele bleiben übrig?
Wenn du in einem erleuchteten Raum den Lichtschalter drückst, erwarte nicht, dass es heller wird. (Konfuzius)
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Dr. med. Wurst
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Beitrag von Dr. med. Wurst »

General Amnestie hat geschrieben:Zum Lieblingswitze erzählen benutzen Sie bitte andere Stränge, Herr Doktor Wurst.
Tut mir leid, ich konnte nicht anders. Die Stimmen in meinem Kopf, Sie wissen schon...

Vielleicht kann ich mich mit dem hier etwas rehabilitieren:

Die verwitwete Huberbäuerin lebt mit ihren beiden Söhnen Ernst und Franz allein auf dem Hof. Eines Tages entschließt sie sich im Dorf eine Bank zu kaufen, um nach getaner Arbeit ein wenig in der Sonne sitzen zu können. Sie ruft ihren Sohn Franz: "Franz, begleite mich doch bitte ins Dorf. Ich möchte mir eine Bank kaufen, damit ich nach getaner Arbeit noch ein wenig in der Sonne sitzen kann!" "Gleich, ich hole mir nur noch schnell die Mütze vom Ernst! Es ist nämlich schon kühl draußen!" Gemeinsam gehen die beiden nun ins Dorf und steuern geradewegs die örtliche Raiffeisen-Volksbank an. Die Huberbäuerin geht zum Schalter und sagt zum Bankangestellten: "Grüß Gott, ich möchte gerne eine Bank, damit ich nach getaner Arbeit noch ein wenig in der Sonne sitzen kann." "Sagen sie mal, gute Frau, ist das ihr Ernst?" "Nein, das ist der Franz, der hat nur die Mütze vom Ernst auf."
Berühmte Mathematiker (Folge 67): Der Wurzelsepp
Weltalltag-Man
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Beitrag von Weltalltag-Man »

Abt.: Witze über Witze mit realistischem Ende (im Stand-Up Format)

Wisst ihr, was es jetzt gibt? Witze mit realistischem Ende! Echt. Ich dachte, hmm, ein Witz mit realistischem Ende? Das war doch dieser Rex Gildo. Aber dann war ich letztens auf einer Party, und konnte zusehen, wie ein Mann einer Frau einen Witz mit realistischem Ende erzählte: „Liegen zwei im Krankenhaus. Sagt der eine: Was macht die Krankenschwester mit dem Thermometer? Sagt der andere: Fieber messen.“. Sagt die Frau: "So kriegst du mich nie ins Bett." Das hatte ich letztens schon mal einem Bekannten erzählt und der fragte mich, „War das jetzt ein Witz über Witze mit realistischem Ende mit realistischem Ende oder war das ein Witz über Witze mit unrealistischem Ende mit realistischem Ende?“ Ich sage, „Naja, konntest du denn lachen?“ Sagt er „Nee.“ Sage ich „Dann war es ein scheiß Witz.“ [Stimmen aus dem Publikum] Was? Ob das jetzt ein Witz über Witze über Witze mit realistischem Ende mit realistischem Ende mit unrealistischen Ende war oder ein Witz über Witze über Witze mit realistischem Ende mit unrealistischem Ende mit realistischem Ende? Naja, konnten sie denn lachen? Nein? Na, dann war es ein scheiß Witz. Und wollen sie wissen, wie ich zu diesen Witzen gekommen bin? Auch nicht? Ich erzähle es ihnen trotzdem:

