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Prof. Adorno
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Beitrag von Prof. Adorno »

Viele Menschen fragen sich angesichts von VW-Puff und Dschungelcamp: wo kann man heute noch Würde finden?

Die Antwort ist leicht: Sie finden sie im Saalkreis. Sie entspringt in der Gemeinde Teutschental, fließt anschließend unter der B 80 hindurch und westlich an Bennstedt vorbei. Dann erreicht sie Zappendorf, wo sie im Ortsteil Köllme in die Salza als rechter Nebenfluss mündet.

Hätte man das nur vorher gewußt! Jetzt wären natürlich Dignitäts-Aquädukte denkbar, die bspw. mitten in den Bundestag führen. Alle Fernsehanstalten sowie die Redaktion des Focus könnten mit Frischwürde-Leitungen ausgestattet werden - wenn, ja wenn die Würde nicht unantastbar wäre (Wasserschutzgebiet).

Bild

Tut mir leid.
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tranquilizer
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Beitrag von tranquilizer »

Kennt eigentlich jemand das Heideggerlied?

"Was ist Sein? Was ist Sein? Was ist die Frage nach dem Sinn vom Sein

Was ist Sein? Was ist Sein? Was ist der Sinn vom Sein?


Das Fragen dieser Frage hat als Fragen nach natürlich sein Gefragtes Befragtes Erfragtes

Und als Fragen eines Seienden selbst den Charakter des Seins (des Seins)

Das Fragen dieser Frage ist ein Seinsmodus eines Seienden das wir je selbst sind

Das heisst, das Sein dieses Seienden ist je meins (je meins)"

Mehr dazu unter http://ontology.buffalo.edu/smith/heidegger/. Dieser Reggaerhythmus geht mir nicht mehr aus dem Kopf...
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General Amnestie
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Beitrag von General Amnestie »

Adorno!
Sie sind mir ja ein ganz schlimmer Dings, wie ich eben (leider) lesen musste. Nämlich bei Tor(sic!)sten Mann, Rot-Grüne Lebenslügen, Rotten(!)burg 2005, S. 11 ff.

Die Frankfurter Schule – nicht „Made in Germany“
(...)
Um die Zersetzungsarbeit auf das bis dahin konservative Deutschland auszuweiten, gründete Lukacs unter Mitarbeit zahlreicher Mitglieder der KPD an der Frankfurter Universität 1923 ein Institut für Marxismus, das dem Marx-Engels-Institut in Moskau nachempfunden war und über Mittelsmänner eng mit diesem in Verbindung stand.
(...)
Um die kommunistische Stoßrichtung des Frankfurter Instituts zu verschleiern, entschied man sich jedoch bald für eine Umbenennung und wählte den unverfänglicheren Namen »Institut für Sozialforschung«, später auch bekannt als »Frankfurter Schule«.
(...)
Später übernahm der Marxist Max Horkheimer die Leitung des Instituts. Auch er war davon überzeugt, dass allein mit der Arbeiterklasse keine Revolution zu machen sei, was den falschen Eindruck verstärkte, die Frankfurter Schule vertrete eine von Moskau unabhängige politische Richtung (...)
Unter Horkheimer wurde auch bald eine ideologische Brücke zu Sigmund Freuds Psychoanalyse geschlagen, was der Frankfurter Schule einen zusätzlichen wissenschaftlichen Anschein verlieh.
(...)
Aufgrund der kommunistischen Ausrichtung und nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass fast alle Mitarbeiter des Instituts aus jüdischen Familien stammten, die dem Mittelstand oder dem oberen Mittelstand angehörten, wurde die Frankfurter Schule schon bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wegen »staatsfeindlicher Umtriebe« geschlossen und schließlich beschlagnahmt. Doch schon 1931 hatte Horkheimer auf Anraten Adornos ein Zweiginstitut in Genf eingerichtet und das gesamte Institutskapital nach Holland überführt, so dass die kommunistische Subversion trotz Schließung der Frankfurter Zentrale im Ausland fortgesetzt werden konnte. Anschließend emigrierten alle führenden Vertreter der Frankfurter Schule, darunter auch Herbert Marcuse, in die USA, wo die Zersetzungsarbeit, finanziert von der US-Hochfinanz, ab 1934 unter der Bezeichnung »Institute of Social Research« an der Columbia University weiterging.
(...)
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Horkeimers Gruppe in das entnazifizierte Deutschland zurück, wo das Institut wieder lose der Frankfurter Universität angegliedert wurde. Durch das Fehlen geistiger Alternativen konnte die Frankfurter Schule von nun an ungehindert die neu heranwachsende akademische Jugend mit der im amerikanischen Exil ausgearbeiteten »Kritischen Theorie« vergiften und so entscheidenden Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung der ganzen westlichen Welt ausüben. Das Leitmotiv hieß: Kritisieren bis zur Zersetzung.
Bekanntlich ist die Öffentlichkeit grundsätzlich nicht in der Lage, aus sich selbst heraus zu erkennen, welch’ Geistes Kind eine Bewegung ist, wenn es ihr nicht lautstark vermittelt wird, und obwohl so bekannte Personen wie der Historiker Golo Mann mehrfach klarstellten, die Gesinnung der Frankfurter Schule sei nichts anderes als ein »Marxismus für feine Leute«, konnte Horkheimers Institut ungehindert den Niedergang der westlichen Kultur einleiten.
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General Amnestie
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Beitrag von General Amnestie »

