Rechtschreibreform

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merz
Beiträge: 73
Registriert: Mi Sep 01, 2004 1:14 pm

Beitrag von merz »

Einen meiner Ansicht nach viel schöneren Ansatz zur Vereinfachung des Deutschen hat Zé do Rock mit seinem "Ultradoitsh" gemacht, das er auch auf seiner Homepage im Kommentar zu seinem Buch "fom winde ferfeelt" beschreibt: Link.

Noch einmal kurz an Domstadt:
Sie haben ganz recht, manchmal orientieren sich Sprecher wirklich an der Schreibung, und nicht die Schreibung an den Sprechern - das kam vor allem in früheren Tagen vor, als die Fremdsprachen noch nicht in aller Munde waren. Heute - so denke ich - spricht man vor allem erst einmal etwas möglichst anglophon (bzw. gallophon) aus, und danach schreibt man es - meist erst so, wie es in der Ursprungssprache geschrieben wird, später dann auch ab und zu angepaßt.
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Karl Kraus
Beiträge: 9
Registriert: Sa Feb 14, 2004 12:30 pm

Beitrag von Karl Kraus »

Verkatert hat geschrieben:Eine kleine Ergänzung zu scheusslichen Hungarismen...
HUNGARICA

Unsere lieben Nachbarn da drüben, jenseits der Leitha, vergessen gar manches, wenn sie in ihren chauvinistischen Tiraden auf ihr national-magyarisches Sprachenleben zu reden kommen. Sie scheinen sich dessen gar nicht bewusst zu sein, wie gefährlich ihnen ihr sprachlich so durchaus abgeschlossenes Dasein werden kann.
Ich will von dem schweren Ein- und Ausfuhrzoll, der infolgedessen auf dem ganzen geistigen Leben Ungarns lastet – und da handelt es sich bekanntlich um eine überaus passive Handelsbilanz –, völlig absehen. Ich will nur hinweisen auf das ganze unglaubliche Emporwuchern der Corruptionspflanze in dieser so luftdicht abgegrenzten Sumpfatmosphäre, auf die immense Gefahr, die dies isolierte Sprachendasein für die Entwicklung der fortschrittlichen und freiheitlichen Bestrebungen des Volkes in sich birgt. Es versteht ja eigentlich niemand außerhalb der ungarischen Grenzen magyarisch, und das ist der Grund, weshalb man es in diesem Lande nicht nöthig hat, sich zu genieren. Man ist so recht in intimer, gemüthlicher Gesellschaft und braucht sich nicht zu fürchten, dass auch nur da geringste, das in das Hohelied auf das »mächtig emporstrebende Ungarn« nicht hineinpasst, aus der patriarchalischen Interessensphäre Magyariens dringen könnte.
Und deshalb ist in Ungarn alles möglich. Die Schwindler des politischen und des geschäftlichen Lebens, die Schwindler in der Soutane und die Schwindler in der Magnaten-Mente, die Wucherer, Ausbeuter und Armeelieferanten, die Comitatsclique und die Clique der Hauptstadt: sie alle wissen das und schlagen sich in die Brust und rufen begeistert: »In ihrer Sprache lebt unsre Nation.«
Viele von ihnen kennen diese Sprache gar nicht oder doch nur mangelhaft; aber sie begreifen es, dass diese Sprache ihre Zukunft bedeutet, dass sie verloren wären, wenn man »im gebildeten Westen« – wie es in Ungarn ganz treffend und unbewusst bescheiden heißt – alles so recht verstünde, was bei ihnen zu Hause vorgeht.
Diese Erkenntnis ist mit ein Grund dafür, dass der Chauvinismus in Ungarn von Tag zu Tag ungemüthlichere Dimensionen annimmt. Man möchte mit diesem Land am liebsten gar nichts mehr zuthun haben, oder wie es Leo Franckel, der in Ungarn gebürtige Arbeitsminister der Pariser Commune, ausdrückte: »Lieber in Paris in einer Gosse verrecken, als in Ungarn mitthun!«
Gast

Beitrag von Gast »

Liebe Experten,

gehe ich recht in der Annahme:
Die Investition ist nicht nur mit hohen Gewinnchancen, sondern auch mit hohem Risiko verbunden.
Die Investition ist sowohl mit hohen Gewinnchancen als auch mit hohem Risiko verbunden.