Mit einer falschen Nummer fing es an. Der Anruf kam nachts. "Ist dort der Witzeerzähler mit den realistischen Enden?" fragte eine Stimme. Anstatt das Mißverständis sofort aufzuklären, zögerte ich einen Moment, entschied dann die Rolle anzunehmen. "Ja. Was kann ich für sie tun?", sagte ich mit größtmöglicher Überzeugung. "Mein Name ist Paul Auster, ich bin Krimiautor und suche einen Witz mit realistischem Ende, der in meinem neuen Buch eine Schlüsselrolle spielen soll." "Und haben sie eine ungefähre Vorstellung, wovon der Witz handeln soll?" "Sie sind doch der Witzeerzähler." entgegnete Herr Auster und ich wurde verlegen, legte gar auf. Doch die ganze Situation ging mir nicht mehr aus dem Kopf, als ob da schon etwas in Bewegung geraten sei, das sich nicht mehr aufhalten ließ. Seit dem wartete ich jeden Abend darauf, daß das Telefon erneut klingeln würde und Paul Auster am anderen Ende meine Dienste in Anspruch nehmen mochte. Irgendwann fand man mich, ausgemergelt, mit einem Bart länger als der meiner miesesten Witze vor dem Telefon liegen. Man brachte mich ins nächste Krankenhaus, nach ein paar Tagen kam ich wieder zu mir. "Sie haben großes Glück gehabt!", sagte die Krankenschwester. "Und sie haben sogar die Ehre den berühmten Autoren Paul Auster als Bettnachbarn zu haben." Ich drehte mich um, und schaute einem älteren Mann in die großen, funkelnden Augen. "Na, das ist ja ein Zufall!" stotterte ich heraus und Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. "Nein, das ist überhaupt kein Zufall, sondern ein ganz und gar unrealistisches Ende!" sagte er böse. Na, das sagt genau der Richtige, dachte ich mir da. "Woher sollte ich sie erkennen?", fuhr er fort, "Wieso liege ich nicht in einem Privatzimmer? Enttäuschend. Auf der ganzen Linie!" "Warten sie, warten sie... hmmm... was macht die Krankenschwester mit dem ‚Thermometer’?" "Ja?" entgegnete er genervt. "Na, ‚Fieber’ messen, hö hö." "Bitte. Lassen sie es einfach. Tun sie uns einmal was gutes und lösen sie diesen peinlichen Zirkus auf." "Ja, is’ ja gut."
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lenin
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Beitrag von lenin »

Natürlich sind sie alle in diesem Strang viel besser als ich. Ich poste nur, damit der Strang oben bleibt, und sie sich weiter täglich bemühen – to my pleasure. Daher kurz:

Puffmutter: „Wie fanden sie die Blondine?“
Gast: „Rein zufällig, als ich einen Ostfriesen beiseite schob.“

bitte weitermachen
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w. it's slavic

nur um...

Beitrag von w. it's slavic »

Der Witz ist eine Pointe ohne Ende, an dem die Worte fehlen.
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tranquilizer
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Beitrag von tranquilizer »

Zwei Hochhäuser sitzen im Keller und stricken Benzin. Kommt Derrida vorbei und würdigt sie nicht eines Blickes. Sagt das eine Hochhaus zum anderen: "Sach mal, warum grüßt der nicht?" Darauf das andere: "Don't worry, das macht der immer so!"
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MariaTequila bängbängbäng
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Beitrag von MariaTequila bängbängbäng »

Die Kuh sitzt in der Telefonzelle und singt ein Souflé. Da kommt das Eigelb vorbei und fragt: "Haste mal ´nen Kamm?"
Unter Bewußtsein, das muß kein Verlust sein!
Weltalltag-Man
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Beitrag von Weltalltag-Man »

Abt.: Inversion

Kommt das Volk zum Kapitalismus: „Kannst du uns den sozialen Alltag erklären?“. Der Kapitalismus meint: „Natürlich kann ich euch das erklären. Guckt mal: Ich halte den ganzen Laden am laufen, also bin ich ein Vater. Die Regierung sorgt sich um alles, also ist sie eine Mutter. Wir beide kümmern uns nur um euch, das Volk, also seid ihr unsere Kinder. Die Arbeiterklasse ist die Putzhilfe, die für die Familie arbeiten darf, und unsere gemeinsame Zukunft ist wie ein kleiner Sohn, der noch in den Windeln liegt. Habt ihr das verstanden?“
Das Volk ist nicht ganz sicher und möchte erstmal darüber schlafen. In der Nacht wacht es verschwitzt aus unruhigen Träumen auf: Moment mal, die Zukunft sieht doch scheiße aus! Das Volk möchte sofort zur Regierung, aber die muß gerade Kajal auftragen und persönliche Vendettas ausfechten. Darauf klopft das Volk beim Kapitalismus, doch der ist gerade zu beschäftigt, muß Standorte verlegen. Am nächsten Morgen fragt der Kapitalismus das müde Volk: „Habt ihr jetzt begriffen, wie sozialer Alltag aussieht?“ „Ja, jetzt wissen wir’s. Nachdem Mutti genug rumgegiftet hat, schießt sie sich allabendlich mit Prosecco ab, während Vati ausländische Aushilfen vögelt und die Kinder schlafen schlecht, nerven rum und machen einem ab und zu mit Selbstgebasteltem Freude.“
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Prof. Adorno
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Beitrag von Prof. Adorno »

Ich sehe schon, aus diesem Strang wird noch einmal etwas ganz Großes.

Michael Walzer, Anthony Giddens und Giorgio Agamben sollen erschossen werden. Sagt Walzer: "Gut, daß ich keine Witze erzählen kann, nicht mal dekonstruktivistische."
Ich bin gut informiert. Ich weiß viel. Ich habe viel Material.
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