Wikipedia macht mich einmal mehr lachen:

„Sieht man ab von den im engeren Sinn fachphilosophischen Schriften, dann läßt der philosophische Gehalt der Adornoschen Texte nur selten sich mit Händen greifen.“

Ein Satz wie vom Weltgeist selbst geschnitzt. Man traut gar nicht zu entscheiden, ob jener oder Freuds »Unbewußtes« dem Autor die Hand führte, lässt doch der philosophische Gehalt der Adornoschen Texte im Gegensatz zur vordergründigen Aussage des obigen Satzes kaum besser als im dort zu findenden schier endlos postponierten Reflexivum sich greifen.
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Prof. Adorno
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Beitrag von Prof. Adorno »

Jodocus politico-philosophicus

Kant, Kritik der praktischen Vernunft, Dialektik der praktischen Vernunft, 1. Hauptstück: " ... Also bleibt die Frage: wie ist das höchste Gut praktisch möglich? noch immer unerachtet aller bisherigen Coalitionsversuche eine unaufgelösete Aufgabe." (im Orig. gesperrt!)

Kant dixit. Koalieren bringt nichts. Nächste Aufgabe.
Ich bin gut informiert. Ich weiß viel. Ich habe viel Material.
Tranquil

Beitrag von Tranquil »

Nach Auguste Comte und den Philosophen des Wiener Kreises tritt jetzt DFB-Teammananger Oliver Bierhoff in die Fußstapfen der erkenntnistheroretischen Denkrichtung, die auf positiven Befunden fußt.

Auf die Frage des SPIEGEL, ob er eher den Zweckoptimismus oder Realismus verficht, antwortet Bierhoff keck: "Ich nenne es Positivismus. Wir müssen einfach mit einem festen Glauben ins Turnier gehen und an unsere Stärken glauben."
Mikromiktion

Beitrag von Mikromiktion »

Tranquil hat geschrieben:Nach Auguste Comte und den Philosophen des Wiener Kreises tritt jetzt DFB-Teammananger Oliver Bierhoff in die Fußstapfen der erkenntnistheroretischen Denkrichtung, die auf positiven Befunden fußt.

Auf die Frage des SPIEGEL, ob er eher den Zweckoptimismus oder Realismus verficht, antwortet Bierhoff keck: "Ich nenne es Positivismus. Wir müssen einfach mit einem festen Glauben ins Turnier gehen und an unsere Stärken glauben."
Ein Rudi Carnap! Es gibt nur ein'n Rudi Carnap!
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lenin
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Max "uns Uwe" Weber

Beitrag von lenin »

Kurzzeitig liebäugelte ich mit dem Gedanken, in meinen Kolumnen eine regelmäßige, kleine Max-Weber-Ecke einzurichten, ist der Grösoz doch ein gar possierliches Tierchen – ich sage nur „Pollution“... (vgl. Von Reden ganz zu schweigen im Kolumnenstrang)
Doch, ach: Erstens, wer mag sich schon regelmäßig mit dem „Witwen-Weber“ (GALA) beschäftigen?, zweitens, hat Gerhart Hauptmann seinerzeit ja schon das Wichtigste zusammen getragen (Die Weber) und drittens, wann haben sie hier schon das letzte Mal eine Kolumne von mir entdeckt?
Also klären wir es doch gleich an Ort und Stelle.