Muss man auswendig lernen, welche anreihenden Konjunktionen zwischen Satzteilen ein Komma erfordern, oder gibt es da einen Trick, der sich mir bisher nicht erschlossen hat?
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merz
Beiträge: 73
Registriert: Mi Sep 01, 2004 1:14 pm

Beitrag von merz »

Es gibt einige semantische "Brücken", jedoch möchte ich nicht dafür geradestehen, wenn diese hin und wieder nicht so gut halten.

Anreihende (kopulative) und ausschließende (disjunktive) Konjunktionen erfordern kein Komma, wohingegen entgegensetzende (adversative), einschränkende (restriktive) und begründende (kausale) Konjunktionen immer ein Komma benötigen.

Wenn die Konjunktion also eine Begründung (denn, ...), einen Gegensatz (aber, sonst, ...) oder eine Einschränkung (nur, sondern, ...) ausdrückt, setzt man ein Komma, sonst nicht (es sei denn, es wird ein ganzer Satz eingeleitet - dann wird immer ein Komma gesetzt: "ich mache dieses, und er macht jenes"/"ich mache sowohl dies, als ich auch jenes versuche").

In der Tat ein ziemlich schwieriges Kapitel.
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MariaTequila bängbängbäng
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Beitrag von MariaTequila bängbängbäng »

Luat eienr Stduie der Kluasnebruger Unievrstiät speilt es kenie Rlloe in welcehr Reiehnfogle die Buhcstbaen in eniem Wrot vokrmomen, die enizig whctige Sahce ist, dsas der ertse und der lzette Buhcstbae stmimen. Der Rset knan in eienm völiliegen Duchrienanedr sien und knan trtozedm prboelmols gelseen wreden. Das ist, wiel das menchsilche Ague nihct jeedn Bhuctstbaen liset. Ertsuanlcih, nihct?
Unter Bewußtsein, das muß kein Verlust sein!
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katchoo
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Beitrag von katchoo »

Ging vor ein paar Jahren per Mail und in tausend Foren rum.

(Ich hoffe, daß es sich um einen Scherz, der sich zum Gerücht ausweitete, handelt, erwähne ich hier völlig überflüssigerweise. Leider weiß ich nicht mehr, in welcher c't bzw. wo bei heise das damals stand, zumal ich nicht mehr weiß, wann das genau war.)

Edit: Wiedergefunden bei Telepolis
Gast

Beitrag von Gast »

Und? Konnten Sie es lesen?
Gast

Re: Rechtschreibreform

Beitrag von Gast »

Saftpresse hat geschrieben:Wer Vereinfachung ganz gleich auf welchem Gebiet verspricht, ist entweder ein Bauernfänger oder ein Idiot.
Ist mir so zu pauschal.

"figga
Robert Mugabe
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Beitrag von Robert Mugabe »

Aus der heutigen <i>Süddeutschen Zeitung</i> (S. 14):

<a href="http://imageshack.us"><img src="http://img410.imageshack.us/img410/1556/rsreform6nj.jpg" border="0" width="679" alt="Image Hosted by ImageShack.us" /></a>
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Quodlibet
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War es das nun?

Beitrag von Quodlibet »

<a href="http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... 63879.html" target="_blank">Diesen Artikel aus der Berliner Zeitung vom 29.06.2006</A> möchte ich zum Anlaß nehmen, um eine Bilanz der Rechtschreibreform zu ziehen.
Berliner Zeitung vom 29.06.2006 hat geschrieben: Rechtschreibung, zusammengerüttelt

Stephan Speicher

Die Rechtschreibreform hat es geschafft. Der Springer Verlag will sich ab August nach den Regeln des frisch überarbeiteten Dudens richten, gleichfalls der Spiegel. Die FAZ, das dritte der opponierenden Verlagshäuser denkt noch über ihre Position nach. Irgendwann sind alle müde, auch dieser Streit musste verläppern (...)
Ja, es scheint eine allgemeine Ermüdung ob des Themas eingetreten zu sein, obgleich sich noch mehrere Foren seiner annehmen, werden dort kaum neue Argumente für oder wider die Reform ausgetauscht, sondern nur die hinlänglich bekannten bis zum Schreibkrampf wiederholt oder hämisch auf Fundstellen verwiesen, in denen das neue Regelwerk nicht greift, zu Mißverständnissen führt oder gar Kuriositäten verursacht.

Was dem Verfasser des Artikels entgangen zu sein scheint, es sind nicht nur diese drei Verlage, die der Empfehlung der Kultusminister zur Umsetzung der reformierten Rechtschreibung nicht oder nur teilweise folgten, die Junge Welt (zwar nicht die auflagenstärkste, aber immerhin eine überregionale Tageszeitung) verweigerte die "neue" Rechtschreibung von Anfang an und jede größere Tageszeitung pflegt derzeit eine Art Hausorthographie, man muß sich nur eine beliebige Ausgabe der NZZ, der Süddeutschen Zeitung etc. pp. Zur Hand nehmen, ganz zu schweigen von Buch- oder Zeitschriftenverlagen, in denen fast überall ein wirres Durcheinander von alter, reformierter oder reformiert-reformierter Schreibweise mit verschiedenen Auslegungen herrscht. Verläppert scheint also nicht nur der Streit über sondern die Rechtschreibreform an sich, eines ihrer Ziele jedoch (wie übrigens auch das der ersten aus dem Jahr 1901), die Vereinheitlichung der Schriftsprache wurde gründlich verfehlt.

Mehr noch es scheint sich eine Kluft aufzutun, die Mehrheit schreibt, wie sie es für richtig hält, nur an den Schulen ist man mehr oder minder bemüht, das Regelwerk durchzusetzen, einschließlich des immer noch nicht beseitigten groben Unfugs: Wem ist es bisher gelungen, einen "Jogurt" zu kaufen, wer hat je etwas (außer in einem Schulbuch) von einem "Känguru" gelesen oder gar beim Italiener um die Ecke "Spagetti" gegessen?

Die teilweise irreleitende "Vereinfachung" der Trennung oder Zusammenschreibung wurde schon wieder revidiert, ein weiterer Schwerpunkt der Reform, die Neuregelung der Interpunktion, bisher ausschließlich an den Schulen umgesetzt.
Beschluß der deutschsprachigen Presseagenturen, 1999 hat geschrieben: "Die Agenturen bleiben bei der alten Form der Zeichensetzung, um die Lesbarkeit ihrer Nachrichten (...) zu gewährleisten".
Hieraus ergeben sich zwei Probleme; Interpunktion dient dem besseren Textverständnis, gerade beim Erfassen und Verstehen von Texten jedoch schnitten die deutschen Schüler laut PISA-Studie schlechter ab als die Probanden anderer Nationen und Sprachgemeinschaften.
Mehr noch: Sollte die "vereinfachte Kommaregelung" beibehalten werden, wird es auf Jahrzehnte hinaus zwei parallele Sprachregelungen geben, da die Mehrheit außerhalb der Schulen weiterhin versuchen wird, das "alte" Regelwerk anzuwenden.

Ja, die Kritiker sind müde geworden, ihre teils richtigen, teils an den Haaren herbeigezogenen Argumente vorzubringen, die 300 Millionen Euro, welche die Reform allein die Verlage gekostet hat, scheinen in den Sand gesetzt, denn jene, für die die Orthographie so mühevoll "vereinfacht" wurde, machen nicht mehr oder nicht weniger Fehler, hierzu bedarf es keinen Blick in die Ergebnisse der PISA-Studie, es genügt ein Vergleich der zu jedem Schuljahresende von den Kultusministern veröffentlichten Zensurenspiegel.
"Die Dynamik der Verbesserung lässt etwas nach" Frank-Jürgen Weise
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merz
Beiträge: 73
Registriert: Mi Sep 01, 2004 1:14 pm

Beitrag von merz »

Blick in den Zensurenspiegel? Rechtschreibung hat doch gerade mal in einem Fach größeren Einfluß auf die Noten, und das gerade mal in vielleicht vier Schuljahren.
Wichte sind wichtig.
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