Heutzutage hält sich ja, besonders im Osten der Republik, standhaft das Gerücht, deutsche Arbeitsplätze seien durch osteuropäische und vor allem polnische Konkurrenzarbeiter schwerstens gefährdet. Mumpitz natürlich, wie jeder gestandene Kapitalist und allen voran der "irre Impotat" (BILD) zu berichten weiß:

„Der heutige durchschnittliche Schlesier mäht bei voller Anstrengung wenig mehr als zwei Drittel soviel Land in der gleichen Zeit wie der besser gelohnte und genährte Pommer oder Mecklenburger, der Pole leistet physisch, je weiter östlich er her ist, desto weniger im Vergleich zum Deutschen. Und auch rein geschäftlich versagt [der schlechter bezahlte Pole] überall da, wo es sich um die Herstellung von Produkten handelt, welche irgendwelche qualifizierte Arbeit oder etwa die Bedienung kostspieliger und leicht zu beschädigender Maschinen oder überhaupt ein irgend erhebliches Maß scharfer Aufmerksamkeit und Initiative erfordern.“
(Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, S. 49)

So weit, so schön. Auch zum Thema Emanzipation hat der „stramme Max“ (Playgirl) Hilfestellung zu geben. Sollten ihnen jedenfalls morgen ihre Kolleginnen mal wieder gehörig auf den Geist gehen, so erinnern sie sie ruhig an folgende Worte unseres rennomierten Vorzeigesoziologen:

„Ein Bild rückständiger traditionalistischer Form der Arbeit bieten heute besonders oft die Arbeiterinnen, besonders die unverheirateten. Insbesondere ihr absoluter Mangel an Fähigkeit und Willigkeit, überkommene und einmal erlernte Arten des Arbeitens zugunsten anderer, praktischerer, aufzugeben, sich neuen Arbeitsformen anzupassen, zu lernen und den Verstand zu konzentrieren oder nur überhaupt zu brauchen, ist eine fast allgemeine Klage von Arbeitgebern, die Mädchen, zumal deutsche Mädchen, beschäftigen.“
(ebd., S. 50)

Dem ist vorerst nichts hinzuzufügen.
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I don't use poetry, art or music to get into girls' pants,
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Prof. Adorno
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Beitrag von Prof. Adorno »

Mittlerweile haben sicher selbst Sie mitbekommen, was da gelaufen ist um den ollen Habermas und die spannende Diskussion, ob er schluckt oder nicht. Was jetzt viel wichtiger ist als die Frage, ob die Geschichte stimmt: was stand denn auf dem Zettel?!

Mein Vorschlag:

"Lieber Hans-Ulrich Wehler, Du hast am 13.12.1943 an meinem Sanitäterkurs nicht teilgenommen. Außerdem muß ich feststellen, daß Du beim letzten Mal zwar anwesend warst, aber mir widersprochen hast in der These, daß sich aus der Einebnung des Rationalitätsgefälles zwischen dem profanen Handlungsbereich und einer definitiv entzauberten Kultur als das gesuchte Äquivalent zu den nicht mehr verfügbaren Ideologien ein Alltagsbewußtsein ergibt, das jedoch seiner synthetischen Kraft beraubt, fragmentiert wird, wodurch sich in modernen Gesellschaften die Kontingenzspielräume für die aus normativen Kontexten entbundenen Interaktionen so weit erweitern, daß der Eigensinn des kommunikativen Handelns sowohl in den entinstituionalisierten Verkehrsformen der familialen Privatsphäre wie in der durch Massenmedien geprägten Öffentlichkeit praktisch wahr wird. Zur Strafe mußt Du das nächste Mal die Stube entzaubern. Mit freundlichen Grüßen, Dein Jürgen."
Ich bin gut informiert. Ich weiß viel. Ich habe viel Material.
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